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Warum dieser Priester (72) die Welt zu Tränen rührt

Heute Redaktion
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Giuseppe Berardelli, wie ihn seine Kirchengemeinde in Erinnerung behalten wird.
Giuseppe Berardelli, wie ihn seine Kirchengemeinde in Erinnerung behalten wird.
Bild: Screenshot Facebook/Oratorio Casnigo

Die Schlagzeilen über die scheinbar selbstlose Tat eines italienischen Priesters verbreiten sich wie ein Lauffeuer: Er soll sein Beatmungsgerät einem jüngeren Patienten überlassen haben. Doch stimmt das?

Seit fast 14 Jahren war Giuseppe Berardelli als Erzpriester der 3.200-Seelen-Gemeinde Casnigo nahe Bergamo (Italien) tätig, jetzt ist er tot. Der 72-Jährige wurde, wie bereits 6.800 weitere Bürger Italiens, zum Opfer des sich rasant ausbreitenden Coronavirus Sars-CoV-2. Durch eine letzte, selbstlose Tat soll er allerdings einem anderen Covid-19-Patienten das Leben geschenkt haben.

"Don Giuseppe ist als Priester gestorben. Ich bin tief berührt darüber, dass er aus freien Stücken auf sein Beatmungsgerät verzichtet hat, um es jemand Jüngerem zur Verfügung zu stellen", wird ein Pfleger aus einem Altenheim der trauernden Gemeinde in der Zeitschrift "Araberara" zitiert. Die Kirchengemeinde soll demnach zusammengelegt haben, um ihrem Pater dieses lebenswichtige Gerät zu besorgen, da es in den Krankenhäusern an notwendiger Ausstattung mangle.

Eine Geschichte, die zu Tränen rührt. Kein Wunder, dass sie sich seit ihrer Veröffentlichung am Montag wie ein Lauffeuer verbreitet. Weltweite Schlagzeilen, darunter auch österreichische Medien, berichten ausgehend von dem "Araberara"-Artikel von dem Drama – das so wohl nicht passiert ist.

"Sein ganzes Leben war von dieser Art Gedanken geprägt"

Obwohl Giuseppe Berardelli von seiner Kirchengemeinde als Mann der Aufopferung und Freundlichkeit in Erinnerung behalten wird, sollen die Berichte über das gespendete Beatmungsgerät einfach falsch sein. Das meldet die römisch-katholische Nachrichtenagentur CNA am Dienstag. "Es gab keine Beatmungsgeräte, die von außerhalb des Spitals kamen", stellt der Generalsekretär der Diözese Bergamo, Giulio Dellavite, gegenüber CNA klar.

Dellavite, seit mehr als zwei Jahrzehnten ein persönlicher Freund des verstorbenen Paters, ist sich sicher, dass der 72-Jährige jederzeit seinen Platz in der Intensivstation für einen jüngeren Patienten aufgegeben hätte, wenn er es hätte können. "Sein ganzes Leben war von dieser Art Gedanken geprägt", so der Geistliche. Den Rest der Geschichte kann die Diözese nicht bestätigen.

Wahr ist allerdings, dass Giuseppe Berardelli vergangene Woche im Spital von Lovere an den Folgen der schweren Lungenkrankheit, die das Coronavirus auslöst, gestorben ist. Er ist einer von mindestens 60 katholischen Priestern, die in Italien durch die Corona-Pandemie bisher ihr Leben verloren haben. Viele von ihnen waren einem Aufruf des Papstes gefolgt, den Gläubigen in dieser schweren Zeit beizustehen.