Bis zu 10.000 Liter Wasser rauschen in der Sekunde durch das neue Wasserbaulabor der Universität für Bodenkultur – das ist weltweit einzigartig. Der 90 Meter lange und 25 Meter breite Flussdurchlauf ermöglicht Versuche im Maßstab bis zu 1:1.
Hier sollen künftig Forschungen zu Hochwasserschutz, Dürreproblematiken in Flüssen, Ökologie, Sohleintiefung, nachhaltiger Wasserkraft, aber auch Wildbachverbauung, Schifffahrt und Rückbau von Flüssen unter Einfluss des Klimawandels und der Landnutzungsveränderung erforscht werden. Flüsse sollen so in Zukunft anders genutzt und somit geschützt werden.
Insgesamt verfügt der Neubau über eine Gesamtfläche von 12.300 Quadratmetern und liegt direkt hinter der Nussdorfer Wehr, dem Einlaufwerk des Donaukanals. Helmut Habersack wird der wissenschaftliche Leiter des neuen Labors. Er ist bereits Leiter am Institut für Wasserbau, Hydraulik und Fließgewässerforschung der BOKU.
Das "Herzstück des neuen Wasserbaulabors" ist der Main Channel, also die erste Halle mit insgesamt 1.940 Quadratmetern Fläche. Dort befindet sich auch der sogenannte "Big Flume". Eine große Rinne mit fünf Meter Breite, erweiterbar auf bis zu 25 Meter. Der Big Flume ist ein weltweites Unikat und ermöglicht Versuche im Maßstab bis zu 1:1.
Im "River Lab", der zweiten Versuchshalle, gibt es auf 1.400 Quadratmetern kleinere Flussgerinnen. Das aus der Donau abgezapfte Wasser fließt wieder in den Donaukanal ab. "Wir erreichen eine Fließgeschwindigkeitsvariabilität und Wirbel, wie sie auch in der Natur vorkommen, und Wassertiefen bis zu drei Metern", erklärt Habersack gegenüber der "APA".
Der Standort für das Labor wurde bereits 2010 gefunden, 2018 erfolgte der Spatenstich, die Bauarbeiten begannen im Jänner 2020. Fertiggestellt wurde die Halle Ende 2022. Gekostet hat das Projekt insgesamt etwa 49 Millionen Euro. Diese wurden vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung, der Stadt Wien, dem Land Niederösterreich und den Ministerien für Wissenschaft, Klima, Landwirtschaft und Wirtschaft getragen.
Neben zwei Versuchshallen gibt es im neuen Labor auch einen Hörsaal sowie Werkstätten. Ein sogenanntes "Public Lab" steht außerdem für Informationen an die Öffentlichkeit und für Schulprogramme bereit.