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Vom lustigen Loser zum ernsthaften Regisseur

Heute Redaktion
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Die meisten kennen Ben Stiller als schrullig-unbeholfenen Durchschnittstypen aus Comedy-Hits wie Verrückt nach Mary und Meine Braut, ihr Vater und ich. Er ist der fleischgewordene Donald Duck der Komödie - eine tragikomische Figur, die trotz aller Missgeschicke stets sympathisch bleibt. Doch hinter dem Edelblödler auf der Leinwand steckt auch noch die starke Persönlichkeit eines feinsinnigen Regisseurs.

Die meisten kennen als schrullig-unbeholfenen Durchschnittstypen aus Comedy-Hits wie "Verrückt nach Mary" und "Meine Braut, ihr Vater und ich". Er ist der fleischgewordene Donald Duck der Komödie - eine tragikomische Figur, die trotz aller Missgeschicke stets sympathisch bleibt. Doch hinter dem Edelblödler auf der Leinwand steckt auch noch die starke Persönlichkeit eines feinsinnigen Regisseurs.

Dieser Tage ist erschienen, in dem er auch die Titelrolle des Durchschnittstypens übernimmt, der ein geheimes Doppelleben führt - allerdings nur in seinen Träumen. Man kann dieser Rolle durchaus etwas Autobiografisches einverleiben: Der erfolgreiche Schauspieler Stiller führt ein zweites, stilles Leben als Regisseur Stiller - ein Traum, der nicht immer von Erfolg gekrönt war.

Vom Meister gerügt

Unfreiwillige Regie-Ambitionen zeigten sich bereits zu Stillers Karrierebeginn. So durfte er als Schauspiel-Nobody mit 21 Jahren eine kleine Rolle in s Kriegsdrama "Das Reich der Sonne" (1987) übernehmen. In einer extrem komplizierten Einstellung wartete er in einem Schützengraben minutenlang auf seinen Text - nur um ihn dann komplett zu versemmeln. Aus Wut schrie der jugendliche Stiller einfach selbst "Cut!" und durfte sich darauf vom großen Steven Spielberg die Standpauke seines Lebens anhören.

Die Zusammenarbeit mit Spielberg war für Stiller aber dennoch ein Erfolg. Während der Dreharbeiten fand er schließlich zum Gedanken, wie absurd es eigentlich ist, sich als Schauspieler auf den Film wie Soldaten auf einen Krieg vorzubereiten. 21 Jahre später destillierte er diesen Gedanken in der Kriegskomödien-Groteske "Tropic Thunder", die über 100 Millionen Dollar einspielte. Regie und Hauptrolle: Ben Stiller.

Steiniger Weg

Ein Erfolg, der für den Regisseur Stiller nicht selbstverständlich war. Denn in den Neunzigern verbuchte er zwei Flops an den Kinokassen, die für andere vielleicht schon das Karriereaus bedeutet hätten: "Voll das Leben - Reality Bites" (1994) war ein Film über die Generation X, wurde von eben dieser aber gänzlich ignoriert. Und "Cable Guy" (1996) entpuppte sich als dermaßen berüchtigte Katastrophe, dass er seinen größten (zweifelhaften) Ruhm einer Anspielung bei den Simpsons verdankte.

Aber Stiller ließ sich vom Misserfolg nicht einschüchtern. 2001 stieg er wieder auf den Regiestuhl und fabrizierte eine seiner hintergründigsten Klamaukorgien: "Zoolander" war Massenkino und Star-Satire in einem, Stiller verstand es, sich über Hollywoodkonventionen lustig zu machen, ohne sich selbst aus der Maschinerie herauszunehmen. Als Schauspieler zementierte er weiter seinen Ruf als Komödienexperte und stieg zu den bestverdienenden Stars in Hollywood auf. Zudem überzeugte er 2010 in einer ungewohnt ernsten Rolle als melancholischer Ex-Musiker im Indie-Drama "Greenberg".

Künstlerischer Durchbruch

Ein Jahr später wurde bekannt, dass Stiller Regie und Hauptrolle im Remake zu "Walter Mitty" übernehmen würde. Ein Projekt, dass bereits 17 (!) Jahre in der Planungsphase gestanden hatte. Zu einem Zeitpunkt war sogar Steven Spielberg für den Regieposten im Gespräch. Gut, dass er abgesagt hatte. Denn so durfte Stiller nicht nur einen wunderschönen, freigeistigen Film drehen, sondern auch ohne Standpauke des Meisters nach Belieben "Cut!" schreien.

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