Österreich

Vermisster Akademiker: Verriet Smartphone Killer?

In der Causa um den verschollenen Dr. Roland Krenn geht die Kripo von Mord aus. Leiche gibt es keine, dafür einen schrecklichen Verdacht ...

Heute Redaktion
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Seit Monaten schon rauben der Familie eines Salzburger Akademikers entsetzliche Gedanken den Schlaf. Irgendwas kann doch nicht stimmen, befürchten die beiden Schwestern von Dr. Roland Krenn. Einfach spurlos verschwinden – ohne ein Wort.

Nein, das passt sogar nicht zu dem leutseligen Salzburger. Keine Anrufe. Keine Handynachrichten. Daheim in seiner Villa in Hellbrunn nicht anzutreffen. Und ebenfalls nicht in seinem erst im Vorjahr renovierten Ferienhäuschen im burgenländischen Oberwart. Irgendetwas muss hier passiert sein.

Haus durchsucht, Teich ausgepumpt

Die Polizei wird eingeschaltet. Ermittlungen laufen an, und sehr rasch haben auch die Beamten schlimmste Befürchtungen. Denn Dr. Roland Krenn hebt kein Bargeld mehr von seinen Konten ab und auch nicht das Handy. Kein Lebenszeichen. Also schreiben Vermisstenfahnder den Mann bei Interpol zur Fahndung aus. Vergeblich. Villa und Ferienhaus werden penibel durchsucht; jeder Zettel gesichtet, jeder Grashalm auf Anzeichen eines Verbrechens geprüft. Sogar ein Teich im Garten des Vermissten wird ausgepumpt. Mysteriös: In den Anwesen des Salzburgers fehlt außer einem Schlüsselbund (siehe Infokasten) nichts.

Causa Krenn: Polizei sucht Zeugen

Nach umfangreichen Ermittlungen des Landeskriminalamtes Salzburg erhärtete sich der Verdacht, dass Dr. Roland Krenn Opfer eines Verbrechens wurde. Eine dringend tatverdächtige Person wurde bereits festgenommen. In diesem Zusammenhang sind für das Landeskriminalamt Salzburg folgende Fragen von Bedeutung:

1) Wer kann Angaben zum möglichen Verbleib von Dr. Roland Krenn machen und wer hatte um oder nach dem 19.07.2016 noch Kontakt mit ihm?

2) Wer kann Angaben zum verschwundenen Schlüsselbund von Dr. Roland Krenn mit auffällig beschrifteten Schlüsseln (siehe Foto) machen, wo wurde evtl. ein solcher gefunden?
Hinweise, die auch vertraulich behandelt werden, bitte an das LKA Salzburg, Tel. 059133-50-3333

(Zusatzfoto: LKA Sbg.)

Junger Musiker unter Mordverdacht

Also durchleuchten Kriminalisten das Umfeld des 63-Jährigen. Dabei stoßen sie auf den 23-jährigen Musiker Richard H. Er war der Letzte, mit dem Dr. Roland Krenn am 19. Juli 2016 telefoniert und ihn anschließend noch lebend zu Gesicht bekommen hat. Jeder Tatort-Seher weiß: Auf diese Person fokussieren sich dann die Ermittlungen. So auch in der Causa Krenn. Ende April klickten die Handschellen. Unter dringendem Mordverdacht wird der Verdächtige, für den die Unschuldsvermutung gilt, in Untersuchungshaft genommen.

Von der Leiche fehlt jeder Spur

Sein Anwalt Franz Essl betont im "Heute"-Gespräch: "Ich bin von der Schuldlosigkeit meines Mandanten überzeugt. Es gibt keine Leiche, daher kann der Mann noch am Leben sein oder auch einem Unfall zum Opfer gefallen sein. Man weiß es schlichtweg nicht." Der Musiker sei "schockiert" darüber, unter Mordverdacht zu stehen. Derzeit ackert Essl mit ihm den fünfbändigen Ermittlungsakt durch. Laut "Heute"-Infos wirkt folgendes Indiz für den Verhafteten belastend: Das Handy des Musikers und das Smartphone des verschollenen Akademikers hatten nach dessen spurlosen Verschwinden exakt den gleichen Bewegungsradius. Das beweist zwar (noch) keinen Mord, brachte Richard H. aber in die Justizanstalt Puch-Urstein.

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Deutscher soll Krenn 5.000 € gestohlen haben

Im Polizei-Akt tauchen noch zwei weitere Beschuldigte auf, die "aber nicht unter Mordverdacht stehen", wie Robert Holzleitner von der Staatsanwaltschaft Salzburg betont. Einer von ihnen könnte ein Handlanger von Richard H. bei der Bluttat gewesen sein. Der zweite, der Deutsche Detlef G., der eine zeitlang bei Roland Krenn gelebt hat, soll ihm laut einer Anzeige vor dem Verschwinden 5.000 Euro und andere Wertgegenstände gestohlen haben. Er ist abgetaucht und zur Fahndung ausgeschrieben. Auch nicht unverdächtig. Wieder vermutet man aber von Gesetzes wegen die Unschuld.

Das schillernde Leben des Akademikers

Wie auch immer, Fakt bleibt, dass Doktor Krenn als Besitzer einer Villa, eines Ferienhauses und einer Oldtimer-Sammlung auf Luxus abfuhr. Doch wie finanzierte er sein Jetset-Leben an der Salzach? Er vertrieb Steiff-Stofftiere und vermietete Immobilien. Dadurch dürfte er zu Wohlstand gekommen sein. Diesen Umstand begoss er gerne und üppig in einer Vinothek nahe des Botanischen Gartens in Salzburg. Bevorzugt mit Rotwein, gerne auch mit härteren Getränken. Je nach Zulang-Faktor war er laut Bekannten ein lustig-unterhaltsamer oder mühsamer Gesprächspartner. Zuletzt soll Krenn mit einem auffällig-getunten Fiat 500-Abarth bei der Weinbar vorgefahren sein. Zeitweise nervig soll am Stammtisch seine mitunter forsch vorgebrachte politische Meinung gewesen sein. Doch irgendwem musste sich der alleinstehende und kinderlose Mann ja mitteilen...

Leichensuche steht im Fokus

Was die Mordfahnder einstweilen noch nicht mitteilen, ist das vermutete Motiv. Möglich, dass sein Wohlstand ihm das Leben kostete. Dagegen spricht aber: Keine Wertgegenstände sind verschwunden und geerbt hätten in jedem Fall die beiden Schwestern. Also doch eher Ungereimtheiten im persönlichsten Umfeld des Akademikers? Die weiteren Ermittlungen werden's zeigen. Diesen zuträglich wäre laut Staatsanwaltschaft der Fund der Leiche. Sie wird im gesamten Land gesucht. Doch Behördensprecher Holzleitner lässt anklingen, dass man notfalls auch ohne Toten einen Prozess anstrengen könnte. Ein Mord ohne Leiche also. Nicht alltäglich.