Österreich

Vater (32) soll sein 10 Wochen altes Baby getötet haben

Eine unfassbare Tat wird am Donnerstag Landesgericht Wien verhandelt: Ein 32-Jähriger soll seine kleine Tochter zu Tode geschüttelt haben.

Christine Ziechert
Teilen
Die Eltern des Babys sind wegen Mordes angeklagt.
Die Eltern des Babys sind wegen Mordes angeklagt.
Sabine Hertel

Laut einem Sachverständiger weist er eine höhergradige geistig-seelische Abnormität auf, doch niemand erkannte die Gefahr: Heute, Mittwoch, muss sich ein Wiener (32) vor dem Wiener Landesgericht wegen des Todes seiner kleinen Tochter verantworten.

Der Mann soll das erst zehn Wochen alte Baby wiederholt heftig geschüttelt haben, sodass es schließlich seinen  Verletzungen erlag. Auch die Mutter, eine 23-jährige Wienerin, muss sich wegen "Mord durch Unterlassung" verantworten. Sie soll bei den Attacken zugesehen, aber nichts unternommen haben. Vor Gericht zeigte sich das Paar nicht geständig.

Baby geschüttelt, weil "es mir zu viel war"

Laut Anklage soll der 32-Jährige erstmals im April gegenüber seiner Tochter – sie kam am 26. März 2021 zur Welt – gewalttätig gewesen sein, weil diese zu schreien begann und sich nicht beruhigen ließ. Zwei weitere Misshandlungen folgten  – die letzte am 4. Juni. Er habe das Baby geschüttelt, "länger, weil es mir zu viel war" und er es "zur Ruhe bringen" wollte, "dass sie nicht so schreit". Das Kind erbrach und wurde bewusstlos, die Lippen verfärbten sich blau.

Zudem gab der Mann an, dass ihm die Folgen des Schüttelns nicht bewusst gewesen seien: "Ich habe es nicht gewusst, was es anrichtet. Sie hat nicht geschrien." Nach dem ersten Mal, "wo ich es gemacht habe", habe sie gelacht. Seine Tochter habe "danach nie aus der Nase geblutet oder aus den Ohren oder sich anders verhalten."

1/64
Gehe zur Galerie
    <strong>26.04.2024: Barometer-Beben! Neue Konkurrenz für FP-Chef Kickl.</strong> Enges Rennen im April-Barometer von <em>"Heute"</em>: Vier Parteichefs haben exakt dieselben Zustimmungswerte. <a data-li-document-ref="120033420" href="https://www.heute.at/s/barometer-beben-neue-konkurrenz-fuer-fp-chef-kickl-120033420">Bier-Chef Wlazny wird auf Platz 1 ausgewiesen &gt;&gt;&gt;</a><a data-li-document-ref="120033251" href="https://www.heute.at/s/kein-auto-kein-haus-so-lebt-rene-benko-120033251"></a>
    26.04.2024: Barometer-Beben! Neue Konkurrenz für FP-Chef Kickl. Enges Rennen im April-Barometer von "Heute": Vier Parteichefs haben exakt dieselben Zustimmungswerte. Bier-Chef Wlazny wird auf Platz 1 ausgewiesen >>>
    Denise Auer, Helmut Graf
    "Ich wollte das meiner Tochter nicht antun" - Angeklagter

    Er sei davon ausgegangen, dass ihr nach dem Schütteln "vielleicht schwummrig ist, aber nie, dass das an ihre Organe, ihr Hirn oder so etwas geht." Er habe keine bösen Absichten gehabt: "Ich wollte das meiner Tochter nicht antun", zeigte der 32-Jährige späte Reue. Zur Rolle seiner Freundin meinte der Wiener: Sie habe vom letzten Schüttelakt "das Ende mitbekommen". Sie sei damals "im Raum gewesen. Ansonsten hat sie nichts gesehen."

    Laut Obduktion erlitt das Baby Blutungen im Bereich der Hirnwand (laut gerichtsmedizinischem Gutachten typische Anzeichen für ein Schütteltrauma), was wiederum zu einer Sauerstoff-Unterversorgung im Gehirn bzw. zu Hirnschäden führte. Zudem wurden Brüche an beiden Oberschenkeln und eine Netzhautverletzung an einem Auge festgestellt. Das Baby wurde noch mit dem Hubschrauber ins Spital geflogen, erlag aber schließlich am 12. Juni den schweren Verletzungen. Die Ärzte schalteten die Polizei ein, die Eltern wurden festgenommen und sitzen seitdem in U-Haft.

    23-Jährige wurde ungewollt schwanger

    Das Paar hatte sich im Jänner 2020 kennengelernt, zog zusammen in eine 37 Quadratmeter große Ein-Zimmer-Wohnung. Für die Wienerin soll es die erste richtige Beziehung gewesen sein, sie wurde bald darauf ungewollt schwanger. Laut Staatsanwaltschaft wurde eine Abtreibung überlegt, es war aber bereits zu spät dafür. "Sie haben sich gezwungenermaßen für ein Kind entschieden, das sie nie wollten. Das Baby war von Anfang an nicht gewünscht", so die Staatsanwältin.

    Weil sich der Vater – er soll keine regelmäßige Beschäftigung haben und verstärkt dem Alkohol zugesprochen haben – schon nach der Geburt im Krankenhaus aggressiv verhielt, wurde das Jugendamt eingeschalten. Die Eltern bekamen eine Hebamme und Betreuung durch Sozialarbeiter und -pädagogen. Eine akute Gefährdung des Kindes wurde durch die Kinder- und Jugendhilfe (MA 11) aber nicht festgestellt. Zudem gab es auch Beratungen in finanziellen Fragen, da das Paar delogiert werden sollte.

    "Meine Mandantin hat die Misshandlungen zu keinem Zeitpunkt gesehen" - Timo Gerersdorfer, Verteidiger der Angeklagten

    Timo Gerersdorfer, der Verteidiger der 23-Jährigen, verwies auf eine Intelligenzminderung seiner Mandantin: "Sie gehört zum untersten einen Prozent ihrer Altersklasse". Ihr Freund sei in der Beziehung dominant gewesen, sei "aus ihrer Sicht ein guter Vater" gewesen: "Beide haben sich auf das Kind gefreut." Die Misshandlungen seitens des Vaters habe die 23-Jährige nicht mitbekommen: "Sie hat es zu keinem Zeitpunkt gesehen. Sie ist vier bis fünf Mal in der Woche einkaufen gegangen, war auf der Toilette, im Badezimmer. Sie hat schöne lange Haare, sie hat sich die Haare gefönt." Der Vater habe "Fehler gemacht, die sind nicht meiner Mandantin zuzurechnen", so Gerersdorfer.

    Dem 32-Jährigen wurde durch einen psychiatrischen Sachverständigen eine höhergradige geistig-seelische Abnormität bescheinigt. Dem Gutachter zufolge geht von dem Mann eine Gefahr aus, die befürchten lässt, dass er ohne therapeutische Maßnahmen wieder Straftaten mit schweren Folgen setzen könnte. Die Staatsanwaltschaft hat auf Basis dieser Ausführungen im Fall einer Verurteilung des Vaters dessen zusätzliche Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher beantragt. Das Urteil soll am 24. Jänner, dem zweiten Prozesstag, folgen. Es gilt die Unschuldsvermutung.