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Waltz: "Der Held ist Quentin Tarantino"

Heute Redaktion
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Ein sichtlich gerührter Christoph Waltz wurde in der Nacht auf Montag mit dem Oscar als bester Nebendarsteller ausgezeichnet. Er bedankte sich danach bei Mentor Quentin Tarantino. Michael Haneke dankte nach seinem ersten Oscar vor allem seiner Gattin.

Ein sichtlich gerührter und extrem aufgeregter Christoph Waltz wurde in der Nacht auf Montag mit dem Oscar als "Bester Nebendarsteller" ausgezeichnet. Bei seinem kurzen Podiumsauftritt (knapp 60 Sekunden!) bedankte er sich insgesamt acht Mal, vor allem bei Mentor Quentin Tarantino. Michael Haneke dankte nach seinem ersten Oscar vor allem seiner Gattin.

Als Waltz´ Name für den "Besten Nebendarsteller" aufgerufen wird, holt er erst tief Luft. Dann springt er auf, läuft zu Mentor Quentin und küsst ihn auf die Wange. Dann erst küsst er seine Frau, bevor er auf die Bühne eilt. Als Waltz seinen Oscar von Schauspielerin Octavia Spencer überreicht bekommt, wirkt er fast verlegen. Auf dem Podium ringt er um die richtigen Worte. Seine Stimme zittert, man sieht förmlich sein Herz klopfen. Waltz lässt niemanden aus, spricht fast schon in demütiger, gebeugter Haltung. In der linken Hand hält er das offene, goldene Kuvert mit dem Siegel, in dem sein Name als Gewinner für den "Besten Nebendarsteller" steht, in der rechten umklammert er die Oscar-Statue. Von Tarantino erntet er für seine Dankesrede einen kurzen Handkuss.

 
Die Dankesrede im Wortlaut:

"Danke. Vielen Dank. Mr. De Niro, Mr. Arkin, Mr. Hoffman und Mr. Jones, mein Respekt! Meine... meine unendliche Dankbarkeit geht an Dr. King Schultz. Das gilt, natürlich, dessen Schöpfer und dem Erschaffer dieser beeindruckenden Welt - Quentin Tarantino. Und ich danke Jamie Foxx und Leo DiCaprio. Sam Jackson und Kerry Washington. Ich danke Harvey Weinstein und Amy Pascal. Stacey Sher. Reginald Hudlin und Pilar Savone. Danke an Adam Schweitzer und Lisa Kasteler. Und ich danke meinen Freunden Jeff Dashnaw und Bill Clark, dir mir den Hals gerettet haben.

Wir haben an der Reise eines Helden teilgenommen - und der Held hier ist Quentin Tarantino. Du erklimmst den Berg, weil du keine Angst vor ihm hast. Du bezwingst den Drachen, weil du keine Angst vor ihm hast, und du gehst durch Feuer, weil es das wert ist. Ich habe meiner Figur die Worte gestohlen, tut mir leid, ich konnte nicht widerstehen. Danke!"

Waltz im positiven Schockzustand

Wenig später stellte er sich auch den Journalisten. Nach dem zweiten Gewinn sei er immer noch im Schock, "das ist der Grund, warum meine Antworten nicht zusammenhängend sind, aber das ist mir egal". Auch wenn Waltz schon zuvor einen Oscar errungen hatte, fühlte er sich so, als sei er in einer anderen Welt: "Die Tatsache allein, einer von ihnen sein zu dürfen, bedeutet bereits die Welt für mich", so der gebürtige Wiener über seine Mit-Nominierten. "Robert De Niro und Alan Arkin sind Vorbilder für mich, seit ich in diesem Beruf angefangen habe."

Dennoch lehnte er die Bitte eines Journalisten ab, auf Deutsch zu antworten, und konnte wenig damit anfangen, als europäischer Schauspieler für eine Rolle im größten Western-Kassenschlager der Filmgeschichte ausgezeichnet worden zu sein. "Ich bin nur ein Schauspieler, kein Buchhalter", meinte Waltz. "Ich liebe diesen Film nicht dafür, dass er der mit den höchsten Einspielzahlen ist. Ich liebe diesen Film weil er ein fabelhaftes, aufregendes Stück Entertainment mit einer wirklich tiefen Botschaft ist."

Haneke: Liebeserklärung an seine Frau Susanne

Überreicht wurde Michael Haneke (70) sein erster Oscar von zwei glamourösen Hollywood-Stars, Jessica Chastain und Jennifer Garner. Seine Aufmerksamkeit auf der Bühne galt jedoch nur seiner Ehefrau im Saal des Dolby Theatre. Er spricht länger als Waltz, wirkt ruhiger. Nach dem obligatorischen Dank an Vertrieb, Produzenten und Crew dankte er "meiner Frau, die auch Teil der Crew war". "Sie unterstützt mich seit 30 Jahren", so Haneke, "du bist das Zentrum meines Lebens." Erwähnung fanden auch seine beiden Hauptdarsteller, Jean-Louis Trintignant und die an diesem Abend nominierte Emmanuelle Riva, "denn ohne sie würde ich nicht hier stehen".

Erfolgsproduzent Veit Heiduschka zeigte sich hocherfreut über den Auslandsoscar für Michael Hanekes "Amour" (Liebe) am Abend der 85. Oscar-Gala in Los Angeles. Enttäuschung darüber, dass das Werk keine der vier anderen Nominierungen (Regie, Bester Film, Drehbuch und Hauptdarstellerin) in eine Statuette ummünzen konnte, gebe es jedenfalls nicht: "Überhaupt nicht. Wir haben gar nicht damit gerechnet", so Heiduschka im Anschluss an die Verleihung. "Wir haben im Vorfeld Gespräche mit Amerikanern geführt: Die Nominierungen haben sie uns gegönnt, den Preis nicht."