Musik

Virus-Frust bei Musiker: "Bin Künstler, aber auch Papa"

Der deutsche Star-Trompeter Till Brönner ist sauer auf die Politik. Er fühlt sich und seine Branche komplett im Stich gelassen.

David Slomo
Teilen
Dem Musiker platzt nun der Kragen.
Dem Musiker platzt nun der Kragen.
screenshot

Seit dem Frühjahr ist die Kunst- und Event-Szene stillgelegt - und das eigentlich weltweit. Shows oder Konzerte können nur unter ganz strengen Bedingungen stattfinden und rentieren sich dementsprechend gar nicht für die Künstler. Einen Plan scheint es in der Politik aber nicht zu geben, wie die Branche wieder auf die Beine kommen soll.

Nun platzt dem ersten Musiker der Kragen: Till Brönner ist wohl einer der angesagtesten Instrumentalisten in Deutschland. Doch auch für ihn sah es in den letzten Monaten nicht besonders rosig aus. Nun spricht er die Politik direkt an und erwartet sich Antworten: "Wie kann man einzelnen Konzernen Milliarden in den Vorgarten werfen und der Veranstaltungsbranche Arbeitslosengeld 2 anbieten? Wir Musikkünstler sind weder arbeitslos, noch hatten wir vor Corona ein Nachfrageproblem, wie so einige andere Branchen übrigens, die in Wahrheit nicht an Corona, sondern durch Schläfrigkeit oder Gier in Schieflage geraten sind." Er selbst sei zudem zwar Musiker, aber auch Familienvater und Arbeitgeber. Das dürfe man nicht einfach so vergessen.

Sarah Connor: "Danke, Till!"

Er kritisiert aber nicht nur die Politiker, sondern auch die eigene Branche: "Wir sind noch immer zu leise, weil wir keine Gewerkschaft haben." So würde die Lokführergewerkschaft immer wieder Druck ausüben, wobei sich da nur 9.000 Mitglieder befinden. Der deutschen Musikszene gehören jedoch weit über 1,5 Millionen Menschen an. Und auch der jährliche Umsatz kann sich sehen lassen: Über 130 Milliarden Euro.

Auch die Systtemrelevanz lässt Brönner nicht gelten. So habe er Verständnis dafür, dass man zu Beginn alles herunterfahren musste, um das Virus in den Griff zu bekommen. Mittlerweile sei aber wieder alles geöffnet, Menschen hätten im Sommer Urlaub gemacht und die Musik-Branche ist weiterhin lahmgelegt. Er betont, dass man nach der Krise feiern wollen würde und dazu bräuchte es auch Musik. Man könne sich gar nicht vorstellen wie es sei, wenn das Radio einen Tag lang still bleiben würde. 

Für seien Worte bekommt der Trompeter Zuspruch von Kollegen wie Sarah Connor. Sie schreibt: "Danke, Till Brönner, dass Du aussprichst, was ich denke!" Auch "Boss Hoss"-Sänger Alec Völkel steht hinter Brönner: "100 Prozent auf den Punkt! Wir brauchen Aufmerksamkeit für unsere Situation!"

Mehr zum Thema