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Vorarlberg-Wahl: ÖVP-Absolute ist Geschichte

Heute Redaktion
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Die Vorarlberger Landtagswahl 2014 ist geschlagen. Laut vorläufigem Endergebnis hat die ÖVP ihre absolute Mehrheit verloren und vier Mandate eingebüßt. Die Neos ziehen in den Landtag ein. Die Grünen haben zugelegt, während FPÖ und SPÖ (unter der 10-Prozent-Marke) an Stimmen eingebüßt haben. Zehn Prozent der ausgegebenen rund 25.000 Wahlkarten sind im Ergebnis noch nicht enthalten sein. Das endgültige Gesamtergebnis wird am Dienstag vorliegen.

Die 2014 ist geschlagen. Laut vorläufigem Endergebnis hat die ÖVP ihre absolute Mehrheit verloren und vier Mandate eingebüßt. Die Neos ziehen in den Landtag ein. Die Grünen haben zugelegt, während FPÖ und SPÖ (unter der 10-Prozent-Marke) an Stimmen eingebüßt haben. Zehn Prozent der ausgegebenen rund 25.000 Wahlkarten sind im Ergebnis noch nicht enthalten sein. Das endgültige Gesamtergebnis wird am Dienstag vorliegen.

Die Wahlbeteiligung bei der Vorarlberg-Wahl lag bei 63,83 Prozent, das ist ein Minus von 4,6 Prozentpunkten gegenüber 2009.

ÖVP: 41,8 Prozent, 16 Mandate

Die Volkspartei erreicht laut Endergebnis 41,8 Prozent der Stimmen, das ist ein Minus von 9 Prozentpunkten gegenüber 2009. ÖVP-Landeshauptmann Markus Wallner bezeichnete das Ergebnis als "brauchbar", stellte aber klar: "Ein Verlust bleibt ein Verlust." Mit wem die ÖVP nun koalieren wird, ließ der Landeshauptmann offen. Beginnen will Wallner mit den Koalitionsgesprächen "möglichst zügig".

ÖVP-Obmann Reinhold Mitterlehner bezeichnete das Abschneiden bei der Vorarlberg-Wahl als "respektables Ergebnis in einem herausforderndem Umfeld". Der Verlust der Absoluten sei "natürlich unerfreulich", räumte er ein, doch solche Mehrheiten seien selten geworden und die ÖVP immer noch deutliche Nummer eins.

FPÖ: 23,5 Prozent, 9 Mandate

Leichte Verluste muss die FPÖ hinnehmen: Die Freiheitlichen kommen auf 23,5 Prozent (-1,7). 2009 war die Partei noch bei 25,12 Prozent gelegen. FPÖ-Spitzenkandidat Dieter Egger ist trotz leichter Einbußen der Freiheitlichen bei der Vorarlberger Landtagswahl "sehr zufrieden". Einerseits haben man mit dem Brechen der VP-Absoluten eines der Wahlziele erreicht, andererseits habe man sich trotz zusätzlicher Konkurrenz durch die NEOS auf sehr hohem Niveau stabilisiert.

FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache bezeichnete das Abschneiden als respektabel. Das wichtigste Wahlziel, nämlich die absolute Mehrheit der ÖVP zu brechen, sei erreicht worden. "Ein Plus ist natürlich immer besser als ein Minus. Das ist aber nur ein Ansporn, das nächste Mal einen noch intensiveren Wahlkampf zu führen."

GRÜNE: 17,1 Prozent, 6 Mandate

Die Grünen legen deutlich zu und erhalten 17,1 Prozent - ein Plus von 6,5 Prozentpunkten gegenüber 2009. Der Grüne Spitzenkandidat Johannes Rauch interpretiert den Wahlerfolg seiner Partei als "klaren Auftrag" für Schwarz-Grün. Das Plus seiner Partei sieht er als "sensationelles Ergebnis" an einem "großartigen Tag" für die Grünen: "Eigentlich bin ich sprachlos, und das ist bei mir selten der Fall."

Grünen-Bundessprecherin Eva Glawischnig sprach von einem "wunderschönen Wahlerfolg". Die Grünen hätten die siebente Wahl in Folge gewonnen, und schaffe man tatsächlich sechs oder sieben Mandate, wäre dies das beste Vorarlberg-Ergebnis jemals und eine historische Zäsur, so Glawischnig. "Das ist mit Sicherheit ein Auftrag, unseren Projekten treu zu bleiben", sagte sie.

SPÖ: 8,8 Prozent, 3 Mandate

Die SPÖ verliert ebenfalls leicht und kommt auf 8,8 Prozent. Gegenüber 2009 bedeutet das ein Minus von 1,2 Prozentpunkten, die Sozialdemokratie landet damit unter der psychologisch wichtigen Zehn-Prozent-Marke. "Es ist nicht schön, wenn die Sozialdemokratie einstellig wird", sagte SPÖ-Landesparteivorsitzender Michael Ritsch in einer ersten Reaktion. Zumindest habe man die drei Mandate gehalten. Natürlich sei er "traurig, aber die Welt wird deshalb nicht untergehen", räumte der SPÖ-Spitzenkandidat ein.

"Ein Minus ist immer unangenehm", sagte SPÖ-Chef und Bundeskanzler Faymann zum Wahlergebnis, "man wünscht sich bei einer Wahl ein Plus." Es sei mit einer zusätzlich antretenden Partei allerdings keine leichte Ausgangssituation gewesen. Faymann selbst sprach Ritsch das Vertrauen aus. Die Landespartei selbst entscheide, wie nun weiter vorzugehen sei. Er sei überzeugt, dass Ritsch die richtigen Schlüsse ziehe und die Aufbauarbeit vorantreibe. Es gebe nur ein Rezept, und das sei harte politische Arbeit.

NEOS: 6,9 Prozent, 2 Mandate

Die NEOS schaffen bei ihrem ersten Antreten 6,9 Prozent und damit klar den Einzug in den Landtag, die Hürde liegt bei 5 Prozent. Allerdings erreichten sie nicht das für das Erreichen der Klubstärke notwendige dritte Mandat. Trotz des Verpassens dieses Wahlziels war Spitzenkandidatin Sabine Scheffknecht "sehr zufrieden", handle es sich doch bei den NEOS um die erste Partei seit 30 Jahren, die neu in den Vorarlberger Landtag einziehe.

NEOS-Gründer Matthias Strolz fand die Leistun sogar "epochal". Immerhin sei es gelungen, gleich beim ersten Antreten bei einer Landtagswahl den Einzug ins Landesparlament zu schaffen, argumentierte der NEOS-Chef: "Wir kommen Schritt für Schritt." So werde man auch im kommenden Jahr bei allen Landtagswahlen kandidieren.

Grüne legten als einzige bei Mandaten zu

Die ÖVP ist in Zukunft nur mehr mit 16 der insgesamt 36 Abgeordneten im Landtag vertreten, das bedeutet einen Verlust von vier Sitzen. Neben den NEOS, die zwei Mandate erobern konnten, waren die Grünen mit zwei zusätzlichen Sitzen die einzigen, die ihre Mandatszahl vergrößern konnten (von vier auf sechs).

Die FPÖ bleibt bei ihren neun Mandaten, auch die SPÖ hält weiterhin ihre Mandatsstärke von drei Sitzen im Landtag. Die NEOS verpassen mit zwei Mandaten die Klubstärke (mindestens drei Mandate).

Seite 2: Wählerstromanalyse und weitere Infos

Die ÖVP hat bei der Landtagswahl am Sonntag in Vorarlberg am stärksten an FPÖ und Grüne verloren. Die NEOS konnten vor allem im Pool der Nichtwähler Unterstützer gewinnen. Die treuesten Wähler haben ÖVP und Grüne, geht aus der ORF/SORA-Wählerstromanalyse hervor.

Die Volkspartei konnte 66 Prozent der Wähler von 2009 erneut für sich gewinnen, auch die Grünen schafften dies. Die FPÖ kam hier auf 57 Prozent, die SPÖ auf 56 Prozent.

ÖVP-Wähler gingen zu FPÖ und Grünen

Die größten Verluste erlitt die ÖVP mit 10.000 und 9.000 Stimmen Richtung FPÖ und Grüne. Je 3.000 Stimmen gingen an SPÖ und NEOS verloren, und 5.000 ehemalige ÖVP-Wähler gingen diesmal nicht zur Wahl. Von der FPÖ holte sich die ÖVP 4.000 Stimmen, je 2.000 von SPÖ, Sonstigen und ehemaligen Nichtwählern, 1.000 von den Grünen.

Die FPÖ verlor 9.000 Wähler aus dem Jahr 2009 an die Gruppe jener, die diesmal zu Hause blieben. Die Grünen verloren 3.000 Stimmen an die Nichtwähler, die SPÖ 5.000 Stimmen.

Zugewinne verbuchte die FPÖ neben jenen von der ÖVP (10.000) auch von den Sonstigen (2.000) und den Nichtwählern (2.000) sowie von der SPÖ (1.000). Die Grünen holten jeweils 3.000 Stimmen aus dem FPÖ-Lager und von den Nichtwählern sowie je 1.000 von SPÖ und Sonstigen aus dem Jahr 2009.

5.000 Nichtwähler gingen zu NEOS

Die SPÖ holte sich je 3.000 Wähler von ÖVP und Nichtwählern und 1.000 von der FPÖ. Die NEOS holten sich 5.000 Nichtwähler des Jahres 2009, 3.000 Stimmen von der ÖVP sowie je 1.000 von FPÖ und Grünen.

Keine Auswirkungen auf Bundesrat

Die Landtagswahl in Vorarlberg hat keine Auswirkung auf die Sitzverteilung im Bundesrat. Die ÖVP behält ihre zwei Vorarlberger Mandate, die FPÖ bleibt bei einem, sagte Werner Zögernitz, Leiter des Instituts für Parlamentarismus und Demokratiefragen. Alle anderen Parteien gehen weiter leer aus. Insgesamt entfallen damit von den derzeit 61 Bundesratssitzen 25 auf die ÖVP, 22 auf die SPÖ und neun auf die FPÖ. Die Grünen entsenden vier Mandatare in die Länderkammer des Parlaments, das Team Stronach einen.