Österreich

"Warf ihn in Kanal, weil er mich blöd anschaute"

Ein 33-Jähriger, der einst Priester werden wollte, stand heute wegen versuchtem Mord vor Gericht. Am 10. September 2019 attackierte er am Wiener Donaukanal "aus Frust" einen unbeteiligten Passanten und stieß ihn ins eiskalte Wasser.  "Ich war sauer auf die Welt", gab er als Grund an. 

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Er wollte Priester werden, dann tötete er.
Er wollte Priester werden, dann tötete er.
Sabine Hertel

Erst Priesterseminar, dann ein Job als Kellner, dann Untersuchungshaft: Der Lebensweg von Michel R. ist keine Offenbahrung. Und beinahe musste ein unschuldiger Slowake wegen ihm auch noch dran glauben. Durch Glück kam er mit einem blauen Auge (und Jochbeinprellung) davon. Nachdem der Angeklagte im Sommer 2019 offenbar eine psychische Krankheit (paranoide Shizophrenie) entwickelte, schlug er an einem lauen Septembertag völlig ohne Vorwarnung einem Passanten am Treppelweg erst ins Gesicht und stieß ihn anschließend in das 14 Grad kalte Wasser. "Dabei wusste er weder, ob dort eine Betonplattform war, noch wie tief das Wasser da gewesen ist und schon gar nicht, ob das Opfer überhaupt schwimmen konnte", zeigte sich die Staatsanwältin über die Tat schockiert.

Anklage wegen versuchten Mordes

Aufgrund einer "offensichtlichten Tötungsabsicht" lautete die Anklage auf versuchten Mord. Die Staatsanwältin beantragte zudem auf Grundlage eines psychiatrischen Gutachteneine eine Unterbringung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher.

Warum? "Er hat mich blöd angeschaut."

Echte Reue war beim Angeklagten nicht zu erkennen. Zwar sagte er: "Ich wollte ihn nicht töten". So richtig glauben wollte das dem jungen Mann aber wohl keiner im Gerichtssaal. Denn er gab auch zu Protokoll: "Ich hab mich provoziert gefühlt, weil er mich blöd anschaute" Als Grund für sein Verhalten führte er auch seine Vorgeschichte an.

Er stalkte seine Ex und würgte Schwester

Nachdem das mit dem Priesterseminar offenbar nicht klappte, lernte er Kellner. Mit seiner (wohl ersten und einzigen) Freundin war laut ihren Angaben im Jahr 2015, er bestand vor dem Richter daruaf, dass seine erst viel später geendet hätte. Fakt ist: Wegen Stalkings liegen einstweilige Verfügungen vor, auch eine Verurteilung wegen Körperverletzung stehen auf der Vita des Angeklagten.  Im Sommer vor der Tat würgte er außerdem seine Schwester ("Weil sie etwas gegen meine Freundin sagte") und musste kurz in die Psychiatrie.

"Ich war an diesem Tag sauer auf die Welt"

Trotzdem arbeitete er weiter in einem Wiener Innenstadtlokal. "Bis zu meine Verhaftung". So auch am 10. September: In der Mittagspause chillte er sich auf eine Parkbank am Wasser und rauchte Mariuhana. Als das spätere Opfer an ihm vorbei ging, rastete er plötzlich aus: "Ich war an diesem Tag sauer auf die Welt"

Opfer hatte Todesangst

Zum Glück reagierten Zeugen geistesgegenwärtig und alarmierte die Polizei, die sehr schnell am Einsatzort ankam und den Angreifer festnehmen konnte. Das Opfer konnte aus dem Wasser gerettet werden. "Ich hatte Todesangst und schwamm um mein Leben. Ich dachte er wollte mich töten", beschrieb der Slowake sein Martyrium. Er kann nun wohl besser schlafen. Der Angeklagte bleibt hinter Gittern.

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