Österreich

Vergiftungsstation: 800 Patienten pro Jahr

Heute Redaktion
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Stationsleiter Stefan Pöchacker in der Toxikologischen Station im Wilhelminspital
Stationsleiter Stefan Pöchacker in der Toxikologischen Station im Wilhelminspital
Bild: Mierau/KAV

Maiglöckchen statt Bärlauch erwischt oder unabsichtlich Putzmittel verschluckt? Dann ist die toxikologische Intensivstation in Wien die richtige Anlaufstelle.

Auf der "Toxi" kämpfen Ärzte und Pfleger um das Leben von schwer vergifteten Patienten. Rund 800 Patienten pro Jahr werden auf der toxikologischen Station im Wilhelminenspital in Ottakring ambulant überwacht oder stationär behandelt.

Wer eine schwere Vergiftung hat, kommt hierher. Egal, ob man die falschen Pflanzen gegessen hat – etwa Maiglöckchen statt Bärlauch oder giftige Schwammerl – oder Drogen genommen hat, in der Toxikologischen Intensivstation gibt es Hilfe.

Häufig: Vergiftungen durch Drogen oder Alkohol

Schwere Vergiftungsfälle aus Wien und dem Umland werden hier behandelt. Dazu gehören auch Patienten nach Selbstmordversuchen, meist mit Tabletten, genauso wie Drogenkranke, Patienten mit Vergiftungen durch Pflanzen oder Tiere oder durch Verschlucken von chemischen Substanzen.

40 Jahre "Toxi"

Seit 40 Jahren gibt es die größte derartige Station Österreichs. Damals wurde sie als einfache Aufwachstation für alkoholisierte Patienten gegründet. Die wachsende Zahl an Patienten – und auch die wachsende Zahl an mit anderen Substanzen als Alkohol vergifteten Patienten und mit immer schwereren Krankheitsbildern  – führte zur Übernahme der Station durch die Anästhesie.

Schrittweise wurde die "Toxi" zu einer vollwertigen Intensivstation ausgebaut. Sie ist die einzige Intensivstation in Österreich mit dieser Spezialisierung und nach mehreren Umzügen mittlwerweile in dem modernen, gut ausgestatteten Pavillon 16 des Wilhelminenspitals untergebracht.

"Unsere Patienten kommen aus Wien und ganz Ost-Österreich. Ärzte-Kollegen in den anderen Bundesländern stehen wir immer wieder mit Ratschlägen zur Seite. Nicht zuletzt haben wir einen internationalen, guten Ruf", so Stationsleiter Stefan Pöchacker.

Gegengifte und Blutwäsche

Die Behandlung umfasst klinische und apparative Überwachung und Therapie, bis hin zur Beatmung, medikamentösen Kreislaufunterstützung, Blutwäsche ("Dialyse") und hochspezialisierten Behandlungsverfahren für bestimmte Vergiftungen. So werden neben der hochdosierten Gabe von Aktivkohle auch Antidota (Gegengifte) zum Beispiel gegen Gifte des Knollenblätterpilzes oder Fingerhuts, bei Vergiftungen mit bestimmten Schmerzmitteln oder Opiaten und Beruhigungsmitteln eingesetzt.

Vergiftungs-Hotline

Die Vergiftungsinformationszentrale Wien stellt eine rund um die Uhr erreichbare Notrufnummer, bei der geschulte Ärztinnen und Ärzte telefonisch Auskunft über Gefährlichkeit von Vergiftungen und mögliche Behandlungsstrategien geben.

Die Telefon-Hotline (nicht im Wilhelminenspital) der Vergiftungsinformationszentrale ist erreichbar unter: 01/406 43 43 (gem)