Österreich

Verletzte Taube sorgt für riesigen Shitstorm

Weil sie wegen einer verletzten Taube nicht ausrückte, muss sich die OÖ.-Tierrettung im Netz beschimpfen lassen. Auch sonst nehmen die Drohungen zu.

Heute Redaktion
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Wilhelm Schnebel, Obmann der OÖ-Tierrettung mit den Helferinnen Daniela und Michaela (re.) müssen sich viel gefallen lassen.
Wilhelm Schnebel, Obmann der OÖ-Tierrettung mit den Helferinnen Daniela und Michaela (re.) müssen sich viel gefallen lassen.
Bild: W. M.

Sie haben alle einen Fulltimejob und Familie, kümmern sich trotzdem in ihrer Freizeit ehrenamtlich um verletzte Tiere. Oft spät in der Nacht drehen sie noch ihre Runden mit dem Auto. Und das alles zum Wohl der geliebten Tierchen.

Alleine im abgelaufenen Jahr mussten Wilhelm Schnebel, Obmann der Tierrettung OÖ, und sein Team zu 1.000 Einsätzen ausfahren. 548 Mal war ein Tier in Not. Die anderen Male ging es um Observationen, Beratungen und Hilfestellungen.

Großteil kommt für den Einsatz nicht auf

Doch was ist der Lohn für den aufopfernden Einsatz? Als wäre es nicht schon genug, dass der Verein, der weder vom Staat noch vom Land finanzielle Unterstützung bekommt, bei einem Großteil der Einsätze auf den Kosten sitzen bleibt (von 548 Tierrettungen wurden im Vorjahr nur 128 bezahlt), müssen sich die Mitarbeiter nun auch noch beschimpfen und bedrohen lassen.

Aktuell ließ eine verletzte Taube die Wogen im Netz auf Facebook hochgehen. Demnach gibt eine Linzerin an, eine vermeintlich verletzte Taube bei der Tierrettung gemeldet zu haben. Diese hätte das Anliegen der Frau aber nicht ernst genommen und sei unfreundlich gewesen.

"Wir sind nicht im Stande, Tauben, Igel, Schwäne und anderes Kleingetier im Hilfsprogramm aufzunehmen. Dafür reichen unsere Kapazitäten einfach nicht. Wenn wir Absagen erteilen, werden wir beschimpft und im Netz verunglimpft", so Schnebel zu "Heute". Wie der Obmann berichtet, können verletzte Kleintiere rund um die Uhr im Tierheim abgegeben werden.

Vorwurf: Tierretter sollen Hunde gestohlen haben



Doch auch bei anderen Einsätzen müssen sich die Tierretter einiges gefallen lassen. Bei entlaufenen und übergebenen Tieren werden die Retter laut Schnebel oft beschuldigt, die Tiere zuvor aus dem Garten gestohlen zu haben. Damit sie nachher für den Einsatz kassieren können.

Im Bezirk Perg mussten die Tierretter eine schwer misshandelte Hündin (Serienrippenbrüche) abholen. Der Besitzer konnte ermittelt werden, weigerte sich schließlich aber die Umkosten von 140 Euro zu bezahlen. Er habe daraufhin das Tier der Tierrettung "geschenkt" und gemeint, ein neuer Hund aus dem Ausland sei billiger.

In Urfahr macht ein frei laufender Hund schon seit mehr als einem Jahr Probleme, wie Schnebel berichtet. Der Vierbeiner hätte schon mehrmals beinahe einen Autounfall verursacht. Immer wieder hätten die Retter den Hund der Besitzerin zurückgebracht.

Bei der Rückgabe habe sie jedoch immer gemeint, ihr Hund habe noch nie Probleme gemacht. Als die Tierretter den Ausreißer dann mitnahmen, habe der Lebensgefährte der Besitzerin gedroht, die Helfer beim Tierheim, wo der Hund hingebracht werden sollte, abzufangen.

Erboste Hundebesitzerin erstattete Diebstahl-Anzeige



Danach habe der Lebensgefährte bei der Polizei eine Diebstahls-Anzeige gemacht und habe Schnebel noch die ganze Nacht mit Telefonanrufen terrorisiert. "Er beschimpfte mich aufs Übelste, drohte mich im TV bloß zu stellen", so Schnebel.

Beschimpfungen und Drohungen würden mittlerweile schon fast täglich passieren. "Wir bekommen jeden Tag sicher zehn Anrufe für sinnlose Rettungsaktionen, die wir aus Mangel an finanziellen Mitteln nicht mehr durchführen können", erklärt Schnebel.

Manche ehrenamtliche Mitarbeiter sehen laut Schnebel "manchmal gar keine Sinnhaftigkeit mehr in ihren freiwilligen Tätigkeiten".

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