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Vom Handtaschenräuber zum Terroristen

Heute Redaktion
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Bild: EPA

Der Serienattentäter Mohammed Merah war schon als Minderjähriger mehrfach wegen kleinerer Delikte aufgefallen, darunter Steinwürfe auf einen Bus und Diebstähle.

Wegen eines Handtaschenraubs musste er später 21 Monate ins Gefängnis, die Strafe saß er zwischen Dezember 2007 und September 2009 ab. In dieser Zeit widmete er sich dem Koran-Studium, so die Angaben der Staatsanwaltschaft. Zuletzt wurde er Ende Februar erneut zu einem Monat Gefängnisstrafe verurteilt.



Die islamistische Radikalisierung des Serienattentäters begann demnach im Gefängnis. Mohammed Merah habe im Gefängnis begonnen, "eifriger" den Koran zu lesen, sagte der für Terrorismus zuständige Pariser Staatsanwalt François Molins. Dies solle aber nicht heißen, dass der junge Mann ausschließlich wegen seiner Gefängnisstrafen zum gewaltbereiten Islamisten geworden sei.

Frau zeigte Merah bereits vor 2 Jahren an - nicht ernst genommen

Eine Frau aus Toulouse hat nach Angaben ihres Anwalts schon vor knapp zwei Jahren zweimal Anzeige gegen Merah wegen gewalttätiger Al-Kaida-Videos erstattet. Sie habe ihn zweimal angezeigt, weil er ihrem 15-jährigen Sohn Al-Kaida-Videos mit "unerträglichen" Gewaltszenen gezeigt habe, sagte die Frau am Donnerstag. Ihr Anwalt Eric Mouton bestätigte die Anzeige, die offenbar nicht weiterverfolgt wurde. Er habe nichts mehr davon gehört.

Merah habe ihrem Sohn Filme von hingerichteten Frauen und Männern mit durchgeschnittenen Kehlen gezeigt. Der spätere Serientäter habe den 15-Jährigen auch geschlagen. Nachdem sie eingeschritten sei, habe Merah auch ihre Tochter und sie selbst geschlagen, berichtete die Frau weiter.

Al-Kaida-nahe Organisation bekennt sich

Merah sei von seinem älteren Bruder Abdelkader beeinflusst worden, der "Kopf" des Duos gewesen und oft ins Ausland gereist sei. Die Polizei hatte Mohammed Merah am Mittag im südfranzösischen Toulouse erschossen. Er hatte sich zu einer tödlichen Angriffsserie mit sieben Toten bekannt und seine Bluttaten laut Staatsanwaltschaft zudem gefilmt.

Unterdessen bekannte sich eine dem Terrornetzwerk Al-Kaida nahestehende Organisation zu den Anschlägen in Frankreich. Die Gruppe namens Jund al-Khilafah (Die Soldaten des Kalifats) forderte Frankreich am Donnerstag in einer im Internet veröffentlichten Botschaft auf, seine "feindliche" Politik gegenüber Muslimen aufzugeben.