Gesundheit

Von Familie isoliert: 100-Jährige will nur noch sterben

Seit acht Monaten ist Doreen Tilly in einem schottischen Pflegeheim wegen Corona von ihrer Familie getrennt - mittlerweile nimmt sie Antidepressiva.

Heute Redaktion
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Doreen Tilly nimmt mit 100 Jahren zum ersten Mal Antidepressiva - aufgrund der Corona-Maßnahmen.
Doreen Tilly nimmt mit 100 Jahren zum ersten Mal Antidepressiva - aufgrund der Corona-Maßnahmen.
iStock

Das Coronavirus hinterlässt an allen seine Spuren - ganz egal, ob infiziert oder nicht. So auch an Doreen Tilly. Die 100-jährige will "einfach nur noch sterben".

Wegen der Pandemie herrschen im Tillys Pflegeheim, dem "Woodside Court Care Home" im schottischen Glenrothes, strenge Besuchsregeln. Aus diesem Grund ist die 16-fache Uroma seit acht Monaten von ihrer Familie isoliert und genau diese Trennung scheint ihr jetzt die Lebensfreude genommen zu haben.

Antidepressiva

Zu ihrem 100. Geburtstag im März sei sie noch "voller Leben" gewesen, erzählte Urenkelin Sonia Dixon gegenüber "Daily Record". Aber durch den fehlenden Kontakt sei sie "richtig depressiv" geworden, so die 37-Jährige. "Ich kann nicht ertragen, dass das so weitergeht", sagt sie. "Ich muss zusehen, wie sie durch die Einsamkeit dahinsiecht." Doreen Tilly habe sogar Antidepressiva verschrieben bekommen – zum ersten Mal in ihrem Leben.

Dabei hat die 100-Jährige ihre beiden Kinder überlebt. Fast alle ihrer acht Enkel und 16 Urenkel leben in der Nähe und besuchten sie vor der Coronavirus-Pandemie regelmäßig.

Schottisches Pflegeheim ist im Zwiespalt

Das Pflegeheim äußert Verständnis, weist aber auch darauf hin, dass es für die Sicherheit der Bewohner verantwortlich ist. "Unsere Kollegen von der Pflege verstehen, wie wichtig Besuche sind. Und wie schwierig es für all jene ist, die in den letzten Monaten wertvolle Momente verpasst haben." Man müsse einen schwierigen Balanceakt vollziehen, weil zwei Sachen berücksichtigt werden müssten: das Wohlbefinden der Bewohner und die Bedrohung durch das Coronavirus.