Österreich

Verdächtiger: Wastl starb bei Sturz im Wald

Heute Redaktion
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Bild: Helmut Horvath

Im Fall der vermissten Heidrun Wastl (damals 37) aus Wiener Neustadt ist nach mehr als zehn Jahre ein 41-Jähriger festgenommen worden. Das teilte die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt am Mittwoch mit. Gleichzeitig wird fieberhaft nach der Leiche der Frau gesucht.

Spektakuläre Wende im Fall der seit 2001 vermissten Heidrun Wastl (37) aus Wiener Neustadt: Ein 41-jähriger Verdächtiger hat eine "Beichte" abgelegt. Demnach ist Wastl bei einem Sturz im Wald gestorben - die Ermittler bezweifeln die Aussagen allerdings.

Die Frau sei bei einem Waldspaziergang mit dem Kopf gegen einen Stein geprallt und leblos liegen geblieben In Panik habe er die Sterbende zurückgelassen. Einen entsprechenden Bericht im bestätigte Erich Habitzl von der Wiener Neustädter Staatsanwaltschaft.
Die Ermittler zweifeln diese Version an. Der Tischler wurde wegen des Verdachts des Mordes festgenommen. In einem Waldstück in der Buckligen Welt waren zudem Ermittler des Bundeskriminalamts mit Spürhunden im Einsatz, um nach den sterblichen Überresten der Frau zu suchen.
Festnahme in der Nacht auf Dienstag

Bei dem Mann, der in der Nacht auf Dienstag wegen des Verdachts des Mordes festgenommen wurde, soll es sich um die Person handeln, der Wastl zuletzt gesehen hatte. Nach der Leiche der Frau werde seit Dienstag, bei Lanzenkirchen in einem Wald in der Buckligen Welt gesucht. Bis Anbruch der Dunkelheit am Mittwoch werde nach der Leiche gesucht, sagte Bundeskriminalamtssprecher Mario Hejl.

Spezielle Leichenspürhunde sollen die in einem Waldstück vermuteten sterblichen Überreste der 37-Jährigen aufspüren. 14 Tiere und ihre Hundeführer seien im Einsatz. Die Aktion musste aufgrund starker Regenfälle zeitweise unterbrochen werden. Sollte die Leiche der Frau bis Mittwochabend nicht gefunden werden, werde die Suche am Donnerstag fortgesetzt, so Hejl.

Geständnis des Verdächtigen

Das gezielte Vorgehen in dem Waldstück bei Lanzenkirchen (Bezirk Wiener Neustadt) dürfte dem Vernehmen nach mit den Aussagen des 41-jährigen Verdächtigen zusammenhängen. Ob der Mann in seinen Einvernahmen gestanden habe, die Frau ermordet und in dem Waldstück verscharrt zu haben, wollte Erich Habitzl von der Wiener Neustädter Staatsanwaltschaft nicht bestätigen.

Das mysteriöse Verschwinden der Frau wird seit mehreren Monaten im Rahmen des Cold Case Managements vom Bundeskriminalamt (BK) untersucht. Bereits Ende April wurde bekannt, dass auf einer Dose, die aus der Küche der Frau stammt, DNA-Spuren eines der Familie nahestehenden Mannes gefunden wurden.

Polizei: "Fall schon bald geklärt"

Der Mann befinde sich in Verwahrungshaft und werde von der Polizei einvernommen, so Habitzl. Wie er sich bisher verantwortete, wollte die Staatsanwaltschaft nicht verraten. Man zeigte sich aber zuversichtlich, dass die Ermittler "am richtigen Fleck" suchten und der Fall schon bald geklärt werden dürfte.

Heidrun Wastl gilt seit dem 28. September 2001 und somit seit über zehneinhalb Jahren als vermisst. Die Kindergartenhelferin wollte an jenem Tag ihren sechsjährigen Sohn um 11.30 Uhr von der Schule abholen, kam dort aber nie an. Der Fall wurde im Juli 2002 auch in der Fernsehsendung "Aktenzeichen XY" aufgegriffen. Wastl wurde mittlerweile von ihrem Ehemann auch für tot erklärt.

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Vermisstenfall "Heidrun Wastl" - Eine Chronologie

Das Rätsel um das über zehn Jahre zurückliegende Verschwinden der 37-jährigen Heidrun Wastl aus Wiener Neustadt könnte kurz vor der Klärung stehen. Am Dienstag wurde ein unter Mordverdacht stehender Mann festgenommen, Ermittler und Leichenhunde suchten in einem Waldstück im südlichen Niederösterreich nach den sterblichen Überresten der Frau. Folgend eine Chronologie des Geschehens:


28. September 2001 - Die Kindergartenhelferin Heidrun Wastl aus Wiener Neustadt verschwindet spurlos. Die Frau soll um 11.30 Uhr ihren sechsjährigen Sohn von der Schule abholen, taucht dort aber nie auf. Ihr Ehemann meldet sie als vermisst.
2. Oktober 2001 - Die Polizei bittet erstmals um Hinweise auf den Verbleib der Frau. Schon damals heißt es, ihr Ehemann schließe ein Verbrechen nicht aus.
19. Februar 2002 - Von der Polizeidirektion Wiener Neustadt werden 2.500 Euro als Belohnung für Hinweise ausgesetzt, die zur Ausforschung des Aufenthaltsorts der Frau dienen.
Juli 2002 - Der Vermisstenfall wird von der Fernsehsendung "Aktenzeichen XY" aufgegriffen.
September 2002 - Ermittler verdächtigen einen 32-jährigen Tischler, mit dem Verschwinden der Frau zu tun zu haben. Er sei der letzte, der die Frau gesehen hatte, und als Verfasser eines "Abschiedsbriefes" ausfindig gemacht worden, der vier Tage nach dem 28. September bei ihrem Ehemann einlangte. In dem Text heißt es: "Ich sorge schon um sie, ihr geht es gut, wir sind im Ausland, sie will dich anrufen, wenn sie bereit ist.." Ein "tragfähiger Beweis für eine Täterschaft" kann jedoch nicht erbracht werden, so ein Kriminalist.
Ende 2011/Anfang 2012 - Das Cold Case Management des Bundeskriminalamts (BK) rollt den Fall neu auf.
April 2012 - Neue Spuren tauchen auf. Auf einer vom 28. September 2001 aus der Küche der 37-Jährigen stammenden Dose wird die DNA eines der Familie nahestehenden Mannes entdeckt.
22. Mai 2012 - Die Ermittler nehmen einen Verdächtigen fest und beginnen in einem Waldstück in der Buckligen Welt nach der Leiche der Frau zu suchen.


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Die größten Kriminalfälle mit Vermissten in NÖ

Heidrun Wastl gilt seit dem 28. September 2001 und damit seit mehr als zehneinhalb Jahren als vermisst. Die damals 37-jährige Kindergartenhelferin wollte an jenem Tag ihren sechsjährigen Sohn um 11.30 Uhr von der Schule abholen, kam dort aber nie an. Der Fall wurde im Juli 2002 auch in der Fernsehsendung "Aktenzeichen XY" aufgegriffen. Am Mittwoch hat die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt die Festnahme eines Verdächtigen - vorerst ohne nähere Details - bestätigt.

Weitere Vermisstenfälle in Niederösterreich in den vergangenen Jahren, die zu Kriminalfällen geworden sind:

Der wohl bekannteste Fall betrifft die damals 16 Jahre alte Julia Kührer, die am 27. Juni 2006 spurlos aus ihrem Heimatort Pulkau im Bezirk Hollabrunn verschwand. Am Abend des 30. Juni 2011 entdeckten Nachbarn das Skelett des Mädchens in einem Erdkeller auf einem Grundstück im nahen Dietmannsdorf. Dessen vorübergehend festgenommener Besitzer, der damals 50-jährige Michael K. aus Wien, musste wieder freigelassen werden, weil nach Ansicht des Gerichts "kein dringender Tatverdacht" bestand. Der Mann meint, die Leiche wäre von Unbekannten auf seinem Grundstück abgelegt worden.

Eine seit 30. August 2009 vermisste 26-Jährige aus St. Pölten wurde am 16. September tot in einer Wehranlage der Ybbs bei Hausmening im Bezirk Amstetten gefunden. Die Leiche wies Hämatome am Hals und am Oberkörper auf. Der getrennt vom Opfer lebende Ehemann (23) gestand, die Frau im Streit über das Sorgerecht für die beiden gemeinsamen Kinder erwürgt zu haben.

Mit 29. Oktober 2010 galt Anita K. (23) aus Eggern im Bezirk Gmünd als abgängig. Ein damals 54-Jähriger, bei dem sie seit ihrer Kindheit mit ihrer Schwester gelebt hatte, wurde als Tatverdächtiger festgenommen. Er erhängte sich in der Untersuchungshaft. Anfang Jänner 2011 bestätigte die Polizei, dass die Leiche der jungen Frau bei einem Badeteich in der Slowakei gefunden worden war. Bereits im Dezember waren Fragmente eines Schädelknochens und ein Stoffrest mit einer DNA-Spur entdeckt worden.

Am 22. Februar 2011 soll in Eggendorf, Bezirk Wiener Neustadt, ein damals 59-Jähriger seiner Ehefrau einen Schlag auf den Kopf versetzt und die Bewusstlose anschließend erstickt haben. In der Folge galt die 55-Jährige als abgängig, bis Kriminalisten das Geschehen klärten. Der Verdächtige hatte die Leiche im Pkw mit Anhänger in seine ursprüngliche Heimat Rumänien gebracht und auf seinem Anwesen vergraben. Die Tote wurde dort Ende März gefunden. Sie war in einem Heustadel in 1,4 Metern Tiefe vergraben.