Österreich

Vogelgrippe-Erreger bei Schmuggeltieren gefunden

Heute Redaktion
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Brisanter Fund von Zoll- und Grenzbehörde am Flughafen Wien-Schwechat: Vergangenen Donnerstag wurden im Rahmen der normalen Gepäckskontrollen in zwei Reisetaschen insgesamt rund 60 Vögel - vor allem Papageien und Paradiesvögel - entdeckt. 39 der Tiere waren bereits verendet. Eines der verendeten Tiere war offenbar mit Vogelgrippe-Erregern vom Stamm A(H5N1) infiziert gewesen. Dies teilte das Gesundheitsministerium mit.

Brisanter Fund von Zoll- und Grenzbehörde am Flughafen Wien-Schwechat: Vergangenen Donnerstag wurden im Rahmen der normalen Gepäckskontrollen in zwei Reisetaschen insgesamt rund 60 Vögel - vor allem Papageien und Paradiesvögel - entdeckt. 39 der Tiere waren bereits verendet. Eines der verendeten Tiere war offenbar mit ) infiziert gewesen. Dies teilte das Gesundheitsministerium mit.

Die Erreger wurden bei einer Untersuchung durch die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit festgestellt.

Die lebenden Tiere waren zunächst in der Quarantänestation des Tiergarten Schönbrunn untergebracht worden. Sie wurden nach dem Nachweis der Vogelgrippe-Erreger gekeult. Alle Kontaktpersonen wurden informiert und werden prophylaktisch mit dem ursächlich gegen die Erreger wirkenden Medikament grassierten ab 2003 verstärkt in Ostasien.

Bereits seit Montag wurden und werden vorsorglich alle Personen (ein Grenztierarzt, sieben Zollbeamte), die mit den Tieren ungeschützt in Kontakt gekommen sind, informiert und prophylaktisch mit antiviralen Medikamenten (Tamiflu) behandelt.
Die beiden Personen, die die Tiere geschmuggelt haben, sind Staatsbürger der Tschechischen Republik. Aus diesem Grund wurden auch die tschechischen Behörden umgehend informiert, um etwaige weitere Schritte einleiten zu können.



Das Gefahrenpotenzial ist laut veterinär- und humanmedizinischen ExpertInnen als gering einzustufen. Es ist nicht davon auszugehen, dass alle 60 Tiere infiziert waren, da in etlichen Proben kein Virus nachgewiesen wurde. Daher beschränkt sich die Virenausscheidung auf eine eingeschränkte Zahl. Die Hauptinfektionsquelle ist der Kot. Bei sachgemäßer Handhabung und Einhaltung von Hygienemaßnahmen ist eine Infektion der Personen als unwahrscheinlich einzustufen Darüber hinaus waren alle Vögel immer unter strenger Quarantäne.
Lesen Sie auf Seite 2, wie die Vogelgrippe 2006 in Österreich verlaufen ist...

Ab 2003 wurde vor allem in Asien in Geflügelbeständen ein echter "Seuchenzug" mit A(H5N1)-Erregern registriert. Influenzaviren verursachen - unterschiedlich ob hoch pathogen oder niedrig pathogen - die "Geflügelpest". An sich sind diese Viren eher ein Problem für die Agrarwirtschaft (Geflügelzucht) als für die Menschen, solange die Erreger von Mensch zu Mensch schlecht übertragbar bleiben. Anfang des Jahres 2006 kam das Virus auch in Österreich an. Monatelang gab es auch scharfe behördliche Maßnahmen zur Eindämmung.

2005/2006 kam es zu einer Ausbreitung vor allem bei Vögeln und Geflügelbeständen auch in Europa und Österreich. So verlief die Seuche 2006 in Österreich:

Nachdem die Vogelgrippe am 12. Februar 2006 die österreichische Grenze erreicht, werden zwei Tage später die ersten Verdachtsfälle in der Steiermark bekannt: Der Test zweier Schwäne aus dem Mur-Stausee Mellach fallen positiv aus.

   14. Februar 2006: "Es ist das eingetroffen, mit dem wir mit Sicherheit nicht gerechnet hätten: Seit gestern ist es offiziell, dass wir die Geflügelpest haben", eröffnet der steirische Agrarlandesrat Johann Seitinger (V) die Pressekonferenz zu den ersten heimischen Vogelgrippe-Verdachtsfällen. Ein zweiter Test, der sogenannte Bruttest, erhärtet den Verdacht. Eine Schutzzone wird eingerichtet, die Überwachungszone ausgeweitet. Die damalige Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (V) bestätigt die Verdachtsfälle, betont aber, dass es keine unmittelbare Gefahr für Menschen gebe.

   16. Februar 2006: Ab 0.00 Uhr wird die in den Schutz- und Überwachungszonen geltende Stallpflicht auch auf die Risikogebiete (entlang von Gewässern) ausgeweitet.

   17. Februar 2006: Aus dem Grazer Tierheim "Arche Noah" wird das Verenden eines am 10. Februar aus der Mur geborgenen Schwans gemeldet. Der gesamte Federviehbestand wird eingeschläfert, das Tierheim gesperrt und desinfiziert, die Mitarbeiter ärztlich untersucht. Die Stallpflicht wird auf fast die gesamte Steiermark ausgeweitet. Der Raum Hartberg meldet erstmals den Verdachtsfall bei einer Moschusente.

   18. Februar 2006: In Wien wird der erste Fall von Vogelgrippe bekannt. Ein Schwan, gefunden im Wasserpark an der Alten Donau in Floridsdorf, ist mit H5N1 infiziert. Auch in Niederösterreich tritt ein Fall bei einer Wildente in Himberg auf. In der Steiermark sind bereits fünf Fälle - neben Schwänen auch eine Moschus-Ente - bekannt.

   19. Februar 2006: Laut einer Verordnung von Rauch-Kallat gilt ab 0.00 Uhr die Stallpflicht für ganz Österreich.

   21. Februar 2006: Das EU-Referenzlabor im englischen Weybridge bestätigt die Infektion bei den ersten Fällen, den Mellacher Schwänen.

   3. März 2006: Mit dem Nachweis des H5N1-Virus bei einer toten Ente aus dem Stausee Pernegg bei Bruck/Mur tritt in der Steiermark ein weiterer "Herd" auf. Aus Vorarlberg werden die ersten Fälle gemeldet. Bei insgesamt fünf tot aufgefundenen Wildvögeln im Bregenzer Hafen wird das Virus festgestellt.

   6. März 2006: Bei drei Katzen, im Grazer Tierheim "sicherheitshalber" per Rachentupferprobe untersucht, wird das Virus nachgewiesen. Die Tests wurden am 22. Februar stichprobenartig an 40 Katzen durchgeführt. Die Wiederholung des Tests eine Woche später verläuft einmal positiv, erkrankt ist keines der Tiere. Der gesamte Katzenbestand, rund 170 Tiere, wird ins burgenländische Nickelsdorf unter tierärztliche Beobachtung in Quarantäne gebracht. Die "Arche Noah" wird erneut gesperrt, weitere Schutzmaßnahmen wie die amtsärztliche Untersuchung der Mitarbeiter und die Testung des Hundebestands eingeleitet. Bei späteren Untersuchungen kann das Vogelgrippe-Virus bei den Katzen aber nicht mehr festgestellt werden - sie waren offensichtlich nur kontaminiert, nicht infiziert.

   9. März 2006: Tierärzte bieten für besorgte Katzenhalter kostenpflichtige Vogelgrippetests an. Mittels Rachenabstrich kann ermittelt werden, ob das Tier das Virus in sich trägt. Die Proben werden von der AGES in Mödling analysiert.

   11. März 2006: Neue Fälle in Niederösterreich: Drei infizierte Schwäne werden im Rechen des Donaukraftwerkes Ybbs-Pesenbeug gefunden.

   8. April 2006: Erstmals besteht der Verdacht auf Vogelgrippe bei österreichischem Nutzgeflügel. In einem Betrieb in der Steiermark wird der auch für Menschen gefährliche H5N1-Virus befürchtet. Der Verdachtsfall bestätigt sich jedoch nicht. Die Tests der AGES fallen negativ aus.

   27. April 2006: Rauch-Kallat verlängert die Stallpflicht in Österreich bis 12. Mai.

   12. Mai 2006: Mehr Freiheit für das Geflügel in Österreich: Rauch-Kallat erklärt die seit 19. Februar 2006 geltende allgemeine Stallpflicht für beendet. In bestimmten Risikogebieten bleibt sie jedoch aufrecht.

   31. Mai 2006: Bis Ende Mai sind in Österreich vom nationalen Referenzlabor der AGES 124 Fälle von H5N1 und ein Fall von H5 nachgewiesen worden. Betroffen waren die Bundesländer Steiermark, Vorarlberg, Niederösterreich, Oberösterreich und Wien.

   1. Juni 2006: Die Stallpflicht wird endgültig aufgehoben.