Fussball

Vorwürfe, Lügen, Gehalt! Die Wahrheit im Fall Alaba

Ärger um David Alaba! Der FC Bayern brach die Verhandlungen ab. Alle Hintergründe über den Stopp und warum es zwischen Alaba und dem Klub kracht.

Sebastian Klein
Teilen
David Alabas Abschied aus München zeichnet sich ab.
David Alabas Abschied aus München zeichnet sich ab.
Picturedesk

David Alabas Vertrag läuft im Sommer 2021 aus. Die Verhandlungen um einen neuen sind gescheitert. Am 1. November zog der FC Bayern sein Angebot zurück. Jetzt stehen alle Zeichen auf Abschied. Ab Jänner darf Alaba mit anderen Klubs über einen Vorvertrag verhandeln, im Juli ablösefrei wechseln.

Nach dem Scheitern der Verhandlungen wurde es schmutzig. Der Wiener warf dem Klub vor, über diese Entscheidung aus den Medien erfahren zu haben. Dem widersprechen die Bayern vehement. Alaba werden Lügen vorgeworfen. Der Verein und sein Umfeld zeichnen seit Wochen ein Bild eines "geldgierigen" Beraters, Pini Zahavi. Wir beleuchten die wichtigsten Punkte in der Causa Alaba.

Warum scheiterten die Verhandlungen?

Es ging um Geld. Um viel Geld. Und um Wertschätzung. Alaba engagierte mit Pini Zahavi einen 72-jährigen Star-Agenten, der seine Interessen bei der Klubspitze durchsetzen sollte. Zahavi verhandelte gemeinsam mit Papa und Co-Berater George Alaba in mehreren Runden. Der Israeli ist auch Robert Lewandowskis Agent, kennt also die Gehälter der Topverdiener und verhalf dem Toptorjäger zu dessen Vertrag.

Nun wollte er Alaba in ähnliche Sphären heben. Der Klub machte aber von Anfang an klar, dass man in Zeiten der Pandemie nicht bereit wäre, ihn zu den Topverdienern Lewandowski und Manuel Neuer aufsteigen zu lassen. Das wollte die Alaba-Seite offenkundig bis zuletzt so nicht akzeptieren. Alaba hatte als Publikumsliebling, Abwehrchef und durch seine Vielseitigkeit auf dem Platz eine gute Verhandlungsposition. Sein Lager dürfte sich zu sicher gefühlt, die Geduld der Bayern-Granden überstrapaziert haben.

1/11
Gehe zur Galerie
    Die Chronologie des Alaba-Pokers
    Die Chronologie des Alaba-Pokers
    GEPA

    Um das in Zahlen auszudrücken: Neuer verdient 22 Millionen Euro im Jahr, Lewandowski 21. Zahavi und die Alabas forderten rund 20 Millionen Jahresgehalt. Bisher verdient er 15 Millionen – die Forderung entspricht also einer Steigerung um 25 Prozent. Der "kicker" berichtet, dass die Bayern nach mehreren Verhandlungsrunden zuletzt einen Vertrag bis 2024 boten. Darin inkludiert: eine jährliche Gehaltssteigerung, die erst gegen Ende inklusive möglicher Prämien (abhängig vom Erfolg) an die 20-Millionen-Grenze gegangen wäre.

    Neben dem Geld war in den Verhandlungen, die sich seit dem Frühsommer zogen, immer wieder von Wertschätzung die Rede. Die Alaba-Seite sei enttäuscht, dass ein Versprechen aus der Vergangenheit nicht eingehalten worden sei. Bei den Verhandlungen für seinen derzeitigen Vertrag sei dem 28-Jährigen zugesichert worden, dass er auf seiner Wunschposition im zentralen Mittelfeld die Chance bekommen würde, sich zu beweisen. Das ist nicht eingetreten. Der langjährige Linksverteidiger agiert mittlerweile im Abwehrzentrum.

    Vorwürfe und Lügen

    Je länger die Verhandlungen dauerten, desto rauer wurde der Ton – auch nach außen. Mitte September sorgte Ex-Bayern-Boss Uli Hoeneß für eine ungeahnte Eskalationsstufe, als er Zahavi öffentlich einen "geldgierigen Piranha" nannte. Damals wurde zum ersten Mal deutlich, dass die Verhandlungen durchauch scheitern könnten. George Alaba eilte Zahavi zur Hilfe, unterstellte dem FC Bayern Lügen.

    Papa Alaba sagte bei "Sport1": "Ich habe nicht damit gerechnet, dass der FC Bayern jetzt in der Öffentlichkeit schmutzige Lügen über Gehalts- und Provisionsforderungen streut. Zu behaupten, dass wir wegen einer solchen Zahlung bei Vertragsunterschrift nicht zu einer Einigung kommen, ist eine von diesen dreckigen Anschuldigungen. Und das alles nur, weil wir die von ihnen vorgelegten Zahlen nicht akzeptieren. Wir haben unsere eigenen Vorstellungen."

    Nach dem Scheitern der Verhandlungen fliegen die Hackeln im November erneut tief. Dieses Mal steht David Alaba selbst im Fokus. Seine Reaktion auf das Aus sorgte in den vergangenen Tagen für Aufsehen. Er behauptete am Montag, auf den Bayern-Rückzug aus den Verhandlungen angesprochen: "Ich habe es auch erst aus den Medien erfahren." Er fügte an, "sehr verletzt" zu sein.

    1/6
    Gehe zur Galerie
      David Alaba feierte 2009 mit 17 Jahren und 114 Tagen sein Debüt für das österreichische Nationalteam. Er schaffte den Aufstieg zum unumstrittenen Star.
      David Alaba feierte 2009 mit 17 Jahren und 114 Tagen sein Debüt für das österreichische Nationalteam. Er schaffte den Aufstieg zum unumstrittenen Star.
      Gepa Pictures

      Die Bayern ließen das nicht lange auf sich sitzen. Der "kicker" berichtet, dass die Granden bei der Alaba-Pressekonferenz ihren Ohren nicht getraut hätten. Das Fachmagazin schreibt, Sportvorstand Hasan Salihamidzic habe Zahavi am Vortag informiert, dass das Angebot am Sonntag zurückgezogen, das am Abend offiziell kommuniziert werde. Auch David Alaba sei nach einer Trainingseinheit in einem 30-minütigen Vieraugengespräch darüber in Kenntnis gesetzt worden. "Der Spieler habe es ohne große Regung hingenommen."

      Unter dem Strich hieße das: Alaba hat gelogen. Nicht die einzige Lüge, die der Bericht aufdeckt. Alaba beschwerte sich auch über ein angeblich im Winter 2019/20 geplantes Tauschgeschäft mit Leroy Sane und Manchester City. Als er davon erfahren habe, sei das für ihn "ein Schlag ins Gesicht" gewesen. Die pikante Gegendarstellung des "kickers": Das Tauschgeschäft sei von Alaba-Berater Pini Zahavi lanciert, von den Bayern aber nie verfolgt worden. Sane wurde im Sommer für 45 Millionen Euro Ablöse verpflichtet.

      Wie geht es weiter?

      Der Ball liegt nun bei der Alaba-Seite. Die Bayern haben ihre Position klargemacht und werden davon nicht abweichen. Will Alaba doch in München bleiben, wo er mit Freundin Shalimar Heppner und dem gemeinsamen Sohn wohnt, muss er sich dem Klub annähern. Der Verein schwächte mit seinem Rückzug aus dem Poker auch Alabas Verhandlungsposition bei der Konkurrenz. Im Jänner darf er mit anderen Klubs verhandeln. Das Bayern-Gehalt dient Zahavi dabei nicht mehr als Druckmittel.

      Der deutsche Rekordmeister riskiert mit seinem jüngsten Schachzug aber mehr denn je, Alaba ablösefrei zu verlieren. Ein "Worst-Case-Szenario", das Bayerns Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge, Boss Herbert Hainer und Sportvorstand Salihamidzic unbedingt verhindern wollten. Salihamidzic sagte am Dienstagabend in Salzburg (6:2-Auswärtssieg in der Champions League): "Ich wüsste nicht, wie wir noch zusammenfinden sollten!"

      1/26
      Gehe zur Galerie
        Das Länderspieljahr 2020 steht im Zeichen der Coronavirus-Pandemie. Mit der <em>"Heute"</em>-Fotoshow behält ihr den Überblick.
        Das Länderspieljahr 2020 steht im Zeichen der Coronavirus-Pandemie. Mit der "Heute"-Fotoshow behält ihr den Überblick.
        gepa-pictures.com, Montage "Heute"

        Wohin könnte es Alaba ziehen?

        Im Ausland brodelt längst die Gerüchteküche. Mehrere Medien aus England und Spanien berichten, dass nun mindestens sechs Klubs Interesse an einer ablösefreien Verpflichtung 2021 hätten. Folgende Klubs werden genannt: Paris Saint-Germain, FC Liverpool, Manchester City, Juventus Turin, Real Madrid, FC Barcelona. Alaba bevorzuge einen Wechsel zu Real oder Barca. Das war so auch im Sommer zu vernehmen.

        Schon im abgelaufenen Transferfenster wurde Alaba mit jedem dieser Klubs zumindest lose in Verbindung gebracht. Zu diesem Zeitpunkt hätte der FC Bayern noch rund 60 Millionen Euro Ablöse gefordert. Speziell für die spanischen Klubs war das zu teuer. Sie plagen nicht zuletzt wegen der Pandemie große Geldsorgen. Speziell aus Barcelona ist dieser Tage zu vernehmen, dass die finanzielle Lage sehr angespannt sei. Der Klub befindet sich zudem im Umbruch. Bedarf am linksfüßigen und variablen Abwehrchef besteht allemal.

        Für Liverpool spricht die Zugkraft von Klopp, der zuletzt auch Thiago Alcantara von den Bayern loseisen konnte. Die Reds sind englischer Tabellenführer, Titelverteidiger und gewannen 2019 die Champions League – eine reizvolle Aufgabe. Spannend: Mit Virgil van Dijk verletzte sich kurz nach dem Saisonstart der Abwehrchef schwer. Der Kreuzbandriss wird den Niederländer für den Rest der Saison außer Gefecht setzen. Es bestünde also schon im Jänner-Transferfenster bedarf, der FC Bayern könnte eine Ablösesumme einstreifen und sich die Unruhe im Klub ersparen, Alaba hätte Planungssicherheit und wohl einen Stammplatz vor der bevorstehenden EURO im kommenden Sommer. Es dürfte sich nicht um die bevorzugte Option für den Wiener handeln. Verlockend klingt ein Engagement in Liverpool aber allemal.

        Manchester City hat mit Pep Guardiola womöglich ein Ass im Ärmel. Alaba kennt den Ex-Bayern-Coach gut. Der Katalane gilt als Bewunderer, hat seit geraumer Zeit Probleme mit seiner Abwehr. Allerdings steht derzeit auch hinter seiner Zukunft in Manchester ein kleines Fragezeichen. Die Leistungen schwanken. Wie wir aus dem Streit um den angeblich geplanten Tausch mit Sane gelernt haben: Zahavi hätte seinen Schützling schon vor einem Jahr gerne in Manchester gesehen.

        1/13
        Gehe zur Galerie
          Wer ist der beste Fußballer aller Zeiten? Pele, Cruyff, Maradona, Ronaldo, Messi? Ansichtssache! Wir zeigen jene Super-Kicker, die am öftesten zum Weltfußballer gekürt wurden und den Ballon d'Or stemmten.
          Wer ist der beste Fußballer aller Zeiten? Pele, Cruyff, Maradona, Ronaldo, Messi? Ansichtssache! Wir zeigen jene Super-Kicker, die am öftesten zum Weltfußballer gekürt wurden und den Ballon d'Or stemmten.
          (Bild: Screenshot)