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"We Were Here Forever" im Test – düsterer Koop-Hit

Im Stil von Escape Rooms versetzt uns die "We Were Here"-Reihe in dystopische Welten. Der neueste Teil "We Were Here Forever" ist eine Puzzle-Perle.

Rene Findenig
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"We Were Here Forever" ist das Glanzstück der bisherigen "We Were Here"-Reihe und sticht seine Vorgänger aus.
"We Were Here Forever" ist das Glanzstück der bisherigen "We Were Here"-Reihe und sticht seine Vorgänger aus.
Total Mayhem Games

Drei Spiele hat die beliebte Rätsel-Serie "We Were Here" des niederländischen Studios Total Mayhem Games bereits hervorgebracht, der neueste Teil "We Were Here Forever" für PC zeigt aber, dass aller guten Dinge manchmal vier sind. Bei den Games handelt es sich um Koop-Online-Rätselspiele, die die Zocker in die Haut von Entdeckern schlüpfen lassen. Dabei werden die Spieler in Burgen, Kerkern oder Schneestürmen gefangen gehalten und müssen gemeinsam versuchen, aus der ausweglos scheinenden Situation zu entkommen. Im neuesten Teil wird es sogar noch deutlich düsterer als bisher.

Dieses Mal erwacht der Spieler mitsamt einem Mitzocker im Verlies des gruseligen Castle Rock – und ohne Erinnerung. Ob man also bewusst in eine Falle gelockt wurde oder sich selbst in die Situation gebracht hat, erfährt man vorerst nicht. So müssen die Spieler-Paare erst einmal aus ihren Zellen und dann aus der dunklen Burg entkommen – dazu muss aber erst einmal das finstere Anwesen vom Dachboden bis zum Keller durchsucht werden. Und immer wieder erfährt man dabei auf äußerst schaurige Art, dass man es hier mit unheimlichen Mächten zu tun hat, die nicht vorhaben, uns gehen zu lassen.

Nicht für Anfänger gemacht

"We Were Here Forever" ist bei weitem der bisher beste Eintrag in der Serie. Das Spiel wechselt mit einem einzigartigen Grafik-Stil von real aussehenden Burg-Mauern hinein in geisterhafte Dorf-Umgebungen und schließlich sogar Welten in Neon-Farben, die dem "Multverse of Madness" eines Doctor Strange entsprungen sein könnten. Den Spielspaß könnte allerdings trüben, dass das Game knackige Rätsel und Situationen serviert, in denen sich die beiden Koop-Spieler perfekt abstimmen müssen. Mit einem nicht kommunikativen Anfänger zocken? Kann man bei "We Were Here Forever" vollkommen vergessen!

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    Drei Spiele hat die beliebte Rätsel-Serie "We Were Here" des niederländischen Studios Total Mayhem Games bereits hervorgebracht, der neueste Teil ...
    Drei Spiele hat die beliebte Rätsel-Serie "We Were Here" des niederländischen Studios Total Mayhem Games bereits hervorgebracht, der neueste Teil ...
    Total Mayhem Games

    Kleines Manko selbst für Profis: Beide Koop-Partner müssen das Game besitzen, eine Gratis-Einladung eines Kollegen, wie es etwa "It Takes Two" bietet, ist hier nicht zu finden. Schade! Die Hürden zu einem guten Gameplay sind also etwas höher gelegt. Die Suche nach einem smarten Mitspieler lohnt aber, denn haben sich zwei wirkliche Puzzle- und Rätselfreunde gefunden, spielt sich "We Were Here Forever" einfach fantastisch. Wer die Serie bisher nicht kennt: Alle Teile werden recht lose mit einem Story-Deckmantel verbunden, wer jetzt aber neu einsteigt, verpasst keine wirkliche Handlungs-Offenbarung.

    Selbst simple Puzzles sind hier der Hit

    Absolut atemberaubende Kreativität legen die Entwickler an den Tag, wenn es um verrückte und knallharte, aber immer logische und lösbare Rätsel im Spiel geht. Der Mix reicht von Passagen, in denen ein Spieler den anderen anleiten muss, wohin er zu laufen hat bis hin zu physikalischen Logik-Rätseln. Dazwischen werden auch asymmetrische Passagen als Wettlauf gegen die Zeit und die eigentlich typischen Symbol- und Zahlen-Merkspiele abgespult – einzig dass auch sie immer mit kreativen Änderungen auftreten. So übertreibt man nicht, wenn man sagt: Im Spiel werden selbst simple Puzzles zum Hit.

    Kommt man halbwegs gut voran und scheitert nicht stundenlang an einer Aufgabe, dauert das Spiel rund 11 bis 14 Stunden. Wobei minutenlang auch alleine gespielt wird, denn für die komplexen Rätsel trennt das Game die Koop-Partner immer wieder geschickt voneinander. Und das sogar so weit, dass man manche Passage komplett alleine bewältigen muss. Umso spannender ist es, sich mit dem Partner auszutauschen, was er gerade in der Situation erlebt hat, wenn man es zurück zur Wiedervereinigung schafft. Um einen Partner zu finden, kann übrigens eine Match-Making-Funktion im Spiel genutzt werden.

    Wunderbares und atemberaubendes Abenteuer

    Dennoch müssen wir uns wiederholen: Mit einem per Zufall zusammengewürfeltem Fremden zu zocken, der sich hinten und vorne nicht auskennt und mit dem man beim Koop-Play einfach nicht warm wird, kann unendlich frustrierend sein. Wer also irgendwie die Möglichkeit hat, sich mit einem Freund zum Spielen zu verabreden, sollte dies immer bevorzugen. Zu sehr ist man in "We Were Here Forever" davon abhängig, wie gut das Timing, die Beobachtungsgabe und die Koordination des Gegenübers ist – harmoniert sie mit der eigenen Spielweise, ist der Titel ein wunderbares und atemberaubendes Abenteuer.

    Technisch ist alles super: Die Story ist gut erzählt und düster ausgefallen, lässt aber auch einiges an Witz durchfunkeln. Für Anfänger wird bei jedem Puzzle zudem eine kleine Hilfe angeboten – jeder Mitspieler kann sich drei Tipps pro Rätsel einblenden lassen. Keiner der Hinweis knallt dabei die Lösung auf den Tisch, sie führen die Spieler aber immer deutlicher in die Richtung, in der die Lösung zu finden ist. Der gefährlich aufwogende Soundtrack ist ebenso ein Hit, bei der Grafik schwankt die Qualität zwischen scharfen Umgebungen im Panorama und etwas verwaschenen Objekten in Nahaufnahme.

    Ein Puzzle-Meilenstein – mit dem richtigen Partner

    "We Were Here Forever" ist ein Puzzle-Meilenstein – unter der Voraussetzung, dass man den geeigneten Koop-Partner dafür findet. Wer das tut, auf den warten die mitunter besten Rätsel, die das Genre zu bieten hat sowie ein Abenteuer, in dem man sich gruselt, wie amüsiert gleichermaßen. Schade ist, dass eine Partie mit dem "falschen" Partner einem das Abenteuer schnell für längere Zeit vermiesen kann, was beim Zufalls-Match-Making leider öfters passiert. Genau diese Gefahr hätte vielleicht ein Gratis-Friend-Pass-System wie bei Koop-Games à la "A Way Out" und "It Takes Two" etwas vermindern können.

    Die "We Were Here"-Reihe hat mit ihrem vierten auch gleich ihren bisher besten Teil gefunden. Technisch sauber, sprüht "We Were Here Forever" vor Kreativität und Genialität. Übrigens kommen nicht nur PC-Spieler auf Steam und im Epic Game Store in den Genuss des Titels: Auch die Xbox One, Xbox Series X|S, PlayStation 4 und PlayStation 5 werden demnächst bedient. Tolle Story, geniale Puzzles, grandioses Koop-Erlebnis, guter Sound und ansehnliche Grafik, "We Were Here Forever" überzeugt als Rätselspiel mit Story-Kampagne auf ganzer Linie und ist ein Fest für alle Spieler, die gerne tüfteln.