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Was ist eigentlich Salafismus?

Der mutmaßliche Attentäter von Berlin gehört laut Ermittlern zur Salafisten-Szene. Doch wofür steht die Bewegung innerhalb des Islam eigentlich?

Heute Redaktion
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Bild: Reuters

Der gehört laut Ermittlern zur Salafisten-Szene. Doch wofür steht die Bewegung innerhalb des Islam eigentlich?
Salafismus bezeichnet eine ultrakonservative Strömung innerhalb des sunnitischen Islam, dem die große Mehrheit der muslimischen Welt angehört. Sunnis sind mit den Schiiten (hauptsächlich im Iran) aus religiös-politischen Gründen verfeindet: Schiiten glauben, dass nur Nachkommen des Propheten Mohammeds die Gemeinschaft der Muslime führen dürfen; Sunnis sind hingegen der Meinung, dass jeder Moslem ein religiöser Führer sein darf.

Der Name leitet sich vom Wort "salaf" ("Vorfahre") ab und bezieht sich auf die Bestrebung, sich religiös an den altehrwürdigen Vorfahren zu orientieren. Als diese Vorfahren gelten die ersten drei Generationen von Muslimen, die noch den Propheten Mohammed bzw. dessen direkte Nachkommen (persönlich) kannten. Denn ihnen wird allgemein zugestanden, durch die zeitliche Nähe zum Propheten den Islam besonders "richtig" gelebt zu haben.

Allerdings gibt es in der Strenge der Religionsauslegung selbst innerhalb der Salafisten Unterschiede: Das deutsche Innenministerium sagte dazu einmal, dass nicht jeder Salafist zwangsläufig ein Dschihadist, also ein gewalttätiger Fanatiker, ist. Allerdings ist jeder Dschihadist ein Salafist.

In Saudi-Arabien an der Macht

Zu den Salafisten zählen auch die Wahhabiten, die in Saudi-Arabien regieren. Das Land ist weltweit für seine besonders puristische und traditionelle Auslegung des Islam bekannt, in der Frauen so gut wie keine Rechte besitzen und wo es eine eigene Religionspolizei gibt - denn die Scharia, das islamische Recht, wird von Salafisten über moderne, weltliche Rechtssysteme gestellt.

Die Ursprünge der salafistischen Bewegung sind selbst innerhalb des Islam umstritten. Während es durchaus Argumente dafür gibt, dass das Konzept bereits im Mittelalter existierte, geht die heutige, "moderne" Schule des Salafismus auf das Ende des 19. Jahrhunderts zurück.

Die islamischen Welt war damals von Europa kolonisiert, was der moslemischen Bevölkerung aufzeigte, dass man in zivilisatorischen Rückstand geraten war (im Mittelalter waren ja hingegen der Großteil Spaniens und Portugals von der arabischen Welt besetzt gewesen, später Südosteuropa durch das Osmanische Reich).

Ablehnung der westlichen Werte

Es kam der Gedanke auf, dass dem durch ein strengeres Ausleben der islamischen Lehre entgegen gewirkt werden kann. Vereinfacht gesagt: Wenn man sich wieder auf die Tugenden des traditionellen Islam besinnt, dann findet man auch wieder zu alter Stärke zurück. Darin ist die Abneigung der Salafisten gegenüber der westlichen Welt begründet: Zum einen aus religiöser, zum anderen aus politischer Sicht.

So lässt sich auch die Nähe der Salafisten zu Terrororganisationen wie dem IS oder Al-Qaida erklären. Deren Gründer Osama bin Laden etwa war ein saudi-arabischer Wahhabit und somit Salafist.