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Verdi-Trilogie schließt mit "Operncomic" ab

Heute Redaktion
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Comic und Oper, Trash und "Troubadour": Die Verdi-Trilogie der Wiener Festwochen wurde am Sonntagabend im Theater an der Wien unter lautem Jubel abgeschlossen. Philipp Stölzl inszenierte "Il Trovatore" als schrille Hommage an die Hysterie. Mit einem wuchtigen Sängerquartett und einem dröhnenden Orchestergraben gab es Verdi, bis es knallt.

Comic und Oper, Trash und "Troubadour": Die Verdi-Trilogie der Wiener Festwochen wurde am Sonntagabend im Theater an der Wien unter lautem Jubel abgeschlossen. Philipp Stölzl inszenierte "Il Trovatore" als schrille Hommage an die Hysterie. Mit einem wuchtigen Sängerquartett und einem dröhnenden Orchestergraben gab es Verdi, bis es knallt.

Auf seinem weißen, leicht schräg gestellten Bühnenwürfel zerlegt Stölzl die weitgehend abstruse Handlung des "Troubadour" in ihre Einzelbilder. Die Oper wird zum Comicstrip: Turmfrisuren und Reifröcke wachsen in die Höhe und in die Breite, jeder Darsteller kommt als Karikatur einer Märchenfigur daher, die scheinbare Holzwand gibt immer wieder den Blick auf kurze Einblendungen im Animationsfilmmodus frei. Auf eine sinnvolle Handlung wird verzichtet, dafür lösen die Szenen einander kurzweilig ab.

In der Geschichte geht es um Manrico und Graf Luna, die Kontrahenten in der Politik wie in der Liebe sind. Sie wissen nicht, dass sie Brüder sind, weil Manrico einst von einer Zigeunerin geraubt wurde. Die warf dann aber unabsichtlich ihr eigenes Kind statt ihm ins Feuer. Über die Geschichte braucht man aber in dieser Inszenierung nicht nachdenken. Stattdessen kann man den Ohrwurmhagel genießen, den sich Verdi am Höhepunkt seiner Karriere erdacht hat.

Dirigent Omer Meir Wellber wurde schon bei den beiden ersten Teilen der Trilogie ("Rigoletto" im Jahr 2011, "La Traviata" im Vorjahr) sowohl von der Presse als auch vom Publikum angefeindet. Auch diesmal fällt es nicht leicht, ihn zu lieben. Das Radio-Symphonieorchester schmettert die griffigen Melodien. Dass die Sänger dabei nicht untergehen, liegt an der Stimmwucht der vier Protagonisten.

Vier tolle Sänger als Hauptdarsteller

Carmen Giannattasios kräftiger und ausdrucksstarker Sopran beherrscht die feinen Phrasierungen in Leonoras tragischem Ende mit viel Schönheit. Umso lauter sie wird, desto schriller kommt aber auch ihre Stimme, bis sie zu ihrem schrillen Bühnenoutfit passt. Minutenlangen Szenenapplaus erntete der polnische Bariton Artur Rucinski als Graf Luna, der seine rasende Eifersucht in samtene Arien zu gießen wusste. Zigeunerin Azucena, von Stölzl zum Horror-Kobold gestylt, wurde von der stimmlich beeindruckenden Marina Prudenskaja gesungen, bejubelt wurde auch der Koreaner Yonghoon Lee als Manrico.

Einige Buhs für die Regie

Die "trilogia populare", drei von Verdis berühmtesten Opern, haben die Wiener Festwochen nun bis ins Verdi-Jahr zu seinem 200. Geburtstag gedehnt. Nach einem düsteren "Rigoletto" von Luc Bondy und einer konventionellen "Traviata" von Deborah Warner setzt Philipp Stölzl augenzwinkernd und siegessicher auf Verdi mit Spaßfaktor. Dass es nicht alle lustig fanden, bezeugten einige Buhs für die Regie, die sich aber nur vage im abschließenden Publikumsgetöse ausmachen ließen.

"Il Trovatore" von Giuseppe Verdi, Regie: Philipp Stölzl, Dirigent: Omer Meir Wellber; mit Carmen Giannattasio, Artur Rucinski, Marina Prudenskaja und Yonghoon Lee.

Weitere Vorstellungen am 29. und 31. Mai sowie am 3. Juni, 19.30 Uhr, Theater an der Wien;