Wirtschaft

VW-Manager bezeichnet Diesel als "Luftreiniger"

Heute Redaktion
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Bild: Reuters

VW-Entwicklungschef Ulrich Eichhorn hat Dieselautos in einem Interview mit dem umstrittenen Lobbyverein EUGT als "Luftreinigungsmaschinen" bezeichnet.

Nach dem manipulierten Abgaswerten im Dieselskandal rund um den deutschen Autobauer Volkswagen (VW), sorgt ein leitender Manager des Konzerns erneut mit einer Aussage für Unmut.

"Durch die modernen Abgasnachbehandlungsanlagen spielt der Dieselmotor in der umweltpolitischen Diskussion keine Rolle mehr, weil Partikel und Stickstoffdioxid auf ein nahezu homöopathisches Niveau sinken", wurde Ulrich Eichhorn in seiner damaligen Funktion als Geschäftsführer des Verbandes der Automobilindustrie noch 2013 in einem Newsletter des Instituts EUGT zitiert. "Man könnte fast sagen, dass ein moderner Diesel in vielen Situationen sozusagen die Luft reinigt", so Eichhorn weiter. Das geht aus einem Bericht der deutschen "WirtschaftsWoche" hervor, deren Redaktion der entsprechende Text vorliegen soll.

Das war vor mehr als vier Jahren, lange bevor die Abgasmanipulationen der Automobilindustrie 2015 aufflogen. 2016 jedoch wechselte Eichhorn zu Volkswagen, wo er seitdem als Leiter der Abteilung Forschung und Entwicklung tätig ist.

In vielen europäischen Städten werden besonders ältere Dieselfahrzeuge heiß diskutiert, weil sie die Luft besonders mit Stickstoffdioxid (NO2) verpesten sollen – auch Fahrverbote stehen regelmäßig im Raum. Jährlich würden wegen der schmutzigen Luft mehr als 400.000 Europäer verfrüht sterben, hatte EU-Umweltkommissar Karmenu Vell nach Gesprächen mit der deutschen Ministerin und weiteren Amtskollegen am gestrigen Dienstag noch erklärt.

Kann die Einschätzung Eichhorns denn überhaupt richtig sein? Die "WirtschaftsWoche" hakte nach und konfrontierte den VW-Manager mit seinen früheren Aussagen: Er sehe keinen Grund von seiner damaligen Einschätzung für das EUGT abzurücken, erklärte Eichhorn und fügt hinzu: "Grundsätzlich ist es auch heute noch in bestimmten Situationen der Fall, dass ein moderner Diesel die Luft reinigen kann."

Der umstrittene Lobbyverein EUGT (Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor) ist übrigens vor wenigen Tagen selbst in die Schusslinie geraten, nachdem bekannt wurde, dass er für mehrere Automobilhersteller Abgastests an Menschen und Affen in Auftrag gegeben hatte – "heute.at" berichtete.

(red)