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Vor den Toren Londons tickt eine Zeitbombe

Seit 1944 liegt in der Themse-Mündung ein US-Schiff mit 1.400 Tonnen Bomben an Bord. Geht die tödliche Fracht hoch, droht der Metropole ein Tsunami.

Heute Redaktion
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Von weitem sieht man die Masten der SS Richard Montgomery aus den Fluten des Themse-Ästuars, dem Mündungsbereichs des Flusses, ragen. Schilder und Bojen warnen eindringlich davor, sich dem Wrack zu nähern. Aus gutem Grund. Denn direkt unter der Wasseroberfläche liegen rund 1.400 Tonnen Sprengstoff, die jederzeit hochgehen können.

Die SS Richard Montgomery sollte im August 1944 rund 3.000 Tonnen Munition nach Cherbourg in der Normandie bringen, um den Kampf der Alliierten gegen die Nazis zu unterstützen. Doch vor Sheerness in der Grafschaft Kent im Südosten Englands lief sie auf Grund.

Verzweifelt versuchten Seeleute, die gefährliche Fracht aus dem Schiff zu schaffen, doch als die Ebbe kam und der Wasserspiegel um mehrere Meter absank, brach das Schiff in zwei Teile. Es war verloren. Trotzdem konnte anschließend noch ein Teil der Fracht geborgen werden – bis es zu gefährlich wurde.

Gigantische Explosion droht

Was im Wrack verblieb, könnte eine der größten nicht-nuklearen Explosionen der Geschichte auslösen, wie die Fachzeitschrift "New Scientist" 2004 aufgrund von Dokumenten der britischen Regierung ausrechnete. Und so könnte die Altlast aus dem Zweiten Weltkrieg, obwohl rund 60 Kilometer Luftlinie von London entfernt, zur Gefahr für die britische Hauptstadt werden.

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Denn eine Explosion könnte einen Mini-Tsunami auslösen, der die Themse hinaufschwappt und möglicherweise sogar das Flutsperrwerk Thames Barrier überwinden könnte. In diesem Fall wäre auch in London mit Überschwemmungen zu rechnen.



Eine Explosion würde in der näheren Umgebung des Wracks verheerende Schäden verursachen. So könnte sie den nur etwa 1,5 Kilometer entfernt liegenden Hafen von Sheerness zerstören und weitere Orte wie Gravesend, Canvey Island und Southend in Mitleidenschaft ziehen.

Ein Sprecher des britischen Verkehrsministeriums sagte gegenüber Metro.co.uk: "Seit dem Zweiten Weltkrieg gibt es eine Sperrzone rund um die SS Richard Montgomery. Wir überwachen das Wrack 24 Stunden am Tag. Das Risiko ist gering."

Neue Dokumentation

Nun soll eine neue Dokumentation auf die Gefahr im Themse-Mündung aufmerksam machen. Unter dem Namen "A Disaster Waiting to Happen" erzählt sie die Geschichte der SS Richard Montgomery und ihres gefährlichen Erbes. Der Film ist abgedreht und vom Schauspieler Ian McShane vertont worden, der unter anderem Blackbeard in "Pirates oft he Carribean: On Stranger Tides" (2011) spielte. Das Einzige, was nun noch fehlt, ist Geld für die Vermarktung, weshalb die Macher eine Crowdfunding-Kampagne gestartet haben. Wer will, kann HIER zum Gelingen des Projekts beisteuern. (jcg)