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Van der Bellen gedachte im KZ-Mauthausen der Opfer

Zum 75. Jahrestag der Befreiung des KZ Mauthausen legte Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Dienstag einen Kranz nieder.

Heute Redaktion
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Im Gedenken der Opfer legte Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Dienstag zum 75. Jahrestag der Befreiung des KZ Mauthausen auf dem Appellplatz des ehemaligen Lagers einen Kranz nieder.

Es ist eine "offene Wunde in der Geschichte Österreichs", hatte Van der Bellen bereits am Montagabend in einer Videobotschaft festgestellt. Es sei 75 Jahre her, "dass das größte Verbrechen der Menschheitsgeschichte beendet werden konnte."

Am 5. Mai 1945 befreite die US-Armee das Konzentrationslager Mauthausen in Oberösterreich. Seit 1946 finden Gedenk- und Befreiungsfeiern in der KZ-Gedenkstätte und ehemaligen Außenlagern statt. In diesem Jahr ist das aufgrund der Corona-Pandemie nicht in der gewohnten Form möglich.

Wie das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) bekannt gab, soll es am 10. Mai von 11 bis 12 Uhr – 75 Jahre nach der Befreiung – eine virtuelle Befreiungsfeier mit Zeitzeugen-Statements, Videos und Musik geben.

Von 1938 bis zur endgültigen Befreiung des KZ am 7. Mai 1945 durch die 11. Panzerdivision der Dritten US-Armee kamen nach Mauthausen 200.000 Gefangene, die Hälfte von ihnen überlebte die NS-Vernichtungsmaschinerie nicht.

Kanzler erinnert an historische Verantwortung

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat am 75. Jahrestag der Befreiung des KZ Mauthausen an die historische Verantwortung Österreichs "für die dunkelsten Seiten der Geschichte" erinnert. "Mauthausen steht wie kein zweiter Ort in unserem Land für die Schrecken des NS-Terrorregimes. Umso wichtiger ist es, sich auch heute der Verantwortung der Geschichte zu stellen", sagte Kurz am Dienstag.

Diese "dunkelsten Seiten" dürften niemals in Vergessenheit geraten. "Es ist 75 Jahre nach der Befreiung unerlässlich, sich an die Gräueltaten und Verbrechen, die im Nationalsozialismus begangen wurden, zu erinnern. Wir erinnern uns daran, dass Österreicherinnen und Österreicher nicht nur Opfer, sondern auch Täterinnen und Täter waren", bekräftigte der Kanzler.

"Unsere Verantwortung gilt den 100.000 Menschen, großteils jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger, die Mauthausen zum Opfer fielen. Menschen mit Behinderung, Roma und Sinti, Homosexuelle, Widerstandskämpfer und Menschen mit anderen Meinungen verloren an diesem Schicksalsort für Österreich ihr Leben. Ihnen allen sind wir in der Pflicht", sagte Kurz abschließend.

Kogler: Um weiter Gedenkstätte bemüht

"Es waren Gegner des Nationalsozialismus aus den eroberten und besetzten Ländern, sowjetische Kriegsgefangene, Juden und Jüdinnen vor allem aus Holland, Polen und Ungarn, Sinti und Roma, österreichische und deutsche Widerstandskämpfer und Oppositionelle verschiedener politischer Couleur, Zeugen Jehovas, Homosexuelle", zählt Kogler auf und betont: "Uns muss immer bewusst sein, dass in Mauthausen auch Österreicher Täter waren. Noch am 27. April 1945, dem Gründungstag der Zweiten Republik, wurden in Mauthausen 43 Widerstandskämpfer hingerichtet."

Der Vizekanzler verweist am heutigen Jahrestag auch auf die zahlreichen Nebenlager von Mauthausen wie etwa das KZ Gusen. Kogler unterstreicht hier das aktuelle Bemühen der Bundesregierung, diese Liegenschaft zu kaufen. "Denn an dieser Stelle soll ebenfalls eine mahnende und würdige Gedenkstätte errichtet werden können."

Rendi-Wagner: "Menschlichkeit ist unsere Pflicht"

Am 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen hat SPÖ-Vorsitzende ruft Pamela Rendi-Wagner zur kollektiven Wachsamkeit auf: "Wir dürfen auch nicht vergessen, dass es die Verantwortung von uns allen ist, dass sich die schlimmsten Gräueltaten in unserer Geschichte nicht wiederholen. Menschlichkeit ist unsere Pflicht".

"Vergessen wir nicht, dass der Nationalsozialismus in vielen kleinen Schritten kam – am Anfang standen Ausgrenzung und Diffamierung, Entmenschlichung war die Folge", erklärte Rendi-Wagner. Das Gedenken an die Mauthausen-Befreiung zeige, dass eine offene und solidarische Gesellschaft nichts Selbstverständliches ist. "Freiheit und Demokratie jeden Tag aufs Neue aktiv einzufordern, zu verteidigen und zu stärken, ist unsere Aufgabe."

Hofer: "Respekt im Mittelpunkt"

FPÖ-Parteichef Norbert Hofer bezeichnete die Mauthausen-Befreiung durch Soldaten der Alliierten als Warnung. "Vor 75 Jahren wurde ein Schreckensregime in die Knie gezwungen", betonte der dritte Nationalratspräsident. "Wir alle müssen daran arbeiten, dass sich dieses dunkle Kapitel der Geschichte nicht mehr wiederholen kann."

Wer heutzutage in der Politik tätig ist, trage "die große Verantwortung und Verpflichtung, immer darauf zu achten, dass Respekt im Mittelpunkt der politischen Arbeit stehen". Die Politik müsse jene Rahmenbedingungen schaffen, die Extremismus und Verführungen keinen Nährboden bieten.

Meinl-Reisinger: Jeden Tag für Menschenrechte eintreten

Auch NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger gedachte der Opfer des NS-Regimes und mahnt zur Achtsamkeit im Heute:

"Mauthausen konnte passieren, weil sich Österreicherinnen und Österreicher gegen ihre eigenen Nachbarinnen und Nachbarn sowie Freundinnen und Freunde gewandt haben", erklärte sie. Es gelte, "jeden Tag überzeugt gegen jede Art von Ausgrenzung, Einschränkung von Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten einzutreten – ganz besonders in schwierigen Zeiten, in denen es leicht ist, in alte Muster zu verfallen und Sündenböcke zu suchen".

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