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Warum trotz Mega-Bebens der Tsunami ausblieb

Heute Redaktion
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Bild: Stepmap.de

Zwei der stärksten Beben seit Beginn der Messungen haben den Grund des Indischen Ozeans erschüttert. Wissenschaftler sind erstaunt: Erstmals gab es bei solch heftigen Erschütterungen keine großen Schäden. Was sind die Gründe? Und warum starben "nur" fünf Menschen (davon zwei wegen Herzinfarkten) trotz der heftigen Stärke? Das Magazin Spiegel hat in seiner Online-Ausgabe die Anworten darauf gefunden.

die Anworten darauf gefunden.

Stundenlang herrschte höchste Alarmstufe am Indischen Ozean: Am Mittwoch erschütterten zwei extrem starke Beben den Meeresboden vor der Küste der indonesischen Insel Sumatra. Experten gaben Tsunami-Alarm für sämtliche Küsten.

Neuntheftigstes Beben seit Beginn der Messungen

Kein Wunder: Das erste Beben war mit der Stärke 8,6 das neuntheftigste seit Beginn der Messungen. Es war, wie sich nun herausstellt, das stärkste je gemessene, das keinen Schaden angerichtet hat. Das zweite Beben mit der Stärke 8,2 gehört immerhin zu den schwersten der letzten Jahre.



Beide waren stark genug, Tsunamis loszutreten. Doch es kam anders. Zwar rollten tatsächlich Wellen übers Meer, von denen niemand wusste, wie groß sie sind. Gewarnt wurde vor meterhohen Tsunamis in Indien, Thailand und Indonesien. Selbst an der Ostküste Afrikas wurden Küstenbewohner alarmiert. Doch dann brandeten nur kleine Wellen an die Küsten.

"Nur" fünf Tote

Wie die Behörden mitteilten, wurden durch das Beben am Mittwoch fünf Menschen getötet. Zwei von ihnen starben demnach an Herzattacken. Zudem seien sieben Menschen verletzt worden. Der Erdstoß der Stärke 8,6 hatte sich etwa 430 Kilometer vor der Westküste Sumatras in 23 Kilometern Tiefe ereignet.



Vorübergehend wurden für den gesamten Indischen Ozean Warnungen vor einem Tsunami herausgegeben. Insbesondere auf Sumatra brach Panik aus, weil sich viele Menschen an den verheerenden Tsunami vom Dezember 2004 erinnerten, der an den Küsten des Indischen Ozeans 220.000 Menschen in den Tod gerissen hatte.

Warum gab es trotz der extremen Stärke keine großflächigen Zerstörungen?

Zwei geologische Zufälle sorgten dafür, dass die Beben zwar extrem stark, aber dennoch harmlos waren: Zum einen ereigneten sie sich mehr als 400 Kilometer von der Küste entfernt, so dass die Erschütterungen nach bisherigen Informationen keine Siedlungen beschädigten.

Zudem verhinderte ein ungewöhnliches Geschehen am Meeresgrund eine Tsunami-Katastrophe: Der Meeresboden brach nicht wie beim desaströsen Tsunami-Beben von 2004, als ein Ruck dem Meer einen harten Stoß versetzte wie ein Stempel. Diesmal verschoben sich die Gesteinsschollen waagerecht, so dass weniger Wasser verdrängt wurde - nur kleine Wellen kamen in Schwung.

Das Ereignis ist geradezu eine geologische Sensation: Zwar gab es in der Nähe der aktuellen Beben seit 2006 drei ähnliche Beben mit Stärken von 6,2 bis 7,2. Doch dass waagerechte Gesteinsbrüche - sogenannte Blattverschiebungen - solch starke Stöße wie am Mittwoch erzeugen, ist äußerst selten. Normalerweise gerät der Boden nur dann so stark in Schwingung, wenn in sogenannten Subduktionszonen, wo sich Erdplatten übereinander schieben, eine Gesteinsscholle unter eine andere ruckt.

30 Häftlinge nutzten Beben zur Flucht

Das heftige Erdbeben vor der Küste Indonesiens hat offenbar etwa 30 Häftlingen eines Gefängnisses auf der Insel Sumatra die Flucht ermöglicht. Wie die Behörden am Donnerstag mitteilten, wurden sie am Vortag angesichts der schweren Erschütterungen aus Sicherheitsgründen aus ihren Zellen gelassen und kehrten nicht wieder dorthin zurück. Von insgesamt 65 ins Freie entlassenen Häftlinge befänden sich nur 33 wieder in Gewahrsam. Ob die Gefangenen außerhalb der Haftanstalt beaufsichtigt wurden, blieb unklar.