Das lang erwartete Wahlwochenende ist da. In weniger als 48 Stunden schießen die bunten Balken in Höhe – für die einen Grund zum Jubeln, für die anderen purer Frust. Siegesreden, Koalitionspoker, vielleicht sogar dramatische Rücktritte – in ein paar Tagen wird Polit-Österreich kräftig beben.
Doch zuvor stand für die Spitzenkandidaten das Wahlkampffinale an, am Freitag mobilisierten alle nochmal ihre (potenziellen) Wähler. "Heute" hat den Überblick über alle Schlusskundgebungen:
Begleitet von "Bundeskanzler, Bundeskanzler – hey, hey"-Rufen seiner Anhänger beendete VP-Obmann Karl Nehammer gestern Vormittag den Wahlkampf. Vor der Parteizentrale in der Wiener Lichtenfelsgasse sprach er nochmals von "einer Richtungsentscheidung". Nehammer: "Es geht um viel." Der Wahlkampf habe an Dynamik gewonnen, doch "entscheidend ist nicht die Stimmung, sondern die Stimme des Wählers", so der Kanzler. Parteigeneral Stocker ergänzte: "Es wird ein Fotofinish werden. Wir haben verstanden, was das Land in Zukunft braucht. Die sichere Wahl ist die Volkspartei."
Vor historischer Kulisse wärmte sich FPÖ-Chef Herbert Kickl für einen möglicherweise historischen Sieg auf. Wie sein großes Vorbild Jörg Haider im Jahr 1999 trat er am Stephansplatz auf. Zu Beginn gab es einen Gruß an die Demonstranten: "Herzlich willkommen an alle, die daheim nicht mit Messer und Gabel, sondern mit Hammer und Sichel essen." Dann appellierte er an die Bevölkerung: "Investiert eure Stimme in fünf gute Jahre. Wir werden uns für euch das Herz aus dem Leib reißen, aber das Kreuzerl müsst ihr machen."
Den roten Frontmann zog es gestern in die Grüne Mark: Andreas Babler war beim Wahlkampf-Finish der steirischen Landesgruppe um Vize-Landeschef Lang und Regional-Spitzenkandidat Leichtfried am Kaiser-Josef-Platz in Graz mit dabei. Babler gab sich kämpferisch: "Damit Österreich endlich wieder gerechter wird, müssen wir am 29. September stärkste Kraft werden." Heute, Samstag, findet die Schlusskundgebung der Roten am Viktor-Adler-Markt in Wien-Favoriten statt. Auch Partei-Ikone und Wiener Spitzenkandidatin Doris Bures wird mit dabei sein.
Grünes Finale zwischen den Museen am Maria-Theresien-Platz in Wien. Motto: "Ohne Grüne kein Klimaschutz" – für Bundessprecher Werner Kogler die Top-Priorität. "Es geht nicht um Volkskanzler oder sonstiges doofes rechtes Gerede." Klimawandel? "Wir sind die letzte Generation, die etwas dagegen tun kann. Es steht viel auf dem Spiel."
Auf der Freyung in Wien rief Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger beim Wahlkampffinale der Pinken noch einmal zu "mutigen Reformen" auf. Sie wolle nicht gegen, sondern FÜR etwas kämpfen, Zuversicht zurückbringen. Und: "Wir werden am Sonntag auf jeden Fall Geschichte schreiben, Neos werden zum vierten Mal in Folge zulegen."
Unweit des Denkmals für die Opfer des Faschismus warb KPÖ-Spitzenkandidat Tobias Schweiger Freitagvormittag am Wiener Reumannplatz um "ein Kreuzerl". Schaffen sie erstmals seit 1959 den Einzug ins Hohe Haus? Schweiger: "Es wird sehr knapp. Die KPÖ kann im Nationalrat einen großen Unterschied für die nächsten fünf Jahre ausmachen."
Am Platz der Menschenrechte in Wien-Neubau schäumte BIER-Chef Dominik Wlazny am Freitag noch einmal vor Mut. "Die Bierpartei will Freude, Optimismus und frischen Wind ins Hohe Haus bringen", so der Gründer, der in Umfragen zuletzt deutlich nachgab und ebenso wie die Kommunisten um den Einzug in den Nationalrat bangen muss.