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Vergewaltigung wird von Richter verharmlost

Die Strafe eines Vergewaltigers aus Sachsen wurde herabgesetzt, weil es schlimmere Fälle geben würde. Das Opfer fühlt sich erniedrigt.

Heute Redaktion
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Für das Opfer ist das Milde Urteil unverständlich.
Für das Opfer ist das Milde Urteil unverständlich.
Bild: iStock

"Es ist nicht der schlimmste Fall der Vergewaltigung, das wird das Opfer nicht trösten, aber wir verhandeln hier ganz andere Fälle", sagte Richter Rupert Geußer nach dem Urteil gegen Andy S (32). Ein Schlag ins Gesicht von Samantha S. (26).

Verlobte verzieh die Vergewaltigung



Die Tat ereignete sich bereits im Juli 2017. Der Täter: Ihr damaliger bester Freund. Der Industriemechaniker machte damals seiner Verlobten einen Heiratsantrag. Vier Tage später besuchte er Samantha S. bei ihr zu Hause. Dort passierte es: Andy S. legte sich auf sein Opfer und riss ihm die Kleidung runter. Vor Gericht erklärte die 26-Jährige, dass sie schrie, dass er aufhören soll. Er machte aber einfach weiter und vergewaltigte sie.

Samantha S. hatte den Mut sich einer Freundin anzuvertrauen und schließlich auch zur Polizei zur gehen. In der Zwischenzeit plante Andy S. seine Hochzeit. Er erzählte seiner Verlobten sogar von der Vergewaltigung. Sie verzieh ihm. Wurde mittlerweile sogar schwanger von ihm.

Richter spielte Tat runter



Beim ersten Prozess im Sommer 2018 kam es dann zum Urteil: 2 Jahre und 8 Monate Haft für den Industriemechaniker. Er ging jedoch in Berufung. Nun folgte der Schock vor dem Landgericht Zwickau. Die Strafe wurde abgemildert. Richter Rupert Geußer zog Andy S. die acht Monate ab. Der Richter begründete seine Entscheidung damit, dass der Täter "die Flucht nach vorn antrat". Er hätte die Tat gestanden, das würde für ihn sprechen. Zudem sei ein "Drücken auf die Couch keine Gewalt".

Gegenüber "Bild" erklärt Samantha S., dass sie die Urteilsbegründung als "erniedrigend und verletzend" empfand. "Er hat das alles heruntergespielt und den Täter fast zum Opfer gemacht", so die 26-Jährige. Dennoch ist sie froh darüber, dass ihr Peiniger die Haft antreten muss. Denn bislang wurde sie im Ort als Lügnerin abgestempelt. (slo)