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Verschweigt Russland erneut einen Atom-Unfall?

Heute Redaktion
13.09.2021, 22:22

Die im Oktober über Europa gemessene erhöhte Radioaktivität könnte aus der kerntechnischen Anlage Majak stammen, wo sich 1957 ein Atom-GAU ereignete.

Nachdem Anfang Oktober erhöhte Ruthenium-106-Werte über Europa festgestellt worden waren, vermuteten Experten die Quelle des radioaktiven Stoffes in Russland. Der russische Wetterdienst bestätigte dies kurze Zeit später, allerdings ohne den genauen Ursprung zu nennen.

Diesen hat nun möglicherweise Simon Proud von der University of Oxfordmithilfe von Satellitenbildern entdeckt.

Der Kernanlage fehlt plötzlich ein Dach

Der Physiker verglich jene Aufnahmen, welche die kerntechnische Anlage Majak zeigen. Dort hatte sich 1957 ereignet, der nach heutigem Wissensstand schwerwiegender als der von Tschernobyl war. Und dort vermuteten manche Fachleute auch die Quelle des rätselhaften Rutheniums-106.

Die Auswertung der Aufnahmen, die von dem europäischen Satelliten Sentinel 2 zu unterschiedlichen Zeitpunkten aufgenommen wurden, förderte Unterschiede zutage: Dort, wo im August noch ein helles Dach zu sehen war, zeigte sich im Oktober ein deutlich dunklerer Bereich. "Das Lagerhaus scheint einen Teil seines Daches verloren zu haben", kommentiert Proud seinen Post auf Twitter.

Mehrere Erklärungen möglich

Als Erklärung für die Auffälligkeit kommen verschiedene Szenarien in Frage, gibt der Physiker zu. So könnten in Majak beispielsweise Bau- oder Umbauarbeiten stattfinden. Dass es sich beim verdunkelten Dach um den Schatten einer Wolke handelt, wie Skeptiker meinen könnten, hält Proud laut Spiegel.de aber für ausgeschlossen. Schließlich wurde die Veränderung auf verschiedenen Bildern bei unterschiedlichen Wetterverhältnissen festgestellt.

Eine weitere Erklärung: Die beiden Vorkommnisse – der Verlust des Daches und die erhöhten Ruthenium-106-Werte – könnten im Zusammenhang stehen. Allerdings sei es unmöglich, das "mithilfe der Satellitenbilder sicher zu sagen", so Proud. Doch es sei ein guter Ausgangspunkt für weitere Untersuchungen.

Dass an Prouds Vermutung etwas dran sein könnte, zeigen auch die Ausführungen des russischen Wetterdienstes. Demnach wurde die höchste Konzentration des radioaktiven Stoffes in der Messstation Argajasch, einem Dorf in der Region Tscheljabinsk im südlichen Ural an der Grenze zu Kasachstan gemessen, die nur 30 Kilometer von Majak entfernt ist.

(fee)

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