Österreich

„Die Grippewelle steht uns heuer noch bevor"

Virologin Monika Redlberger-Fritz warnt vor anrollender Grippewelle und betont, dass Kinder die "Motoren" der Grippe seien.

Heute Redaktion
Teilen

Monika Redlberger-Fritz (43) ist Laborleiterin am Zentrum für Virologie der Medizinischen Universität Wien. Sie weiß, dass uns die diesjährige Grippewelle noch bevorsteht und empfiehlt eine Impfung.

Wann kommt die Grippewelle in Wien und ganz Österreich an?

Wir wissen das noch nicht und können es auch nicht hundertprozentig sagen. Die aktuellen Zahlen beziehen sich auf die Feiertage und sind daher nicht aussagekräftig. Es sind nur wenige Ärzte im Dienst und die Schulen und Kindergärten sind geschlossen. Daher gehen nur wenige Krankmeldungen ein.

Die aktuellen Grippezahlen der Kalenderwoche 2020 in Wien sind 4.200 Neuerkrankungen mit einer Schwankungsbreite von +/- 850. Das ist nicht viel und entspricht einer normalen Entwicklung. Sogar einem kleinen Rückgang. Erst ab 10.000 Neuerkrankungen spricht man von einer Epidemie. Warum ist derzeit die Grippewelle noch nicht zu spüren?

Aufgrund der Ferien sind diese Zahlen derzeit noch nicht aussagekräftig. Eine Epidemie wird heute auch nicht mehr unbedingt an 10.000 Neuerkrankungen gemessen.

Es muss eine gewisse Anzahl an Einsendungen von Nasen-Rachen-Abstriche von Patienten aus ganz Österreich bei uns eingehen. Sobald 50% dieser Einsendungen Influenza-Virus-positiv sind, gilt das als ein Kriterium für den Beginn der Grippewelle.

Picture

Laut Wiener Meldestelle in den Impfstellen des Gesundheitsdienstes ließen sich im Zeitraum Dezember 2019 bis Jänner 2020 rund 20.550 Menschen gegen die Grippe impfen. Sind das zu wenige? Ist eine Grippe-Impfung sinnvoll?

Ich kann sagen, dass in ganz Österreich nur 6-8 % geimpft sind. Das ist eine sehr niedrige Zahl. In der Regel bilden wir in Europa das Schlusslicht der Impfwilligen.

Was sagen sie zu Impfgegner und Impfskeptiker?

Mit Impfgegner kann man schwer diskutieren. Die Skeptiker wurden meistens nur verunsichert. Die brauchen eigentlich nur Fakten und Zahlen. Ein Fakt ist, dass die wirksamste Vorbeugung, die es im Moment gibt, die Impfung ist.

Die möglichen Nebenwirkungen sind evtl. erhöhte Temperatur oder eine Rötung an der Einstichstelle.


Wer ist besonders von der Grippe betroffen?

Alljährlich sind vor allem Kinder und Senioren von der Grippe betroffen. Die Motoren der Ausbreitung sind eben Kinder in der Schule. Im Kindergarten stecken sie sich gegenseitig an und verbreiten es in weiterer Folge auch in der Familie.

Das kann man auch jetzt beobachten: Durch die Absenzen der Ärzte gibt es keine Meldungen und durch die Ferienzeit verbreitet sich der Virus wesentlich langsamer. Wir erwarten jetzt mit Beginn der Schul- und Kindergartenzeit wieder einen neuen Anstieg.


Wie kann man sein Kind schützen?

Prinzipiell steht die Impfung als Prophylaxe im Vordergrund. Ich rate zu guter Händehygiene! Um die Übertragung zu minimieren ist es wichtig, wenn man erkrankt Zuhause zu bleiben um eine Ansteckung weiterer Personen zu vermeiden.

Ist es noch sinnvoll sich impfen zu lassen?

Ein Impfschutz gegen Influenza tritt nach ca. zehn Tagen ein, die Grippewelle dauert im Schnitt zehn bis zwölf Wochen. Wenn sie sich heute impfen lassen, dann haben Sie noch rechtzeitig einen Impfschutz für die gesamte Grippewelle.

Grippeimpfaktion der Stadt Wien Gesundheitsdienst

In den Bezirksgesundheitsämtern und im Impfservice des Gesundheitsdienstes am Thomas-Klestil-Platz 8/2 findet vom 14. Oktober bis 13. Dezember 2019 die jährliche Grippeimpfaktion statt. Diese wurde verlängert und somit kann sich noch jeder, der sich vor der Grippe schützen möchte, in einer unseren Impfstellen impfen lassen. Die Kosten für die Impfung betragen beim Gesundheitsdienst Euro 14,20. Auskünfte zu den aktuellen Impfzeiten und Adressen der Impfstellen gibt der Gesundheitsdienst unter der Servicenummer +43 1 4000-8015, Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr oder online.

Unabhängig von der Grippeimpfaktion der MA 15 kann die Influenza Impfung bei niedergelassenen Ärzten oder in Ambulatorien der Krankenkassen in Anspruch genommen werden. Auch der Apotheker berät gerne.