Wirtschaft

"Völliger Absturz unseres Landes steht uns bevor"

In Sachen Gas-Stopp sieht er eine Katastrophe kommen: Alle Alarmglocken schrillen bei Christian Pochtler, Präsident der Industriellenvereinigung Wien. 

Rene Findenig
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Dreht Österreich – oder Putin – das Gas ab, kommt es zur Katastrophe, sagt der Experte.
Dreht Österreich – oder Putin – das Gas ab, kommt es zur Katastrophe, sagt der Experte.
HARALD SCHNEIDER / APA / picturedesk.com

Christian Pochtler, der Präsident der Industriellenvereinigung (IV) Wien, äußert sich in überraschend deutlichen Worten zum Krieg in der Ukraine und den Sanktionen gegen Russland. "Die humanitäre Krise in der Ukraine zu beenden, muss das Ziel der westlichen Staatengemeinschaft sein. Es ist daher verständlich, dass man angesichts der schrecklichen Nachrichten und Bilder den Aggressor möglichst rasch und empfindlich treffen will", so der Industrie-Experte. Dennoch sei "bei der Eskalation der Sanktionen" wichtig, deren Wirksamkeit realistisch einzuschätzen und gesellschaftliche Folgen einzuberechnen.

"Der völlige wirtschaftliche Absturz unseres Landes steht uns bevor"

Als "unverständlich" bewertet Pochtler den Ruf nach einem Gasembargo gegen Russland. Dabei wird Pochtler überdeutlich: "Der völlige wirtschaftliche Absturz unseres Landes steht uns bevor." Und: "So schmerzhaft das sein mag: wir sind überdurchschnittlich von russischem Gas abhängig – über 80 Prozent unseres Gases kommen aus der Russischen Föderation. Das ist kurz- und mittelfristig nicht zu ersetzen! Wir reden hier bei einem Embargo nicht von konjunkturellen Schwierigkeiten, Kurzarbeit oder Ähnlichem, wie wir das aus Pandemiezeiten schon kennen."

Wenn man ein Gasembargo umsetze, würde man auch von "geschlossenen Industrien, auf unabsehbare Zeit" und "von Massenarbeitslosigkeit sowie plötzlichem, aber heftigem und vor allem nachhaltigem Wohlstandsverlust für ganz Österreich" sprechen, so Pochtler. Würde Österreich mit einem Aus von russischem Gas konfrontiert, "löst dies eine ganze Kettenreaktion an Katastrophen aus. Wer in Österreich ein Gasembargo fordert, nimmt in Kauf, unser Land und seine Menschen zu ruinieren".

"Der russische Präsident scheint wenig besorgt um das Wohlergehen der eigenen Soldaten oder Bürger. Warum sollten ihn weitere Sanktionen beeindrucken?"

Außerdem zweifelt Pochtler am direkten Nutzen eines solchen Embargos, niemand könne sagen, ob dies den Krieg verkürze. "Der russische Präsident scheint wenig besorgt um das Wohlergehen der eigenen Soldaten oder Bürger. Warum sollten ihn weitere Sanktionen beeindrucken?", so der IV-Wien-Präsident. "Wir alle wollen, dass dieser Krieg so bald wie möglich endet, aber wir sollten kühl und nüchtern unsere Handlungsoptionen abwägen. Ansonsten ruinieren wir, was Generationen in Österreich aufgebaut haben, ohne erkennbaren Gewinn oder Gegenwert, weder für uns noch sonst wen."

    9. April 2022: Karl Nehammer trifft Ukraines Präsident Wolodomir Selenski in Kiew.
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    DRAGAN TATIC / APA / picturedesk.com
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