Welt

Vandalen zerstören 460 jüdische Gräber

Heute Redaktion
Teilen
Picture
Bild: AP/The Philadelphia Inquirer/Michael Bryant

Bereits zum zweiten Mal innerhalb einer Woche schänden Unbekannte in den USA einen jüdischen Friedhof. Ein Kopfgeld von 10.000 Dollar soll zu den Tätern führen.

Auf einem jüdischen Friedhof in Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania haben Unbekannte gegen hundert Grabsteine umgeworfen und beschädigt. Wie örtliche Medien am Sonntag berichteten, wurden manche der zum Teil über hundert Jahre alten Grabsteine auf dem Mount Carmel Friedhof in zwei Teile zerschlagen. 460 Grabsteine seien zerschlagen oder umgestürzt worden, berichtete der Sender NBC Philadelphia unter Berufung auf einen Rabbiner, der den Schaden begutachtet hatte. Die Polizei in der US-Ostküstenstadt sprach von mehr als hundert umgestoßenen Grabsteinen.

"Das ist keine zufällige Tat", sagte Rabbi Shawn Zevit. Um so viele Grabsteine umzuwerfen, brauche es Absicht und ein gemeinsames Vorgehen mehrerer Täter. "Das ist kriminell, das ist schon mehr als Vandalismus", sagte der Polizist Shawn Thrush dem Inquirer: "Es ist unfassbar." Unter den zerstörten Gräbern waren auch einige Grabstätten von Quäkern und Muslimen.

Die Hintergründe der Tat waren zunächst unklar, die Polizei nahm Ermittlungen auf. Die Anti-Defamation-League, die sich gegen Antisemitismus und die Diskriminierung von Juden einsetzt, setzte eine Belohnung von 10.000 Dollar für Hinweise zur Ergreifung der Täter aus. Auch das israelische Außenministerium verurteilte die Tat. Ministeriumssprecher Emmanuel Nahschon schrieb auf Twitter, die Schändung des Friedhofs sei schockierend und besorgniserregend. Pennsylvanias Gouverneur Tom Wolf nannte die Tat einen "feigen, beunruhigenden Akt". Die Verantwortlichen müssten gefasst und zur Rechenschaft gezogen werden, twitterte Wolf.

Antisemitismus im Aufwind

Erst vor einer Woche waren auf einem im Bundesstaat Missouri über 150 Grabsteine beschädigt worden. Wenige Tage später beteiligte sich US-Vizepräsident Mike Pence an den Aufräumarbeiten. Die jüdischen Gemeinden in den USA berichten seit dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump außerdem von einer Zunahme eingehender Drohungen – am äußersten rechten Rand der Trump-Anhängerschaft gibt es Gruppierungen mit rassistischer und antisemitischer Ideologie. Trump selbst bestreitet, rassistisch oder antisemitisch zu sein.

Am Dienstag vergangener Woche verurteilte Trump die Zunahme antisemitischer Vorfälle in den USA als "schreckliche" und "schmerzhafte" Entwicklung. Die Drohungen gegen die jüdischen Gemeinden seien eine "sehr traurige Mahnung", dass im Land noch viel Arbeit zu leisten sei, "um Hass, Vorurteile und Böses auszumerzen". Bürgerrechtler beklagen jedoch, dass sich Hass-Gruppen in den USA seit dem Wahlsieg des Rechtspopulisten im Aufwind sehen.