Ukraine

Verzweifelte Lage: Ukraine-Heer von Russen eingekesselt

Die Lage für die ukrainischen Streitkräfte in Bachmut wird immer schwieriger. Für den Rückzug soll es nun nur noch eine einzige freie Straße geben.

Sichtlich angespannt: Ukrainische Soldaten an der Front in Bachmut in einem Unterschlupf.
Sichtlich angespannt: Ukrainische Soldaten an der Front in Bachmut in einem Unterschlupf.
Reuters

Der Osten der Ukraine gilt seit Anbeginn der russischen Invasion und der Kampfhandlungen im Lande als höchst umkämpft. Besonders die beiden Städte Soledar und Bachmut, wo eine  brutale Abnutzungsschlacht stattfindet. Nun scheint sich die Lage in Bachmut für die ukrainischen Streitkräfte deutlich verschlechtert zu haben, so Präsident Wolodimir Selenski und Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar einstimmig. 

Die Situation werde immer schwieriger. Laut Maljar verfolge Russland in und um die Stadt eine "Taktik der Zermürbung und der völligen Zerstörung" der ukrainischen Truppen. Die Ukrainer seien dem russischen Widersacher weiters zahlenmäßig unterlegen. Angesichts dessen, dass die "Situation immer komplizierter" werde, bittet Selenski erneut um mehr Waffenlieferungen – auch um eine bessere Flugabwehr gewährleisten zu können. 

Eingekesselt

"Der Feind zerstört ständig alles, was zur Verteidigung unserer Stellungen, zu ihrer Befestigung und Verteidigung dienen kann," so Selenskyj zu den Kämpfen in Bachmut. Die ukrainischen Soldaten, die die Stadt seit einem halben Jahr verteidigen, nennt er "wahre Helden". Die Russen greifen nunmehr nicht ausschließlich aus dem Osten der Stadt an. Neuerdings haben sie sich auch im Norden und Süden der Stadt vorgearbeitet – somit bleibt der Ukraine nur eine freie Straße für den drohenden Rückzug.

Ein wichtiger Teil der russischen Offensive in Donezk sind die Söldner der Wagner-Truppe. "Die feindliche Armee erhöht die Intensität ihrer Angriffsaktivitäten", so Vize-Ministerin Maljar auf Telegram. Russland setze darauf, die Ukraine zu zermürben. Neben Bachmut fanden laut dem ukrainischen Generalstab auch Angriffe auf Kupjansk, Liman, Awdijiwka und Wuhledar im Osten des Landes statt. Die Attacken bei Awdijiwka wären abgewehrt worden.   

Russland sieht Nato als "Feind"

Am Montag kam es in Kiew zu einem weiteren, überraschenden Besuch. US-Finanzministerin Janet Yellen reiste in die Hauptstadt des kriegsgebeutelten Landes. Bei einem Treffen mit Selenski verkündete sie die Überweisung der ersten 1,25 Milliarden Dollar an Hilfsgeldern aus dem neuesten, fast zehn Milliarden schweren Topf. Ähnlich wie ihr Regierungschef Joe Biden beteuerte Yellen erneut, dass die USA der Ukraine so lange zur Seite stehen würden, wie nötig.  

Russland hingegen verknüpft die globale Angst vor einem atomaren Konflikt mit den westlichen Waffenlieferungen an die Ukraine. Demnach wolle man laut Kreml-Sprecher Dmitri Peskow die Teilnahme am Atomwaffenkontrollvertrag New-START erst wieder aufnehmen, wenn Washington auf Moskaus Position eingehe.

"Die Haltung des kollektiven Westens", so Peskow, müsse sich dringend ändern. Durch die Bewaffnung der Ukraine trete die Nato "als ein einziger Block nicht mehr als unser bedingter Gegner, sondern als Feind auf". Dem von China vorgelegten Friedensplan für die Ukraine könne er einiges abgewinnen – ukrainische Vertreter hatten den Vorstoß zuvor heftig kritisiert.  

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    Die ost-ukrainische Stadt Bachmut ist seit Monaten heftig umkämpft – Russland hat bereits mehrfach die vollständige Einnahme der Stadt verkündet, doch die ukrainischen Streitkräfte halten bisweilen Stand. 
    Die ost-ukrainische Stadt Bachmut ist seit Monaten heftig umkämpft – Russland hat bereits mehrfach die vollständige Einnahme der Stadt verkündet, doch die ukrainischen Streitkräfte halten bisweilen Stand.
    REUTERS