Gesundheit

Viren-Welle überrollt Österreich – Experten schlagen Alarm

Die Expertenwarnungen haben sich bewahrheitet: Eine starke RSV*-Welle fällt mit einer Influenza-Epidemie und der COVID-19-Pandemie zusammen.

Vor kurzem wurde ein langwirksamer monoklonaler RSV-Antikörper in der EU zugelassen, der nur einmal verabreicht werden muss und somit die Option bietet, eine größere Gruppe Kinder vor RSV zu schützen.
Vor kurzem wurde ein langwirksamer monoklonaler RSV-Antikörper in der EU zugelassen, der nur einmal verabreicht werden muss und somit die Option bietet, eine größere Gruppe Kinder vor RSV zu schützen.
Getty Images/iStockphoto (Symbolbild)

Aktuell bringt RSV vor allem die Kinderabteilungen der Spitäler unter Druck. Jeden Tag werden dort weitere erkrankte Kinder mit dem Virus aufgenommen. Während es gegen Influenza und COVID-19 wirksame und effektive Impfstoffe gibt, die vor einem schweren Verlauf schützen, ist das bei RSV noch nicht ausreichend der Fall. Aktuell können nur Risikobabys durch eine passive Immunisierung vor den Folgen des Virus geschützt werden. Doch das könnte sich bald ändern: Mehrere pharmazeutische Unternehmen haben Impfstoffkandidaten in der Pipeline, das Entwicklungsprogramm ist teilweise schon weit fortgeschritten.

Bereits Oktober haben ECDC, WHO und EU gemeinsam davor gewarnt, dass eine Co-Zirkulation von COVID-19 und Influenza den Druck auf die Spitäler und die Personen im Gesundheitssystem erhöhen könnte. Außerdem haben sie befürchtet, dass eine zusätzliche, starke RSV-Zirkulation den Druck noch weiter steigern könnte. Genau das ist jetzt eingetreten. "Die Patienten und das österreichische Gesundheitssystem, wie auch jene anderer EU-Länder, bekommen die Auswirkungen nun zu spüren", Renée Gallo-Daniel, Präsidentin des Österreichischen Verbandes der Impfstoffhersteller (ÖVIH), die Situation auf den Punkt.

Viele RSV-Erkrankungen

Mehrere Kinderstationen in Österreich sind derzeit aufgrund der vielen RSV-Fälle bereits ausgelastet oder kurz davor, ausgelastet zu sein. Die Ordinationen der Kinderärzte sind voll. Laut Experten ist der Gipfel allerdings noch gar nicht erreicht. Sie befürchten, dass die Situation durchaus noch problematisch werden könnte. Bei sehr kleinen Kindern kann eine RSV-Erkrankung nämlich besonders schwer verlaufen und rasch zu Atemschwierigkeiten, sogar zu Atemnot führen. Im schlimmsten Fall müssen die Kinder sogar künstlich beatmet werden.

Schätzungen zufolge infizieren sich in Österreich etwa 54.600 Kinder im ersten Lebensjahr mit RSV, davon erreicht das Virus bei 11.000 bis 22.000 Kindern die tiefen Atemwege, 1.100 Kinder müssen hospitalisiert werden.

"Die weltweiten Fallzahlen unterstreichen diese Problematik", betont ÖVIH-Vizepräsidentin Sigrid Haslinger. Laut ECDC gibt es etwa 33 Millionen Fälle von RSV-Erkrankungen jährlich, 66.000 bis 199.000 Kinder unter fünf Jahren sterben daran. In der EU, Norwegen und Großbritannien kommt es zu 213.000 Hospitalisationen pro Jahr.

Hohe Dunkelziffer

Ähnlich wie bei Influenza wird auch die Aktivität von RSV in Österreich zentral überwacht. Allerdings sind Diagnostik und Überwachung sowohl international als auch in Österreich im Vergleich zu Influenza noch im Aufbau. Dennoch wird bereits seit der ersten Novemberwoche eine epidemische RSV-Aktivität festgestellt, die jede Woche weiter zunimmt. Die Positivitätsrate der eingesendeten Proben liegt derzeit weit über 10 Prozent. Ab 10% spricht man von einer Epidemie, die beim Erreichen dieses Schwellenwertes vom Zentrum für Virologie an der MedUni Wien ausgerufen wird.

Mittlerweile weiß man, dass RSV auch bei Erwachsenen durchaus schwere Komplikationen und auch Todesfälle verursachen kann. Besonders bei Personen über 65. Durchschnittlich kommt es jährlich zu etwa 158.000 Hospitalisationen von Erwachsenen in der EU, Norwegen und Großbritannien.1 Daten aus Großbritannien zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit für Hospitalisierung oder Tod aufgrund von RSV bereits ab dem Alter von 50 Jahren massiv ansteigt. Das gilt besonders dann, wenn die Betroffenen noch weitere Risikofaktoren haben.

Passive Immunisierung für Risikobabys

Aktuell gibt es noch keinen zugelassenen Impfstoff gegen RSV. Es steht allerdings eine passive Immunisierung für Kinder mit einem sehr hohen Risiko für einen schweren Verlauf zur Verfügung. Dazu zählen Frühgeborene sowie Kinder mit angeborenen Herzfehlern und/oder massiven pulmonalen Problemen. Vor kurzem wurde ein langwirksamer monoklonaler RSV-Antikörper in der EU zugelassen, der nur einmal verabreicht werden muss und somit die Option bietet, eine größere Gruppe Kinder vor RSV zu schützen.

"In naher Zukunft könnte es allerdings auch Impfstoffe gegen das RS-Virus geben. Eine erstmals publizierte Arbeit mit Überblick zur Pipeline – Review des Europäischen Dachverbandes der Impfstoffhersteller – Vaccine Europe zeigt, dass einige pharmazeutische Unternehmen an der Entwicklung von RSV-Impfstoffen für alle Altersgruppen forschen", berichtet Christoph Jandl, Generalsekretär des ÖVIH. "Derzeit gibt es 10 Impfstoffkandidaten in der klinischen Forschung, einige Phase-III-Studien sind schon abgeschlossen. Wir erwarten, dass erste Impfstoffe in absehbarer Zukunft eine Zulassung erhalten werden."

Influenza- und COVID-19-Impfung nützen

"Was man aber jetzt schon tun kann, ist, sich gegen Influenza und COVID-19 impfen zu lassen", betont ÖVIH-Präsidentin Gallo-Daniel. "Auch das ist ein Beitrag dazu, nicht nur das eigene Risiko zu minimieren, sondern auch die Spitäler und das Gesundheitssystem vor Überlastung zu bewahren."

* Respiratorische Synzytial-Virus

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