Österreich

Von Polizisten niedergeschossen: Prozess

Heute Redaktion
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Im Wiener Straflandesgericht hat am Mittwoch die Verhandlung gegen eine 37-Jährige begonnen, die im März in ihrer Wohnung von Polizisten niedergeschossen wurde, nachdem sie diese mit einem Messer attackiert hatte.

Der Prozess wird am 25. September fortgesetzt.

Die psychisch kranke ehemalige Rechtsanwalts-Gehilfin war im Glauben, es handle sich um Einbrecher, auf die Beamten losgegangen, nachdem sie sich mit zwei Küchenmessern bei laufendem Wasser in der Duschkabine in ihrem Badezimmer versteckt hatte und von der Polizei zum Herauskommen aufgefordert worden war.

"Ich hatte Angst"

Es habe plötzlich an ihrer Tür geklopft, sie habe durch das Guckloch im finsteren Gang nur "Umrisse von Personen" erkannt und ein "unfreundliches Murmeln" wahrgenommen: "Ich hatte den Eindruck, bei mir bricht jemand ein. Für mich waren das räuberische Einbrecher, wo ich Angst hatte."

Schizophrener Anfall

Die Frau hatte - vermutlich infolge eines schizophrenen Schubs - geglaubt, ihr darunter wohnender Nachbar leite "violette Flammen" bzw. Nervengas in ihre Räumlichkeiten. Sie hatte zur Eindämmung des vermeintlichen Feuers die Wohnung unter Wasser gesetzt, indem sie sämtliche Wasserhähne aufdrehte. Von der Erkrankung der Wohnungsbesitzerin wussten die Polizisten nichts.

Sie kam im Rollstuhl

Während noch unklar ist, ob der Beamte, der insgesamt neunmal auf die Frau gefeuert hatte - die letzten beiden Schüsse fielen, als die 37-Jährige bereits schwer verletzt im Vorzimmer am Rücken lag - , überhaupt vor Gericht gestellt wird, musste die Frau im Rollstuhl in den Gerichtssaal gebracht werden. Sie leidet körperlich erheblich an den Folgen der erlittenen Schussverletzungen und befindet sich seit Anfang August in stationärer Behandlung im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder.

"Mit Messern aus Dusche gesprungen"

Man habe die Frau zunächst hysterisch schreien gehört, gab der Beamte zu Protokoll: "Wir sind dann rein, weil wir keine Schreie mehr vernommen haben und davon ausgegangen sind, dass etwas passiert sein könnte." Im Badezimmer sei die Frau plötzlich mit den Messern aus der Duschkabine gesprungen: "Sie war bereit, um mich anzugreifen. Ich hatte weder Zeit den Pfefferspray noch die Waffe zu ziehen. Es war einfach zu spät. Ich habe nur mehr versucht, die Messer, die gegen meine Stirn gerichtet waren, abzuwehren."

Der Frau hätte die Anklagebehörde absichtliche schwere Körperverletzung angekreidet, wäre diese von Gerichtspsychiaterin Sigrun Rossmanith infolge ihrer paranoiden Schizophrenie nicht als zum Tatzeitpunkt zurechnungsunfähig eingestuft worden. Staatsanwältin Bettina Rudl forderte, die Frau unbefristet in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher einzuweisen. Der Prozess wird am 25. September fortgesetzt.