Wer sich gerade an "Dry January" versucht und es trotz der aufreibenden Nachrichtenlage ohne Alkohol bis hierher geschafft hat, darf sich auf eine neue Klarheit freuen. Zugegeben, die Tage fühlen sich für Freunde des gut gefüllten Glases jetzt spürbar länger an. Und ja, viele Einsichten, die man nun über sich und andere gewinnt, sind ernüchternd. Etwa, wie oft man trinkt, um sich endlich entspannen und aus den Mühen des Alltags rausschummeln zu können.
Deshalb gehen Alkohol und Sex auch traditionell gerne Hand in Hand, weil damit alles plötzlich so leicht scheint. Ängste, etwa in Bezug auf Aussehen oder Performance, verfliegen. Beschwipst fühlt man sich unbesiegbar – bis man zum ersten Mal mit einem heftigen Kater in einem fremden Bett aufwacht und sich die Erinnerungen an die letzte Nacht langsam durch den Kopfnebel kämpfen. War man das wirklich selbst? Hätte man das alles auch nüchtern gemacht?
Ich schreibe hier wöchentlich über das Thema Liebesleben. Was bewegt dich? Maile mir gerne, was dich beschäftigt, an [email protected].
Die Antwort liefert "Sober Sex": Immer mehr und jüngere Menschen sagen bewusst Nein zu Promille und anderen Hilfsmitteln, weil sie sich ungefiltert erotisch begegnen wollen. Vertrauen statt Wodka, Spüren statt Spiritus – das braucht Geduld und Mut, aber es lohnt sich. Echte Intimität ist möglich, weil man nüchtern echt fühlen kann.