Wirtschaft

Via eCall werden alle Autos ab nun online überwacht

Ab 1. April 2018 müssen alle Neuwagen mit eSIM Karten ausgerüstet werden. Via GPS werden Autofahrer somit noch mehr überwacht.

Heute Redaktion
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Bild: iStock

Beschlossen wurde die Möglichkeit des elektronischen Notrufes eCall in der EU-Verordnung (pdf) L123/77 vom 29. April 2015.

Hinter dem neuen EU-Gesetz, das schon längst für Flugzeuge gilt, steckt die an sich gute Absicht, bei Unfällen durch Rettungskräfte schneller erreicht werden zu können. Das bedeutet: Die Autos selbst lösen den Alarm aus, wenn die Airbags ausgelöst wurden – der Bordcomputer ruft die 112 an und "spricht" mit der Leitstelle der Rettungskräfte. Die Daten zum Unfallgeschehen werden automatisch übertragen, darunter auch die Anzahl der Insassen, so sie angeschnallt waren.

Menschenleben retten

Mit dem eSIM-Verfahren könnten nach EU-Angaben ca. 2.500 Menschen im Straßenverkehr mehr gerettet werden, führt „next-mobility.news" auf. Gleichzeitig öffnet dies jedoch auch einem möglichen Missbrauch die Tür.

Für Hacker interessant

Da mit der neuen Funktion jedes Auto über einen Mobilfunkzugang verfügt, ist eine Ortung problemlos möglich, die Autos sind ständig online. Jedoch: Die Autoelektronik ist ein Paradies für Hacker. So verfolge laut Volker Lüdemann, Datenschutzexperte von der Uni Osnabrück, „der europäische Gesetzgeber hiermit zugleich industriepolitische Zwecke. Der eCall soll die technische Plattform für die weitere Informatisierung des Autos bilden".

Diese Daten werden u.a. in einem Auto ständig gespeichert:
- Klimadaten (Temperatur, geöffnete Fenster, Außentemperatur, Fahrtwind)
- Tempo (via Airbags, ESP, Antiblockiersystem)
- Beschleunigung und Fahrverhalten, welcher Gang ist eingelegt, wie steht das Gaspedal, Belastung des Motors
- Tageszeit
- Anzahl der Personen im Auto (Wie viele Sitze sind belegt, ist derjenige angeschnallt)
- Kraftstoff (Tank)
- Reifendruck, Bremsstärke, Abnutzung der Bremsbeläge...

Laut EU-Verordnung sollen rund um das Notrufsystem umfangreiche Zusatzdienste angeboten werden. In diesen läge die eigentliche Gefahr, erklärt der Datenschutzexperte. Die starken Datenschutzbestimmungen gelten ausschließlich für den Notruf – die Zusatzdienste würden davon nicht erfasst.

Diese dürfen ständig mit dem Netz verbunden sein und könnten uneingeschränkt Daten übermitteln", erklärt „next-mobility.news". Das Auto wird damit zum vollständig überwachten Raum, die SIM-Karte zum Ortungs- und Spionagegerät.

Vor drei Jahren plauderte Jim Farley, Ex-Ford Europa-Chef und heute Vizepräsident bei Ford in den USA, in dem Zusammenhang Brisantes aus: "Wir kennen jeden Autofahrer, der die Verkehrsregeln bricht. Und weil GPS in den Autos ist, wissen wir, wo und wie jemand das tut." (red)

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