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Verurteilter Künstler Otto Muehl gestorben

Heute Redaktion
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Der Künstler Otto Muehl starb am Sonntag in der Früh im Alter von 87 Jahren. Er litt an Parkinson und Herzproblemen und verstarb "friedlich im Kreis seiner Freunde in Portugal", wie die Leiterin des Muehl Archivs, Daniele Roussel, am Sonntagabend bestätigte.

Der Künstler Otto Muehl starb am Sonntag in der Früh im Alter von 87 Jahren. Er litt an Parkinson und Herzproblemen und verstarb "friedlich im Kreis seiner Freunde in Portugal", wie die Leiterin des Muehl Archivs, Daniele Roussel, am Sonntagabend bestätigte.

1991 war der burgenländische Kommunengründer wegen Sittlichkeitsdelikten, Verstößen gegen das Suchtgiftgesetz und Zeugenbeeinflussung zu sieben Jahren Freiheitsstrafe verurteilt worden. Seit seiner Entlassung lebte der Künstler gemeinsam mit einigen Künstlerfamilien in der Art & Life Family-Kommune in Portugal. Das meldet die "Kleine Zeitung". "Eine offizielle Stellungnahme seiner Familie steht noch aus", heißt es in dem Nachruf.

Otto Muehl (auch: Otto Mühl) war einer der umstrittensten österreichischen Künstler der Zweiten Republik. Er versuchte, mit den Mitteln der Kunst gegen die Gesellschaft zu revoltieren und hat dabei Grenzen überschritten und Gesetze verletzt.

Mitbegründer des Wiener Aktionismus

In seinen ersten künstlerischen Arbeiten beschäftigte sich Muehl mit der Zerstörung des Tafelbildes und arbeitete an Gerümpelskulpturen. Muehl machte Bekanntschaft mit Günter Brus, Hermann Nitsch, Kurt Kren und anderen, die in der Folge den Wiener Aktionismus prägten oder begleiteten. 1962 entstand das Manifest "Die Blutorgel", im Jahr darauf wurde das "Fest des psycho-physischen Naturalismus" von der Polizei abgebrochen. Nach der Aktion "Kunst und Revolution" (1968) wurde Muehl verhaftet, er verbrachte zwei Monate in U-Haft.

Verurteilung für Sittlichkeitsdelikte und Vergewaltigung

1970 wurde die Kommune Praterstraße gegründet, 1972 der burgenländische Friedrichshof erworben. In ihrer Blütezeit um 1983 umfasste die Kommune dort, in zahlreichen Stadt-Dependancen sowie in La Gomera über 600 Personen und verzeichnete auch erstaunliche wirtschaftliche Erfolge. Die konkrete Arbeit an der radikalen Utopie von der Veränderbarkeit der Welt durch Kunst endete jedoch in Chaos, in heftigen Vorwürfen gegen den Errichter eines "despotischen, demütigenden, unterdrückenden Systems" und schließlich vor Gericht. 1991 wurde Muehl wegen Sittlichkeitsdelikten bis hin zur Vergewaltigung, Verstößen gegen das Suchtgiftgesetz und Zeugenbeeinflussung schuldig gesprochen und zu sieben Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Sechseinhalb Jahre Haft verbüßte er.

Erste öffentliche Entschuldigung 2010

Nach seiner Entlassung lebte er gemeinsam mit einigen Künstlerfamilien in der Art & Life Family-Kommune in Portugal. 2010 entschuldigte er sich anlässlich einer Ausstellung im Wiener Leopold Museum erstmals öffentlich. Er habe sich "in einigen Sachen grundsätzlich geirrt", gab er in einem zur Veröffentlichung bestimmten Brief zu. "Ich habe meine Wirkung als sogenannter Häuptling innerhalb der Kommune unterschätzt. (...) Die Stellungnahme der Jugendlichen damals im Gerichtssaal machte mich fassungslos. Ich wollte sie befreien und habe sie mit sexueller Überschreitung stattdessen überrumpelt und gekränkt. Es war auf keinen Fall meine Absicht. Ich hoffe, dass sie mir verzeihen. (...) Ich bereue es sehr."

Film über Leben am "Friedrichshof"

Erst jüngst ist durch den Film "Meine keine Familie" von Paul-Julien Robert, der 1979 am Friedrichshof geboren wurde, das gescheiterte Experiment wieder thematisiert worden. Die Sammlung Friedrichshof im burgenländischen Zurndorf ist seit 2010 nach einem Umbau durch Architekt Adolf Krischanitz mit einem Querschnitt von Arbeiten der Wiener Aktionisten Günter Brus, Hermann Nitsch, Otto Muehl und Rudolf Schwarzkogler sowie Wechselausstellungen für die Öffentlichkeit zugänglich.

APA/red.