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Was Linz von der Mega-City Madrid lernen kann

Heute Redaktion
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Linz und Madrid haben ein Problem mit der Luftverschmutzung. Doch die spanische Millionen-Stadt hat einen Plan, den sich nun Umwelt-Landesrat Rudi Anschober ansah.

"Ich lebe seit 21 Jahren hier, aber so ruhig war es überhaupt noch nie. Ich kann die Fenster aufmachen", Birgit Pimminger (45) ist begeistert. Die gebürtige Dietacherin lebt in Madrid. Doch so zufrieden wie jetzt war sie nicht immer. Der Grund: Die spanische Hauptstadt hat die Notbremse gezogen und mit radikalen Maßnahmen der Luftverschmutzung den Kampf angesagt.

Ganz freiwillig geschah das freilich nicht. Die EU hatte ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet, weil die Grenzwerte in der Stadt immer wieder massiv überschritten wurde.

Ein Plan A für die Luft

Das ist Madrid

Madrid ist die Hauptstadt Spaniens und der Autonomen Gemeinschaft Madrid. Die Metropolregion Madrid zählt mit etwa sieben Millionen Einwohnern zu den größten Metropolen Europas. Madrid ist (ohne Vororte) mit rund 3,2 Millionen Einwohnern nach London und Berlin die drittgrößte Stadt der Europäischen Union und die größte Stadt Südeuropas.

Also entwickelte Madrid einen Plan A für die Luft. Die radikalste Maßnahme: die Innenstadt wurde zur Sperrzone für "Dreckschleudern". Sprich Autos, die nicht aktuellen Umweltstandards entsprechen. Fahrzeuge, die rein wollen werden klassifiziert. 5 Pickerl gibt es. Reine Elektroautos dürfen immer rein. Hybridautos und abgasarme Verbrenner, dürfen auch rein (nur zu bestimmten Zeiten), müssen aber in einer Parkgarage parken. Wer kein Pickerl hat, darf gar nicht erst rein.

Computersystem überwacht alles



115 Kameras erfassen jedes Auto, auch bei den Tiefgaragen. Wer nicht rein darf, es trotzdem tut, wird gestraft. 90 Euro sind zu zahlen. Nach einer zweimonatigen Testphase wird seit vergangenem Freitag gestraft. Die Bilanz: 25 Prozent weniger Autos, 9 Prozent weniger Umweltbelastung, Radbotendienste boomen, die Innenstadtbewohner atmen auf.

Umweltlandesrat Anschober hat sich die Maßnahmen mit seinem Team vor Ort angeschaut, "Heute" hat ihn begleitet. Und Anschober ist begeistert. Wobei ihn weniger die Umweltzone beeindruckt hat.

Straßen werden verengt



Der massive Ausbau der Pendlerparkplätze und die Rückbaumaßnahmen haben es ihm mehr angetan. "Madrid erobert auch die Stadt als Lebensraum zurück", sagt er. Beispiel Gran Via. Auf sechs Spuren wälzten sich hier tagtäglich abertausende Autos durch die City. Seit November 2018 sind es nur noch drei, plus eine Taxi- und Busspur. Die Gehsteige wurden im Gegenzug verbreitert, Bäume gepflanzt und Bänke aufgestellt.

Das erwartete Verkehrschaos blieb aus. Im Gegenteil: "Bei der Eröffnung haben 500.000 Menschen dort ein Straßenfest gefeiert", erzählt der österreichische Botschafter in Madrid, Christian Ebner, "Heute".

Sehr gut angenommen wird in Madrid auch ein stadteigener E-Bike-Verleih. 2.500 Räder stehen zur Verfügung. Es gibt eine Jahreskarte (15 Euro), dann zahlt man für 30 Minuten nur 50 Cent. Auch deshalb werden die Bikes von vielen Einwohnern Madrids für den Weg zur Arbeit und wieder heim verwendet.

Im Video erklärt Landesrat Rudi Anschober, was Madrid richtig macht:

Anschobers Plan für Linz



Und Anschober hat auch für Linz einen Plan. Der soll ab spätestens Mai umgesetzt werden. "Umweltzonen sind das allerletzte Mittel, wenn alle anderen Maßnahmen keine Wirkung auf die Luftqualität haben", sagt Anschober.

Und so sieht der Plan für Linz aus:

-> Der Ausbau des Öffi-Verkehrs soll endlich vorangetrieben werden.

-> Es sollen mehr Sonderspuren für Autos mit mehr als zwei Personen kommen.

-> 10.000 neue Pendlerparkplätze

-> 30 Kilometer neue Fahrradwege

-> E-Bike-Verleih, sowie Auto- und Motorroller-Sharing

-> Polizisten auf E-Bikes

-> Taxiunternehmen soll der Umstieg auf E-Autos durch Förderungen schmackhaft gemacht werden.

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