Gesundheit

Vergleich hinkt - Spanische Grippe war viel schlimmer

Vor einem Jahrhundert wurden mehr als 50 Millionen Menschen von der spanischen Grippe dahingerafft. Gibt es hier wirklich Parallelen zum Coronavirus?

Christine Kaltenecker
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Ist die spanische Grippe 1918 wirklich mit dem Corona-Virus zu vergleichen?
Ist die spanische Grippe 1918 wirklich mit dem Corona-Virus zu vergleichen?
Science Photo Library / picturedesk.com

Man sagt, jede Generation erlebt zumindest eine Krise. Vor einem ganzen Jahrhundert, nämlich 1918 bis 1920 wütete die spanische Grippe und kostete weltweit mehr als 50 Millionen Menschen das Leben. Gerne werden hier Vergleiche zum Covid-19-Virus gezogen, doch stimmen die auch?

Harmloser Beginn

Die spanische Grippe begann zunächst harmlos. Es erkrankten zwar relativ viele Menschen im Frühjahr 1918 an dem A/H1N1-Virus, aber nur wenige starben daran. Erst im Spätsommer, August 1918 folgte dann die zweite, tödliche Welle. Historiker verzeichnen bei der sogenannte "Herbstwelle", dass zwei von drei Bürgern mit dem hochinfektiösen Virus angesteckt waren. Ab diesem Zeitpunkt nahm die spanische Grippe mehr Opfer als der erste Weltkrieg.

Bei einer damaligen Weltbevölkerung von 1,8 Milliarden Menschen, tötete das Virus - hier sind sich Historiker uneinig - zwischen 50 und 100 Millionen Menschen weltweit.

Wesentlich ansteckender

Die spanische Grippe galt als wesentlich ansteckender als der Sars-CoV-2-Erreger und um ein Vielfaches tödlicher. Die Letalität lag bei fünf bis zehn Prozent. Das ursprüngliche Corona-Virus verzeichnet eine Sterbewahrscheinlichkeit von 0,5 - 0,6 Prozent. Außerdem galten bei der spanischen Gruppe vor allem Personen zwischen 20 und 40 Jahren als "Risikopatienten".

Nach dem ersten Weltkrieg waren aber die Menschen natürlich von Hunger, Obdachlosigkeit und Armut gezeichnet und wesentlich anfälliger für Krankheiten. Auch die Hygienebedingungen waren katastrophal, wodurch das Influenzavirus natürlich leichtes Spiel hatte. "Patient Zero" soll ein Armeekoch im US-Bundesstaat Kansas namens Albert Gitchell gewesen sein, der über rasende Kopfschmerzen, hohes Fieber sowie Gliederschmerzen klagte und im Laufe des Tages bereits 100 weitere Soldaten ansteckte. Trotz der Massenansteckungen wurden tausende Soldaten zum Kampf nach Frankreich verschifft, wodurch sich das Virus auch in Europa ausbreiten konnte.

Parallelen?

Sowohl die spanische Grippe als auch Corona befällt die Lunge. Bei der spanischen Grippe kam es jedoch sehr oft zu einer sogenannten Superinfektion, da man heute davon ausgeht, dass die Todesursache Nummer eins eine bakterielle Lungenentzündung war. Die Grippeerkrankten spuckten Blut und verfärbten sich durch die Sauerstoffarmut blau.

Die Sars-CoV-2-Infektion ist wesentlich komplexer und die Todesursachen sind unterschiedlich. Neben Lungenversagen und Atemstillstand, kann auch eine Sepsis oder eine Lungenembolie, sowie Schlaganfälle und Hirnschäden die Todesursache sein.