Gesundheit

Wegen Katastrophe boomt Schwarzmarkt für Medikamente

Das Gesundheitssystem in Indien steht vor dem Kollaps. Angehörige von Covid-19-Erkrankten setzen aus Verzweiflung auf Medikamente vom Schwarzmarkt.

20 Minuten
Teilen
Die Corona-Lage in Indien spitzt sich immer mehr zu.
Die Corona-Lage in Indien spitzt sich immer mehr zu.
DIPTENDU DUTTA / AFP / picturedesk.com

Das Gesundheitssystem in Indien steht vor dem Kollaps. In ihrer Verzweiflung setzen einige Angehörige von Covid-19-Patienten auf Medikamente, deren Wirksamkeit bislang nicht durch Studien belegt wurde – oder die sie auf dem Schwarzmarkt ergattern.

Mit einem Eisbeutel in der Hand wartete Ashish Poddar vor dem Krankenhaus auf den Schwarzmarkthändler. Er brauchte dringend Medikamente für seinen 68-jährigen Vater, der in seinem Bett in der Klinik in Neu-Delhi nach Luft japste. Doch die Medikamente kamen nie, das Eis, das für die Kühlung gedacht war, schmolz und der Vater starb wenige Stunden später.

Poddar war wie so viele andere in Indien in der schlimmsten Phase der Corona-Pandemie von Verzweiflung getrieben, als er sich an einen Schwarzmarkthändler wandte, um die Medikamente Remdesivir und Tocilizumab zu bekommen, die es in der Klinik einfach nicht gab. Gegen eine Vorauszahlung von umgerechnet ca. 880 Schweizer Franken versprach der Schwarzmarkthändler, die Mittel zu besorgen.

Immer wieder kamen SMS des Händlers. Es sei unterwegs, hieß es in einer. Schon ganz in der Nähe, schrieb er in einer anderen. Bis es zu spät war. "Ich wünschte, er hätte mir wenigstens gesagt, dass er nicht kommen wird. Dann hätte ich anderswo suchen können", sagte der trauernde Sohn.

Am Schwarzmarkt das 20-fache für "Remdesivir"

Die Schwarzmarktpreise für Remdesivir, das von mehreren indischen Firmen hergestellt wird, seien um das 20-fache auf umgerechnet bis zu circa 800 Euro für eine einzige Ampulle gestiegen, sagte Siddhant Sarang, der als Freiwilliger für eine Jugendorganisation tätig ist, die Covid-19-Patienten hilft, Medikamente und Krankenhausbetten zu finden. Die Händler verlangten oft Vorauszahlungen in bar, sagte er.

"Die Leute gehen mit 200.000 bis 300.000 Rupien (umgerechnet rund 2.200 bis 3.300 Euro) in einem Koffer zu den Händlern." Die Behörden versuchen nun gegen das Horten von Medikamenten und Sauerstoff vorzugehen, in Neu-Delhi gab es Razzien.

Täglich neue Rekordzahlen bei Neuinfektionen

Im September hatten indische Hersteller nach offiziellen Angaben mehr als 2,4 Millionen Dosen des Medikaments Remdesivir produziert. Doch als die Infektionszahlen im Herbst sanken, vernichteten sie abgelaufene Vorräte und produzierten weniger. Auf den Anstieg der Fälle im Februar reagierte Indien nur langsam, erst im März nahm die Produktion wieder an Fahrt auf.

Mittlerweile verzeichnet Indien tägliche neue Rekordzahlen bei den Neuinfektionen. Mehr als 380.000 waren es am Freitag sowie knapp 3.500 Todesfälle, am Samstag waren es sogar bereits über 400.000 neue Corona-Fälle. Überlastete Krankenhäuser und unzureichende Versorgung mit Sauerstoff und Medikamenten verschlimmern die Lage.

1/63
Gehe zur Galerie
    <strong>25.04.2024: Kein Auto, kein Haus – so lebt René Benko.</strong> Erstmals seit der Signa-Pleite zeigte sich Unternehmer René Benko der Öffentlichkeit. Der Tiroler erschien am Mittwoch in Innsbruck vor Gericht. <a data-li-document-ref="120033251" href="https://www.heute.at/s/kein-auto-kein-haus-so-lebt-rene-benko-120033251">Die Details &gt;&gt;&gt;</a><a data-li-document-ref="120033229" href="https://www.heute.at/s/jetzt-droht-beliebtem-lebensmittel-das-bittere-aus-120033229"></a>
    25.04.2024: Kein Auto, kein Haus – so lebt René Benko. Erstmals seit der Signa-Pleite zeigte sich Unternehmer René Benko der Öffentlichkeit. Der Tiroler erschien am Mittwoch in Innsbruck vor Gericht. Die Details >>>
    EXPA / APA / picturedesk.com