Österreich

"Wanderköchin" tischt Menüs für Krebskranke auf

Menüs kreieren statt Mode entwerfen: Birgit Indra (54) aus Baden sorgt als "Wanderköchin" für Schmankerln auf dem Tisch – auch bei Krebskranken.

Christine Ziechert
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    "Wanderköchin" Birgit Indra kocht daheim bei ihren Kunden.
    "Wanderköchin" Birgit Indra kocht daheim bei ihren Kunden.
    Anna-Maria Indra

    Die Nähnadel hat sie beiseite gelegt, dafür schwingt sie jetzt mit Leidenschaft den Kochlöffel: Die ehemalige Mode-Designerin Birgit Indra (54) aus Baden (NÖ) kommt als "Wanderköchin" nach Hause und bereitet dort frische Mahlzeiten zu – selbstverständlich unter Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen. Auch Krebskranke bekocht die Niederösterreicherin: "Diese Menschen leiden oft an Übelkeit und bekommen nichts hinunter. Ich koche das für sie, was sie sich wünschen. Viele möchten keinen Zucker, Kohlenhydrate oder rotes Fleisch, andere schon. Es ist sehr individiuell, auf das gehe ich ein", erklärt Indra.

    Begonnen hat alles mit der Krebserkrankung einer Freundin: "Sie hatte ein bösartiges Thymusdrüsenkarzinom. Nach unzähligen und aggressiven Chemotherapien und sehr schweren, langwierigen Operationen hatte sie extrem abgenommen. Ich wollte ihr nicht 'vorkauen', was sie essen soll, sondern ich fragte sie, was sie am ehesten essen kann. Ich kochte ihr eine Erdäpfelsuppe, und es war das erste Essen, das sie seit Wochen bei sich behielt", erinnert sich Indra. 

    Alles begann mit einer krebskranken Freundin

    Insgesamt drei krebskranke Freundinnen hat die 54-Jährige als Köchin begleitet, eine davon verloren: "Gerade in der Corona-Zeit habe ich gemerkt, wie andere Krankheiten in den Hintergrund gerückt sind. Meine krebskranken Kunden waren im 1. Lockdown total verzweifelt. Oft wurden sie gemieden, es war viel Einsamkeit dabei. Zum Glück waren dann die Bestimmungen wieder so, dass ich zu ihnen konnte. Ich koche nicht nur für sie, ich esse auch mit ihnen, was ich bei meinen anderen Kunden nicht mache", erzählt Indra.

    Was Indra auftischt, liegt bei den Krebspatienten: "In der Früh besprechen wir, was der Patient glaubt, bei sich behalten zu können. Kräuter, Gemüse oder sogar Fleisch. Auch die Konsistenz, wie flüssig oder breiig, ist wichtig. Dann bereite ich das zu, was sie glauben, bei sich behalten zu können", erklärt die dreifache Mutter. Auf den Tisch kommen traditionelle österreichische, asiatische und orientalisch-mediterrane Gerichte, aber auch Veganes. Inspirieren lässt sich Indra dabei von anderen Köchen, oft entstehen auch direkt beim Kochen spontane Rezept-Ideen.

    Service soll für alle leistbar sein

    Besucht werden Kunden in Wien und im südlichen Niederösterreich. Gratis ist der Service für Krebskranke (40 Euro/Stunde) nicht, aber: "Mein Angebot soll für jeden finanziell zugänglich sein. Ich habe einen Sponsor, der die Kosten übernimmt, die sich die Patienten nicht leisten können. Daher muss ich zum Glück niemanden ablehnen", meint Indra.