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Frauen müssen im Wartesaal gebären

Heute Redaktion
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Der venezolanische Journalist Jesús Medina Ezaine hat das schockierende Bild der schwangeren Frauen veröffentlicht (30. September 2017).
Der venezolanische Journalist Jesús Medina Ezaine hat das schockierende Bild der schwangeren Frauen veröffentlicht (30. September 2017).
Bild: Twitter/Jesus Medina Ezaine

Das Gesundheitswesen in Venezuela kollabiert: Ein Bild, das zwei Schwangeren zeigt, die ihre Kinder im Gang zur Welt bringen müssen, schockt das Land.

Auf sozialen Plattformen sind Bilder von hochschwangeren Frauen veröffentlicht worden, die in einem Krankenhaus in Venezuela nackt auf Bänken in den Wehen liegen. Die Patientinnen wurden in einem Wartesaal des staatlichen Krankenhauses Pastor Oropeza in der Ortschaft Barquisimeto behandelt, weil es offenbar nicht genügend freie Kreisssäle gab.

Die Krankenhausleitung erklärte auf Twitter, dass es vergangenes Wochenende zu einem Engpass gekommen sei, nachdem das benachbarte Krankenhaus Antonio Pineda von der Wasserversorgung abgeschnitten worden war.

Die gebärenden Frauen seien darum ins Pastor Oropeza überführt worden. Man habe in den letzten Tagen 120 Schwangere behandelt, obwohl das Krankenhaus nur Entbindungsstationen für 25 Patientinnen hat, sagte Ernesto Villegas, Kommunikationsminister im Kabinett von Präsident Nicolás Maduro.

Politiker auf beiden Seiten rechtfertigen sich

Beim Krankenhaus Antonio Pinedo lautet die Version etwas anders: Es stimme schon, dass das Krankenhaus kein Wasser gehabt habe, aber die Verantwortung dafür trage die Regierung in Caracas: Nachdem der Strom mehrmals ausgefallen sei, sei die Wasserpumpe kaputtgegangen, sagte der Gesundheitsdirektor Ruy Medina im Bundesstaat Lara zur Zeitung "El Nacional". Medina gehört der Oppositionspartei Mesa de Unidad Democratica (kurz MUD) an.

Auch wenn die Politiker von rechts und links den Vorfall rechtfertigen wollen: Es ist eine Tatsache, dass das Gesundheitssystem in Venezuela schon länger mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat. So soll eine Umfrage unter den staatlichen Krankenhäusern aufgedeckt haben, dass 94 Prozent aller Krankenhäuser keine Tomographien mehr anbieten können. 89 Prozent der Krankenhäuser haben keine funktionierenden Röntgengeräte mehr, 71 Prozent keine Ultraschallgeräte. Zudem seien 51 Prozent aller Operationssäle nicht funktionstüchtig. 64 Prozent der Krankenhäuser mussten wegen der Lebensmittelknappheit ihre Küchen schließen.

(kle)

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