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Vater weint vor Gericht: "Wollte Sohn nicht töten"

Der Kroate Drazen D. soll im vergangenen September drei Menschen getötet haben, darunter auch sein sechsjähriges Kind.

Heute Redaktion
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Der Amoklauf von Villingendorf schockte über die Grenzen hinweg: Der sechsjährige Dario feierte mit seiner Mama, ihrem neuen Freund und ihrer Cousine seine Einschulung. Plötzlich stürmte sein Vater Drazen D. mit einem Gewehr das Haus und schoss drauf los. Dabei tötete er den neuen Lebensgefährten seiner Ex-Frau, ihre Cousine und auch den gemeinsamen Sohn.

Nun muss sich Drazen D. vor Gericht verantworten. Bei seiner Aussage am Freitag hörten alle ganz genau hin: "Ich wollte niemanden erschießen. Ich wollte mich mit meiner ehemaligen Lebensgefährtin aussprechen, doch als ich sie dann mit einem Neuen gesehen habe, habe ich einfach schwarz gesehen." Dem Gericht erzählt er, dass er sich wie in Trance fühlte. Er hätte wie ein Roboter gehandelt und einfach geschossen.

Tränen vor Gericht

Lange Zeit wollte sich der Kroate nicht zum Fall äußern. Nun brach er sein Schweigen. Er gab an, seine Sicht der Dinge schildern zu wollen.

Immer wieder unterbrach er seine Aussage, um sich zu sammeln. Immer wieder schweifte er ab und sprach über den Krieg und seine Flucht nach Deutschland. Auch gab er zu, dass er Drogen und Alkohol konsumiert habe. Dabei gestand er: "Wenn ich unter Einfluss stand, habe ich viele falsche Dinge getan. Ich habe meine Ex-Frau geschlagen." Es soll oft zu Streitereien gekommen sein: "Ich wollte eine Familie, aber Katerina (Ex-Frau, Anm. d. Red.) wollte meinen Sohn nach Lettland bringen. Ich hatte Angst, dass er dort leiden würde."

Staatsanwaltschaft glaubt Drazen D. nicht

Nach der Trennung zog seine ehemalige Lebensgefährtin mit dem gemeinsamen Sohn weg. Die neue Adresse fand Drazen D. über das Jugendamt heraus, erklärte er vor Gericht. Er hätte nur reden wollen. Weshalb er aber ein Gewehr bei sich trug, konnte er nicht erklären.

"Ich wollte meinen Sohn nicht töten. Er bedeutete alles für mich", sagte der Kroate unter Tränen. Die Situation sei einfach außer Kontrolle geraten.

Die Staatsanwaltschaft sieht die Sache jedoch anders: Sie geht davon aus, dass Drazen D. mit der Mordabsicht ins Haus gestürmt sei. Auch hätte er seine Ex-Frau am Leben gelassen, damit sie für immer leiden müsse, weil er den gemeinsamen Sohn getötet habe.

Der Prozess wird fortgesetzt. (slo)