Wien

Vorurteile: Drag Queen Candy Licious schult Taxi-Fahrer

Mit den neuen Schlungsunterlagen für Taxilenker will Dragqueen Candy Licious gegen Diskriminierung kämpfen – die hat sie selbst zur Genüge erlebt.

Yvonne Mresch
Die Dragqueen erweitert die Schulungsunterlagen für angehende Taxilenker zum Thema Diversität.
Die Dragqueen erweitert die Schulungsunterlagen für angehende Taxilenker zum Thema Diversität.
Taxi 40100/Tim Walker

"Es ist mir schon viele Male passiert, dass Taxifahrer mich nicht mitgenommen haben", erzählt Berni L. alias Candy Licious – wir berichteten. "Entweder heißt es, man soll halt das nächste Taxi nehmen, oder man merkt gleich, worum es eigentlich geht. Manche sagen sogar direkt 'euch nehme ich nicht mit'. Wenn ich auf die Beförderungspflicht hinweise, wird dies nur verneint." In solchen Situationen komme Wut und Unverständnis in einem auf, so die Wienerin. "Ich will ja nur nach Hause!"

"Will nachhaltig etwas ändern"

Nach einer Beschwerde wurde die Dragqueen vom Taxiunternehmen 40100 persönlich eingeladen. "Wir wollten darüber sprechen, was schief gelaufen ist und was man tun kann, damit sich das nicht wiederholt", so Generalsekretärin Eveline Hruza. "Ich will nachhaltig etwas ändern", sagt auch Candy Licious.

Schließlich einigte man sich auf eine Kooperation: Die Schulungsunterlagen für angehende Taxilenker werden künftig um zwei Seiten zum Thema Diversität erweitert – verfasst von der Dragqueen selbst. "Es wird um Persönliches gehen, um Diskriminierung und wie man sich dabei fühlt, aber auch um Rechtliches. Fahrer sollen erkennen, dass sie eine Dienstleistung bieten, bei der Vorurteile nichts verloren haben und man Menschen nicht nach dem Äußeren beurteilen darf", so die Wienerin, die auch Schulungen für Firmen anbietet.

"Diskriminierungsschutz muss ausgeweitet werden"

Ob sie auch Sorge wegen negativer Kommentare hat? "Es ist gut, dass Menschen mit dem Thema in Berührung kommen und zum Nachdenken angeregt werden. Was auch immer dann hängen bleibt, sie haben es zumindest gehört. Und wenn nur eine Person dadurch anders handelt, dann macht es Sinn. Deshalb mache ich Aktivismus." Der Diskriminierungsschutz aufgrund sexueller Orientierung, der aktuell am Arbeitsplatz gilt, sollte auf alle Lebenslagen ausgeweitet werden, ist die Dragqueen sicher: "Ein Lokal darf zwar keine Frau ablehnen, zwei Lesben aber schon."

Sie sei sehr froh über die neuen Kooperation: "Das ist ein wahnsinniger Fortschritt und ich begrüße das." Die neuen Inhalte werden auch in die App für bestehende Fahrer aufgenommen und sollen voraussichtlich im Herbst stehen. Bei der Prüfung sind sie allerdings kein Thema: "Wenn es nach uns geht gerne, aber das liegt bei der Wirtschaftskammer", so Hruza. Candy Licious hofft nun, dass weitere Taxiunternehmen auf den Zug aufspringen – für Anfragen sei sie jedenfalls offen. Bekannt wurde die Dragqueen übrigens mit wild umstrittenen Kinderlesungen – wir berichteten.

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