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Vergewaltigte Amerikanerin nutzt 134 Jahre altes Gesetz

Eine Frau wird in den USA Geschichte schreiben: Als wohl Erste nutzt sie ein 134 Jahre altes Gesetz, um ihren Vergewaltiger vor Gericht zu bringen.

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Madison Smith macht sich ein fast schon vergessenes Gesetz zu Nutze.
Madison Smith macht sich ein fast schon vergessenes Gesetz zu Nutze.
Heather Hollingsworth / AP / picturedesk.com

Nachdem sich der Staatsanwalt geweigert hatte, Anklage wegen Vergewaltigung zu erheben, nahm Madison Smith die Sache selbst in die Hand. Die 22-Jährige aus Kansas berief selbst eine sogenannte Grand Jury ein. Dabei stützte sie sich auf ein 134 Jahre altes Gesetz des US-Staates. Die junge Frau war 2018 nach eigenen Angaben von einem Freund in dessen Zimmer im Studentenwohnheim brutal vergewaltigt worden. Der Beschuldigte hatte sich vor Gericht der schweren Körperverletzung schuldig bekannt und kam mit einer zweijährigen Bewährungsstrafe davon.

Smith sammelte Hunderte Unterschriften, die zur Einberufung des Gremiums von Geschworenen notwendig sind. Die #MeToo-Bewegung habe sie ermutigt, die Gerichtsentscheidung nicht hinzunehmen, sagt die junge Frau, die kürzlich am Bethany College in Lindsborg ihren Abschluss gemacht hat. "Es passiert im ganzen Land, weltweit, dass Opfer und Überlebende von den Staatsanwälten, die ihnen nicht glauben, klein gehalten werden", sagt sie. "Und das ist nicht in Ordnung, denn sexuelle Gewalt ist so weit verbreitet, und wir müssen sie beseitigen, und einer der Wege dahin ist es, unsere Geschichten öffentlich zu machen."

Unterschriftensammlung auf dem Parkplatz

Der Prozess zur Zusammenstellung einer Grand Jury war nicht einfach. Smith stand auf einem Parkplatz und erzählte wieder und wieder hunderten Fremden ihre Geschichte, um die nötigen Unterschriften zu sammeln. Diese Prozedur musste sie wiederholen, nachdem ihre erste Petition aus Formgründen abgelehnt worden war.

Manche der Angesprochenen rissen Smith schon nach wenigen Minuten den Stift aus den Händen, umarmten sie und flüsterten ihr ins Ohr, dass sie selbst in der Vergangenheit Opfer sexueller Gewalt geworden seien. "Sie waren sehr dankbar dafür, dass ich kämpfe, dass ich einfach gegen das Justizsystem kämpfe und versuche, etwas zu verändern auf der Welt, weil sie selbst zu ängstlich waren, um sich zu wehren."

Sie habe das Gefühl, ihr Vorgehen sei der einzige Weg, Gerechtigkeit zu bekommen für den Angriff im Februar 2018, sagt Smith. Der Bezirksstaatsanwalt hatte ihren Fall als schwierig bezeichnet, weil sie ihre Zustimmung zu dem anfangs einvernehmlichen Sex nicht mündlich zurückgezogen hatte. Der Grund dafür sei gewesen, dass der Freund sie stranguliert und geschlagen habe, sagte Smith in einer Anhörung im August vergangenen Jahres.

"Ich habe angefangen, das Bewusstsein zu verlieren"

"Ich dachte wirklich, dass er mich umbringen würde", erklärt die 22-Jährige, die derzeit in einem Pflegeheim arbeitet, bevor sie im Herbst ein weiterführendes Studium aufnehmen will. "Er hat mich immer 20 oder 30 Sekunden am Stück gewürgt, und ich habe angefangen, das Bewusstsein zu verlieren." Der Angreifer wurde nach dem Vorfall im März 2018 vom Bethany College verwiesen. Vor Gericht sagte er nach Angaben einer Justizangestellten, dass er besser hätte kommunizieren müssen und Mitleid mit dem Opfer habe.

Die ehemalige Staatsanwältin Julie Germann aus Minnesota kam nach einer rechtlichen Prüfung des Falls im Auftrag der Familie Smith zu dem Schluss, dass eine Anklage wegen Vergewaltigung möglich wäre. Die Ankläger müssten alle Umstände in Betracht ziehen, sagte die auf Sexualstrafrecht spezialisierte Juristin: "Die Vorstellung, dass wegen ihres anfänglichen Einverständnisses alles akzeptabel ist, was folgte, wäre ein sehr gefährlicher Präzedenzfall."

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    Sven Hoppe / dpa / picturedesk.com