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Vassilakou will 365-Euro-Ticket für die Ostregion

Heute Redaktion
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Verkehrsexperte Harald Frey, Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) und der grüne Landessprecher Joachim Kovacs
Verkehrsexperte Harald Frey, Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) und der grüne Landessprecher Joachim Kovacs
Bild: Denise Auer

Stadt-Vize Maria Vassilakou (Grüne) kann sich ein Abrücken von der Citymaut vorstellen, "wenn das 365-Euro-Ticket für die Ostregion kommt".

Nach der Absage von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) an die von Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou zur Diskussion gestellte Citymaut reagierte Vassilakou am Montag auf den Vorschlag der "SPÖ-Ostachse", ein 365-Euro-Ticket für die Ostregion einzuführen.

Citymaut-Absage: 365-Euro-Ticket als Bedingung

"Wenn das 365-Euro-Ticket für die Ostregion jetzt kommt, besteht kein unmittelbarer Bedarf für die Citymaut", so Vassilakou – vorausgesetzt, dass dies "kein Gerede" sei. Doch: "Lasst uns das machen. Es ist wichtig, dass die Maßnahmen jetzt gleich umsetzbar sind", stellt die Vizebürgermeisterin klar. Das 365-Euro-Jahresticket sei im übrigen ein grünes Konzept – mit viel Erfolg in Wien, das sei ein "ausgezeichneter" Vorschlag, auch für die Ostregion. In Wien gebe es 780.000 Jahreskarten-Besitzer, mit Schülern und Studenten seien es sogar mehr als eine Million, rechnet Vassilakou vor.

Vassilakou: "Lasst uns mit Juni 2019 die 365-Euro-Jahreskarte für die Ostregion einführen"

Ihre Idee einer City-Maut – Vassilakou hatte vorgeschlagen, dass Einpendler bei der Einfahrt nach Wien zwischen 6 und 10 Uhr Maut bezahlen – sei "aus meiner Sicht ein 100-prozentiger Erfolg", so Vassilakou. "Meine These ist, wenn ich die Citymaut nicht vorgeschlagen hätte, würde jetzt niemand über die 365-Euro-Jahreskarte reden", ist die Verkehrsstadträtin überzeugt. Und: "Ich werde sicher nicht locker lassen, bis wir etwas unternommen haben." Es sei wichtig, "das Maßnahmen jetzt gleich umsetzbar sind."

Vassilakou fordert: "Lasst uns bis zum Jahresende Rahmenbedingungen festlegen und mit Juni 2019 die 365-Jahreskarte für die Ostregion einführen." Die Finanzierung sei Sache der Bundesländer Niederösterreich und Burgenland – und des Bundes. Zuletzt hatte Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) ebenfalls eine bessere Vernetzung mittels öffentlichem Verkehr gut geheißen.

Vassilakou: "200.000 Pendler nach Wien brauchen Lösungen"

Zum Lobautunnel stellt Vassilakou klar: "Wir müssen Alternativen anbieten. Drei Milliarden in ein Autobahnprojekt zu investieren, ist meiner Meinung nach verschwendetes Geld." Auch wenn das Bundesverwaltungsgericht dem Bau der Lobau-Autobahn zustimmt, "heißt das nicht, dass sie notwendigerweise gebaut werden muss", so Vassilakou. Und: "Wenn ich drei Milliarden hätte, würde ich diese anders investieren." Nämlich: In den Öffi-Ausbau, Wirtschaftsförderung und den Ausbau der S-Bahn.

Für Vassilakou ist klar: "Wir müssen Alternativen bieten. 200.000 Pendler nach Wien brauchen eine Alternative und Lösungen, die jetzt gleich wirksam werden."

Gerade die Wiener an den Einfallstraßen würden eine "bessere Lebensqualität hier und jetzt" brauchen.

Auf die Frage, ob der Lobautunnel mit entsprechenden Begleitmaßnahmen denkbar wäre, sagt die Verkehrsstadträtin: "Wenn der Tunnel alleine kommt, gäbe es für die Stadt keine Entlastung, sondern viel mehr Verkehr." Verkehrsexperten würden schätzen, dass immer noch mehr Verkehr drohe, "wenn der Tunnel mit Begleitmaßnahmen kommt" – also mit Öffi-Ausbau und zum Beispiel einem Parkpickerl für ganz Wien. Dies sei laut Experten eine "tragbare Variante". Wenn der Tunnel nicht kommt, gäbe es laut Experten den "größten Verkehrslenkungseffekt, für uns Grüne ist die letztere Variante die klügere", so Vassilakou. An den Donaustädter Bezirkschef Ernst Nevrivy (SPÖ) spricht sie eine "Einladung" aus, "den erhobenen Zeigefinger beiseite zu lassen, uns zusammenzusetzen." Ein Gesprächstermin sei schon in Planung. Sie sei "sicher, dass die Donaustadt ohne Maßnahmen im Verkehr erstickt".

Klar ist: "Auch wenn der Tunnel gebaut wird, brauchen wir Maßnahmen wie Öffi-Ausbau und Co", so Vassilakou.

Verkehrsexperte Harald Frey erklärte, dass aus seiner Sicht die "Entlastungswirkung des Lobautunnels nur sehr kurzfristig wäre". Es brauche "Maßnahmen, die uns helfen, eine Verhaltensänderung herbeizuführen." Das könnte etwa eine Ausweitung der Parkraumbewirtschaftung auf ganz Wien sein. Außerdem weist Frey darauf hin, dass die Grundlagen für das Projekt knappe 20 Jahre alt seien. "Damals waren 37 Prozent der Wiener mit dem Auto unterwegs, jetzt sind es 10 Prozent weniger", so Frey.

Kovacs: "Mehr Straßen produzieren mehr Abgase, Verkehr, Stau"

Der grüne Landessprecher Joachim Kovacs stellt klar: "Ein Nationalpark hört nicht 20, 30, 40 Meter unterm Nationalpark auf." Und: "Wir dürfen uns nicht vormachen, dass das keine Auswirkungen hat." Gerade Grundwasser, Pflanzen- und Tierwelt könnten betroffen sein. Und: "Mehr Straßen produzieren mehr Abgase, mehr Verkehr, mehr Stau", so Kovacs. Die Kampagne "Nobau" solle als Dach für Umweltinitiativen fungieren. Der grüne Landessprecher sagt auch in Richtung SPÖ Donaustadt: "Wenn ich jemanden mit meiner Aussage beleidigt haben sollte, tut mir das sehr leid." Kovacs wünscht sich "mehr Mut beim Öffi-Ausbau, mehr Mut für Wien."