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Websites überwachen jede Texteingabe in Echtzeit

Heute Redaktion
13.09.2021, 22:26

Nicht nur die Mausbewegungen und Scrolls der Nutzer werden aufgezeichnet. Eine Studie belegt, dass beliebte Websites sogar Tastatureingaben registrieren.

Besucher von Websites liefern den Betreibern in der Regel jede Menge Daten. In welchem Ausmaß ein solches Tracking erfolgt, variiert jedoch stark und ist je nach Website verschieden. Problematisch sind vor allem sogenannte Session-Replay-Skripte.

Diese erlauben den Betreibern nicht nur, Bewegungen mit der Maus und das Scrollverhalten der Nutzer aufzuzeichnen, sondern auch jegliche Tastatureingaben in Echtzeit zu erfassen. Der Clou: Eingaben — von Kreditkartennummern bis hin zu Passwörtern etwa — werden auch dann erfasst, wenn diese gar nicht abgeschickt werden. Wer sich vertippt oder aus Versehen Daten preisgibt, wird ebenfalls ungefragt registriert.

Entdeckt haben das Forscher der Universität von Princeton. Ihre Untersuchung ergab, dass mindestens 482 der 50.000 weltweit beliebtesten Websites solche Schnüffel-Skripte verwenden. Diese Tools stammen im Übrigen meist von Drittanbietern wie der russischen Suchmaschine Yandex oder der Firma Hotjar, die dadurch ebenfalls Zugriff zu sensiblen Nutzer-Daten erlangen.

Echtzeit-Aufnahme eines Session-Replays-Skripts. (Video: YouTube)

Bekannte Websites

Unter den untersuchten Websites befinden sich bekannte Namen wie League of Legends, Wordpress, Adobe, Spotify, Reuters, Ryanair oder auch die Website der Antiviren-Software Norton. Die Studie konnte zwar nicht zweifelsfrei feststellen, ob die Session-Replay-Skripte bei den besagten Websites zum Einsatz kommen. Bewiesen ist nur, dass sie über solche Analyse-Tools verfügen.

Aktive Skripte hingegen gibt es auf beliebten Websites wie Logitech, Lenovo, Nintendo, Gucci, Toyota, Airfrance und auch beim Disney Store. Fazit der Forscher: Laufen entsprechende Skripte, kann man sich nicht darauf verlassen, dass die unverschlüsselten Daten nicht aufgezeichnet werden. Eine Liste der Websites und der Art der verwendeten Skripte und verwendeten Untersuchungsmethode der Studie finden Sie hier.

Halb so schlimm?

Mittels Session-Replay können Daten in Echtzeit registriert und zum Zweck der Besucheranalyse verwendet werden, böse Absichten braucht es dazu nicht. Auch zur Optimierung einer Website sind diese Tools durchaus sinnvoll. Also, alles halb so schlimm? Da einige Anbieter die erhobenen Daten nicht per SSL-Verschlüsselung (ein Netzwerkprotokoll zur sicheren Datenübertragung) weitergeben würden, ist dieses Geschäft allerdings auch für Kriminelle interessant. Wie die Forscher in ihrer Studie festhalten, können die Daten der kritisierten Websites relativ einfach von Dritten extrahiert werden.

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