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Warum wurde Spiel nach Eriksen-Kollaps fortgesetzt?

Christian Eriksen brach auf dem Spielfeld zusammen und musste reanimiert werden. Das Spiel ging 107 Minuten später weiter. Das wird viel kritisiert.

Heute Redaktion
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Dänemark gegen Finnland
Dänemark gegen Finnland
imago images/Ritzau Scanpix

Nur wenige Minuten vor der Halbzeit des Spiels zwischen Dänemark und Finnland kam es am Samstagabend in Kopenhagen zu einer dramatischen Situation. Dänemark-Star Christian Eriksen brach ohne Zweikampf einfach zusammen. Sofort herbeigerufene Helfer und auch Mitspieler leiteten lebensrettende Maßnahmen ein. Es waren dramatische Szenen im Stadion. Die Fußball-Welt stand still.

Das Spiel wurde vorerst unterbrochen. An eine weitere Durchführung war nicht zu denken. Um 19.45 Uhr kam die Information, dass das Spiel wieder angepfiffen werden sollte. Die Entscheidung, das Spiel noch am Samstagabend fortzusetzen, fällten nach übereinstimmenden Aussagen beide Mannschaften.

Der dänische Sportchef Peter Möller sagte in einem Interview: "Die Spieler haben mit Christian gesprochen und spielen die Begegnung für Christian weiter." Für den ZDF-Experten und Gladbacher Spieler Christoph Kramer eine fragwürdiger Entscheidung. Er kritisiert allerdings nicht die dänischen Spieler: "Da liegt der Fehler meiner Meinung nach bei der UEFA, die sagen muss: Wir haben eine weitere Sicht dazu, da wird heute nicht mehr gespielt. Ich weiß nicht, wer da eine andere Meinung haben kann. Es ist der absolute Wahnsinn."

Der Weltmeister von 2014 ergänzte: "Die Frage ist, kann einer von denen in diesem Moment einen klaren Gedanken fassen", sagte Kramer dazu. "Da sage ich einfach: Nein. Da ging es heute nicht um Fußball. Dann finde ich: Emotionen erstmal sacken lassen, eine Nacht drüber schlafen, dann kann man es immer noch spielen."

Die selbe Meinung hat auch Dänemarks Fußball-Legende Michael Laudrup, der früher bei Barcelona, Real Madrid und Juventus Turin gespielt hat: "Ich respektiere, dass unsere Mannschaft und auch die Finnen es geschafft haben, weiterzuspielen. Aber wenn so etwas passiert, sind sie voller Emotionen und haben nicht die Übersicht, um wichtige Entscheidungen zu treffen. Es muss jemanden geben, der dann sagt: Wir hören hier auf."

Das Interview des dänischen Trainers Kasper Hjulmand am Ende des Spiels untermauerte die Meinung von Kramer und Laudrup. Sichtlich ergriffen sagte er: "Wir hatten einen der unseren, der am Boden lag und um sein Leben kämpfte. Das bedeutet, dass Fußball völlig sinnlos wird. Es ist eine traumatische Erfahrung, der sie ausgesetzt sind."

Der dänische Trainer wies allerdings auch das Gerücht zurück, dass beide Teams vom europäischen Verband zur Fortsetzung der Partie gedrängt wurden. Es wurde angeboten, die Partie am Sonntag um zwölf Uhr wieder anzupfeifen. Der dänische Verband kündigte noch am Abend an, dass den Spielern und Eriksens Familie nun professionelle Hilfe in Form von psychologischer Betreuung angeboten werde.

107 Minuten dauerte die Unterbrechung an. Die Dänen waren auch nach dem Schock um Eriksen deutlich überlegen. Am Ende gingen die drei Punkte jedoch an Finnland (0:1). 

Die UEFA verweist in der Diskussion über die Fortsetzung des Dänemark-Spiels nach dem Kollaps von Eriksen noch am Samstagabend zunächst auf das Regelwerk. Dieses legt grundsätzlich das Vorgehen bei der "Neuansetzung von Spielen" (Artikel 29) fest, nicht aber, wie nach medizinischen Notfällen wie am Samstagabend im Parken Stadion von Kopenhagen zu verfahren ist.

"Kann ein Spiel nicht wie geplant beginnen oder nicht zu Ende gespielt werden, werden das vollständige Spiel bzw. die verbleibenden Spielminuten grundsätzlich am folgenden Tag ausgetragen", schreibt der Dachverband vor. Nach übereinstimmenden Aussagen von Samstag hatten beide Mannschaft entschieden, noch am Abend weiterzuspielen. Zur Wahl stand der Sonntagmittag als Alternativtermin. Vor der Entscheidung soll Eriksen per Videotelefonat aus dem Krankenhaus mit seinen dänischen Mitspielern gesprochen haben.

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