Österreich

Was ist los in Österreichs Gefängnissen?

Heute Redaktion
Teilen

Seit einiger Zeit berichten die Medien über bisher ungekannte "erschütternde Missstände" in unserem Strafvollzug. Vernachlässigte Häftlinge, Vergewaltigungen, "unfassbare Skandale". Sind das die üblichen Übertreibungen der Medien? Selbst der Justizminister beklagt eine "Tendenz zur Verharmlosung und Vertuschung".

Seit einiger Zeit berichten die Medien über bisher ungekannte "erschütternde Missstände" in unserem Strafvollzug. Vernachlässigte Häftlinge, Vergewaltigungen, "unfassbare Skandale". Sind das die üblichen Übertreibungen der Medien? Selbst der Justizminister beklagt eine "Tendenz zur Verharmlosung und Vertuschung".

Dostojewski, der große russische Schriftsteller, der selber Schlimmes in den Gefängnissen des Zaren erlebt hat, meinte, um einen Staat zu beurteilen, müsse man sich seine Gefängnisse von innen ansehen. Österreichs Gefängnisse sind sicher im weltweiten Vergleich bei weitem nicht die Schlechtesten. Über unsere Gefangenenseelsorge und durch viele eigene Besuche weiß ich von viel Gutem und Vorbildlichem im österreichischen Strafvollzug.

Wir leben Gott sei Dank in einem freien Rechtsstaat, wo nicht der Gedanke der Rache für eine begangene Tat vorherrscht, sondern Sicherheit und Resozialisierung vorrangig sind. Das aber stellt die Verantwortlichen vor große Herausforderungen. Denn viele Insassen kommen aus Milieus voller Gewalt, haben massive Drogen- oder Alkoholprobleme, sind psychisch belastet, kommen aus fremden Weltgegenden zu uns und geraten in ihrem Überlebenskampf auf die schiefe Bahn.

Umso wichtiger ist hier die Arbeit der Justizwache, der Sozialarbeiter, Ärzte, Psychologen und Seelsorger, und auch der vielen Ehrenamtlichen, die sich um die Haftentlassenen und ihre Wiedereingliederung bemühen. Gibt es dennoch Reformbedarf im Strafvollzug? Zweifellos! Und dem Justizminister ist bei seinen Reformbemühungen viel Erfolg zu wünschen!