Wien

Darum hackelten Lehrlinge vorm Bundeskanzleramt

15 Lehrlinge verschiedener Berufe zeigen bei Show-Stationen ihr Handwerk. Die lustige Aktion hat einen ersten Hintergrund – sie ist ein Hilferuf.

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Masseur-Lehrling übt an Sexpuppe
Masseur-Lehrling übt an Sexpuppe
Alexandra Diry

Die Gewerkschaft "vida" wollte mit ihrer Aktion direkt vor dem Kanzleramt auf die frustrierende Lage der Lehrlinge in Österreich aufmerksam machen. Derzeit stehen 21.000 Lehrstellen-Suchende nur 5.300 offenen Stellen gegenüber. Selbst diejenigen mit Dienststelle bangen. Denn fast jeder zweite Lehrling macht sich angesichts des harten Lockdowns Sorgen, dass die Situation negative Auswirkungen auf den Ausbildungsplatz und zukünftige Jobaussichten haben könnte.

Jetzt stehen durch den Lockdown die praktischen Lernprozesse still. Massieren oder Haare schneiden im Home-Office? "Wir möchten klarmachen, dass die meisten Lehrberufe im Home-Office nicht zu erlernen sind", appelliert die frisch gebackene Hotelfachfrau Denise (22). Die Lehrlinge führen dem Kanzler ihre desillusionierten Situationen vor Augen – beispielsweise wird anstatt an Haarspitzen an den Borsten eines Besens geschnippelt (Video unten).

"Situation ist zum Verzweifeln"

Die deprimierenden Schicksale der befragten jungen Auszubildenden lassen die Frage stellen: Droht nicht nur eine verlorene Generation an Schülern, sondern auch an Lehrlingen? Koch-Lehrling Konsti (17) ist seit drei Monaten zuhause: "Ich weiß nicht, wann ich wieder arbeiten kann, das ist alles so vage, ich bin am Verzweifeln." Patricia (18) klagt, dass Friseursalon-Besitzer aufgrund der Ungewissheit derzeit kaum Lehrlinge und Gesellen anstellen. Vida-Bundesjugendsekretär Sumit Kumar fordert von der Bundesregierung: "Es müssen mehr Lehrstellen geschaffen und vernünftige Ausbildungsabläufe sichergestellt werden."