"Ich lag regungslos im Bett"

Von 50 Männern vergewaltigt – jetzt spricht das Opfer

In dem aufsehenerregenden Vergewaltigungsprozess im französischen Avignon hat erstmals die 72-jährige Gisèle P. ausgesagt.
07.09.2024, 18:10
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In einem aufsehenerregenden Vergewaltigungsprozess im französischen Avignon hat erstmals die 72 Jahre alte Frau ausgesagt, deren Ehemann sie mit Schlafmitteln betäubte und gemeinsam mit anderen Männern vergewaltigte, "Heute" berichtete. "Die Polizisten, die den Computer von Herrn Pélicot durchsucht haben, haben mir das Leben gerettet", sagte Gisèle Pélicot am Donnerstag vor Gericht.

Sie hatte erst vor vier Jahren von ihrem Missbrauch erfahren, als ihr Mann wegen eines anderen Vergehens ins Visier der Justiz geriet und sich Tausende Fotos und Videos der Vergewaltigungen bei ihm fanden.

"Für mich sind das Horrorszenen"

"Meine Welt und alles, was ich in 50 Jahren aufgebaut habe, ist zusammengebrochen", beschrieb sie ihre Reaktion an jenem Tag im November 2020, an dem die Ermittler ihr erste Bilder der Vergewaltigungsszenen zeigten. "Ich liege regungslos im Bett und werde vergewaltigt. Das sind barbarische Szenen", sagte sie. "Für mich sind das Horrorszenen", fügte sie hinzu.

Die Vergewaltiger stehen in Avignon vor Gericht.
AFP

"Das soll bloß niemand Sex nennen, das sind Szenen von Vergewaltigungen", betonte sie. Sie habe sich niemals für Sex zu dritt oder für Partnertausch interessiert, erklärte sie in Anspielung auf Fragen der Verteidiger vom Vortag, die auf eine Interpretation der Vorfälle als freizügige Sexspiele hinausliefen. Ihr Noch-Ehemann Dominique Pélicot, von dem sie sich derzeit scheiden lässt, hörte ihre Aussagen vor Gericht mit gesenktem Kopf an.

4.000 Fotos und Videos in sortierten Ordner

Die Ermittler fanden bei dem Hauptangeklagten fast 4000 Fotos und Videos, die er unter anderem auf einer Festplatte in einem Ordner namens "Missbrauch" gespeichert hatte. Für viele der mutmaßlichen Vergewaltiger, die er in Internetforen kontaktierte, legte er Unterordner mit deren Pseudonymen an, etwa "Feuerwehrmann Chris", "Motorradfahrer" oder "schwarzer David".

Die Ermittler identifizierten insgesamt 200 Vergewaltigungen von Gisèle P. zwischen 2011 und 2020. Die meisten beging ihr Ehemann, in 92 Fällen waren es andere Männer. Neben Dominique Pélicot müssen sich 50 weitere Männer vor Gericht verantworten und riskieren Haftstrafen von bis zu 20 Jahren. Sie sind zwischen 26 und 74 Jahre alt und haben nach Ansicht von psychologischen Experten bei den Vergewaltigungen der bewusstlosen Frau Allmachtsfantasien ausgelebt.

Hier gibt es Hilfe:

Die Wiener Polizei ist Ansprechpartner für Personen, die Gewalt wahrnehmen oder selbst Opfer von Gewalt sind. Der Polizei-Notruf ist unter der Nummer 133 jederzeit erreichbar. Die Kriminalprävention des Landeskriminalamt Wiens bietet darüber hinaus persönliche Beratungen unter der Hotline 0800 216346 an.

Weitere Ansprechpartner:

Frauenhelpline: 0800 222 555

Gewaltschutzzentrum: 0800 700 217

Opfer-Notruf: 0800 112 112

Notruf des Vereins der Wiener Frauenhäuser: 05 77 22

Frankreich: Urteil im Dezember erwartet

Der Fall war aufgeflogen, nachdem Dominique P. ins Visier der Justiz geraten war, weil er in einem Einkaufszentrum Frauen unter den Rock gefilmt hatte. Die Ermittler stießen bei Durchsuchungen dann auf die Fotos und Videos. Der Prozess hatte am Montag in Avignon begonnen und soll bis zum 20. Dezember dauern.

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