Eine Welt ohne Igel? Mit tiefen Sorgenfalten auf der Stirn und ganz vielen Fragezeichen im Kopf beobachten Tierschützer derzeit eine besorgniserregende Entwicklung: Immer öfter werden ihnen ausgewachsene, völlig ausgemergelte Igel zur Versorgung gebracht.
Die Tiere sind meist verwurmt, massiv geschwächt und liegen oftmals bereits im Sterben. "Vor ein paar Jahren hat man so halb tote, erwachsene Igel gar nicht bekommen, das ist erst jetzt die letzten Jahre so, dass man sowas fast das ganze Jahr bekommt", berichtet Tierschützerin Elli Weiss aus Theresienfeld (Bezirk Wiener Neustadt-Land). Das Steckenpferd der Niederösterreicherin ist die Pflege von Fledermäusen, vor mehreren Jahren erweiterte sie ihre Expertise auch auf zahlreiche weitere Wildtiere.
Früher habe man im Sommer oftmals Babys oder im Herbst schwache Jungtiere zur Aufzucht übernommen, "aber nicht in solchen Maßen, wie jetzt", so Weiss.
Aus welchem Grund die Tiere nur noch Haut bzw. Stacheln und Knochen sind, darüber herrscht Rätselraten. "Es gibt keine Studie, aber ich glaube, es liegt am Insektenschwund", so die Expertin. Lebensraumversiegelung, aufgeräumte Gärten oder auch Pflanzenschutzmittel würden die Anzahl jener Insekten, die zur Leibspeise der Igel gehören, massiv verringern, wird vermutet.
Stattdessen müssten die Nutztiere im Stachelkleid auf Schnecken und Würmer als Nahrung zurückgreifen. "Aber die übertragen dann zum Beispiel Lungenwürmer", berichtet Weiss.
Auch die Zähne seien durch die geringere Anzahl an Käfern bei einem Großteil der erwachsenen Igel mittlerweile kaputt. "Die verhungern, wenn das nicht entfernt oder gerichtet wird. Es ist wirklich traurig", so die Tierschützerin.